Mit dem ersten Theaterstück des Schriftstellers Clemens  J. Setz setzen das Max Reinhardt Seminar und das Volkstheater Wien ihre künstlerische Partnerschaft in der neuen Spielzeit 2017/18 fort. Die Premiere von Vereinte Nationen findet am 13. Oktober 2017 im Volx/Margareten statt.

Auf den ersten Blick würde man meinen, Martina wird von ihren Eltern nur zu streng behandelt. Das siebenjährige Mädchen muss essen, was auf den Tisch kommt – auch wenn es schon etwas gammelig schmeckt – und falls sie das nicht tut, dann setzt es eine Konsequenz.

Erst auf den zweiten Blick offenbart sich der Horror dieses äußerlich funktionierenden Drei-Personen-Haushalts. Martina wird laufend Verhaltensprüfungen, Vorwürfen und Moralpredigten ausgesetzt („Den Ton kannst du bei den Vereinten Nationen anschlagen, nicht bei mir!“), bei denen sie nur versagen kann – und die Eltern filmen diese Prüfungen heimlich für ein kommerzielles Videoprojekt mit. In der Cornflakes-Packung ist eine Kamera versteckt. Martina ist unwissentlich die alleinige Hauptdarstellerin eines privaten Dschungelcamps, Vater und Mutter sind die Produzent/innen.

In seiner moralischen Komödie verschiebt Clemens J. Setz, der auch in seiner Prosa durch eine sezierende, analytische Sprache besticht, geschickt die Grenzen zwischen krimineller Handlung und erlaubter Profitgier. Eine empathiefreie Erwachsenenwelt (zu der auch zwei Freund/innen des Elternpaares gehören, die sich um die Verkaufsstrategien für die entstandenen Filme sorgen) gerät in ihrer ästhetischen Diskussion über das, was „fake“ ist und was „natural“, außer Kontrolle.

In deiner ganzen Logik ist ein riesiges Loch.

Clemens J. Setz 
wurde 1982 in Graz geboren, wo er studierte und heute als Übersetzer und freier Schriftsteller lebt. Nach mehreren vielbeachteten Prosawerken (Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter KindesIndigo oder Die Stunde zwischen Frau und Gitarre) trug ihm sein erstes Stück auf Anhieb eine Einladung zu den Mülheimer Theatertagen 2017 ein. Bei der Kritiker-Umfrage von „Theater heute“ wurde das Stück in der Kategorie „Stück des Jahres“ auf Platz zwei gereiht.

Holle Münster
Die Regisseurin ist Mitglied des Theaterkollektivs Prinzip Gonzo und Absolventin des Max Reinhardt Seminars. Nach Hose Fahrrad Frau (2016) widmet sich Regisseurin Holle Münster erneut mit Max-Reinhardt-Seminarist/innen einem brandneuen österreichischen Theatertext.

Philipp Auer ist 1993 in Wiener Neustadt geboren, er studiert im dritten Jahrgang am Max Reinhardt Seminar. Mit dem von ihm mitbegründeten Theaterkollektiv „Bawidifu“ war er u.a. 2015 und 2016 beim Kurztheaterfestival Mimamusch zu sehen, ebenso wie im Kurzfilm Remis. Im Max Reinhardt Seminar hat er in Aufzeichnungen aus dem KellerlochDas Missverständnishelden und Kalami Beach mitgewirkt.

Nélida Martinez ist 1995 in Frankfurt/Main geboren, sie studiert im vierten Jahrgang. Im Rahmen des Studiums war sie im Impro-Abend Rückwärts in die Zukunft und im musikalischen Abend In Wahrheit ist’s ne Lüge zu sehen. Im Burgtheater Kasino spielte sie 2016-17 in Lumpenloretta.

Clara Schulze-Wegener (geb. 1992 in Wolfhagen, Deutschland), studiert im vierten Jahrgang. Sie hat in zahlreichen Produktionen des Max Reinhardt Seminars gespielt. Engagements führten sie ins Hessische Landestheater Marburg, mit dem von ihr mitbegründeten Theaterkollektiv „Bawidifu“ u.a. zum Kurztheaterfestival Mimamusch sowie ins Landestheater Niederösterreich für Das Traumfresserchen.

Die Münchnerin Emilia Rupperti (geb. 1994) studiert im dritten Jahrgang am Max Reinhardt Seminar, wo sie in Schöne Axt zum AuslichtenDie HeiratCountry Music,Dosenfleisch und Vineta spielte. Im Jahr 2017 wirkte sie in den Kurzfilmen Das schwere Herz und Maniac mit.

Der gebürtige Wiener Anton Widauer (geb.1995) studiert im zweiten Jahrgang Schauspiel. Im Rahmen des Studiums hat er bei der szenischen Skizze Zwillingssterne und beiDas wundervolle Zwischending mitgewirkt. Er war bereits beim Jungen Ensemble Hörbiger, im Dschungel Wien, im Schauspielhaus Wien und zuletzt bei den Festspielen Stockerau engagiert.

Vereinte Nationen
Mit: Philipp Auer, Clara Schulze-Wegener, Nélida Martinez, Anton Widauer, Emilia Rupperti | Regie: Holle Münster (Prinzip Gonzo) Bühnenbild und Kostüme: Thea Hoffmann-Axthelm Musik: Robert Hartmann (Prinzip Gonzo) Künstlerische Mitarbeit: Alida Breitag Dramaturgie: Michael Isenberg Regieassistenz / Inspizienz: Simon Fröhlich

Termine
Fr 13. Oktober 2017 | Premiere
Di 17. | Sa 21. Oktober 2017
Beginn jeweils 20.00 Uhr
weitere Termine folgen

Aufführungsort
Volx/Margareten, 1050 Wien, Margaretenstraße 166

Tickets
Telefon +43 (0)1 52111–400 www.volkstheater.at/karten

 

 

Foto: © Robert Polster / Volkstheater