Den meisten Menschen ist bekannt, dass Gene von einer Generation zur nächsten weitervererbt werden. In einer Familienaufstellung wird auch etwas anderes deutlich: Nämlich dass auch Traumen und negative Blockaden innerhalb Familiengenerationen weitergegeben werden können. Das führt oftmals zu Beziehungskonflikten zwischen Familienmitgliedern. Eine gute Aufstellung kann unklare Verhältnisse beseitigen und zu mehr Harmonie führen. Unser Gastautor Asim Aliloski war vor Ort und hat persönlich Einblick in die Familienaufstellung gewonnen.

Die Familienaufstellung ist eine ursprünglich nach Bert Hellinger entwickelte Therapieform, die in Gruppen praktiziert wird. Sie ermöglicht es auf oft erstaunliche Weise, uralte, manchmal über Generationen weitergegebene, Schuldgefühle oder Konflikte zwischen Familienmitgliedern zu erkennen und aufzulösen. Die in manchen Fachkreisen aber umstrittene Therapieform muss sanft und behutsam von einem professionellen Aufstellungsleiter geführt werden, damit sie gelingt. Dieser Einschätzung schließen wir uns in der Redaktion an. Asim Aliloski: „Dr. Roman Braun bietet schon seit vielen Jahren Familienaufstellungen an, der sich persönlich zu den Bewunderern Bert Hellingers zählt.“ „Letztlich geht es hier wieder um die Liebe“, eröffnet Braun sein Aufstellungsseminar. Es scheint offensichtlich zu sein, dass dann, wenn klare Verhältnisse in einer Familie herrschen, mehr Liebe und Harmonie zwischen den Menschen wachsen kann.

 

Probleme mit der eigenen Familie scheinen sich aber auch auf andere Lebensbereiche auszuwirken. Konflikte mit dem eigenen Chef sind oftmals Anzeichen dafür, dass es Schwierigkeiten mit den eigenen Eltern gab. Diese „Doppelbelichtung“, wie in der Aufstellung genannt, führt dazu, dass in einer anderen Person die ungelösten Konflikte zu den Eltern gesehen werden, nämlich dann zu Autoritäten, denen man als Erwachsener begegnet. Doch nicht nur am Arbeitsplatz werden Familienkonflikte ausgetragen. Auch in der Partnerschaft kommen ungelöste Konflikte hoch, dessen Ursache in der Familie liegen. Wenn ein Mensch zu viel von seinem Partner abverlangt, dann wohl aus dem Grund, weil er als Kind nicht genug von den eigenen Eltern bekommen hat. Sein Partner soll nun diese Leere füllen, was nur schwer gelingen kann.

Bei Aufstellungen werden versteckte familiensystemische oder karmische Dynamiken sichtbar gemacht, notwendige Ordnungen wiederhergestellt und Blockaden in Beziehungen beseitigt. Doch genauso wichtig wie die Therapieform ist wohl auch der Aufstellungsleiter. Der Therapeut hat nicht nur einiges von Dynamiken in Beziehungen zu verstehen, sondern muss wohl auch selbst Beziehungskonflikte zur eigenen Familie geklärt haben, damit er deutlich bei anderen sehen kann, was Sache ist und Gefahren einer Projektion vermeidet. Darüber hinaus hat ein guter Aufstellungsleiter viel Lebenserfahrung in Veränderungsarbeit und spiritueller Entwicklung vorzuweisen.

Wer Therapieformen in der Gruppe meiden möchte, der kann auch systemische Arbeit in Einzelsitzungen kennenlernen. Das Systembrett kann beispielsweise dafür genutzt werden, um dem Klienten Beziehungsgeflechte und Verstrickungen zu verdeutlichen.

Mögliche ungesunde Verstrickungen in Beziehungen:

Schuld – Wenn ein Familienmitglied stark gelitten hat, fällt es den anderen in der Familie oftmals schwer, aus Schuld heraus selber ihr Leben glücklich zu leben.

Nachahmung – Wenn ein Erwachsener das Verhalten seines Vaters oder Mutter nachahmt, also so wird wie ein Elternteil. Dies geschieht meistens aus Solidarität heraus, weil ein Elternteil vor dem Kind schlecht über den anderen gesprochen hat.

Übernahme – Wenn jemand von einem Familienmitglied Gefühle, Aufgaben oder Pflichten unbewusst übernimmt. Diese Bindungsliebe führt häufig zu Überforderung und Anmaßung im Alltag.

Triangulierung – Wenn ein Familienmitglied in einen Familienkonflikt als Verbündeter gezogen wird, für den es nichts kann und auch nicht verantwortlich ist.

Parentifizierung – Wenn das Kind die Eltern bemuttert und die Rolle der Großeltern einnimmt, weil sie nicht ihre Aufgaben richtig erfüllen oder erfüllt haben.

Doppelbelichtung – Wenn das Gegenüber für jemanden gehalten, der er nicht ist. Beispielsweise wird der Chef nicht nur als Vorgesetzter gesehen, sondern auch Ersatzvater oder Ersatzmutter.

Links

Dr. Roman Braun – Systemische Aufstellungen & Ausbildungen www.trinergy.at

Bert Hellinger – Familienaufstellung http://www2.hellinger.com/home/

Österreichische Arbeitsgemeinschaft für systemische Therapien http://www.oeas.at/

Titelfoto: Familienaufstellung (c) Trinergy