Rund 2000 Kilometer vor der Westküste Afrikas …

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Bislang war das britische Überseegebiet St. Helena nur per Schiff zu erreichen – alle drei Wochen wurde es von Kapstadt aus angesteuert. Die Überfahrt dauerte fünf Tage, nur 1500 Besucher zählte die Insel pro Jahr. Nun steht der umstrittene Flughafen, der dem entlegenen Inselchen auch einen Besucheransturm bescheren soll. Mitten im Südatlantik hofft man tatsächlich zum einen, einen Teil des touristischen Kuchens abzubekommen. Andere Insulaner befürchten, dass viele Urlauber das Eiland überlaufen. Abgesehen von noch fehlender Infrastruktur, Hotels, etc. Bislang gab es eine einzige Bank, keine Bankomaten, kein Mobilfunkempfang.

St-Helena-Jamestown

St-Helena-Jamestown

Eines Tages unabhängig. Das dortige Tourismusbüro begrüßt naturgemäß die nun bald wöchentlichen Viereinhalb-Stunden-Flüge von Johannesburg nach St. Helena, die im Februar 2016 zum Insel-Airport aufgenommen werden. Man rechnet mit 30.000 Touristen pro Jahr, , was dem britischen Überseegebiet auch auf die Sprünge helfen könne, eines Tages autark zu werden. Bisher unterstützt die britische Regierung St. Helena finanziell mit rund 83 Millionen Euro im Jahr.

 

V0006858 The death of Napoleon Bonaparte at St Helena in 1821. Lithog

The death of Napoleon Bonaparte at St Helena in 1821. Litho

Was gibt es zu sehen? St. Helena hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten, darunter das Haus, in dem Napoleon bis zu seinem Tod am 5. Mai 1821 lebte. Er wurde auf die abgeschiedene Insel verbannt, von Elba kam er ja bekanntlich zurück. Durchaus pittoresk ist die Hauptstadt Jamestown mit gut 700 Einwohnern, die auf den gast eher den Eindruck eines Dorfes in Cornwall vermittelt.

Insgesamt haben die 4200 Einwohner bei der Vorstellung von kamerabewehrten Touristen gemischte Gefühle. Sie befürchten, die Insel könne die touristischen Ansprüche nicht erfüllen. Mehr Menschen, mehr Geschäfte, mehr Restaurants – das wäre ein St. Helena der Zukunft, schwärmen andere … Hoteliers fordern schon eine zweite Flugverbindung – nach Großbritannien, von wo auch in Zukunft die meisten St.-Helena-Touristen herkommen dürften. Das würde auch bedeuten, die Hotelkapazität auf der Insel verdoppeln zu müssen. Mit ein paar 100 Gästebetten wird es dann nicht getan sein. Gut betuchte Urlauber wollen auch professionellen Service – den müsste man auch mit „importieren“.

 

Facts zum Airport. In den vulkanischen Felsen wurde die Start- und Landebahn des Flughafens gezogen, 1.950 Meter lang, 45 Meter breit und kurz vor einer Klippe endend, wonach es 300 Meter abwärts in den Atlantik geht. Weil die Piste recht kurz ist, werden große Flugzeuge dort nicht landen können. Die südafrikanische Airline Comair will ihre St.-Helena-Flüge mit einer Boeing 737-800 aufnehmen, dann kommen bis zu 138 Passagiere pro Woche auf die Insel – etwa dieselbe Anzahl von Touristen, die alle drei Wochen per Boot anreisen. Bevor die ersten Passagiere kommen, soll erst mal ein Mobilfunknetz eingerichtet werden – der erste große Umbruch für die Einheimischen, von dem sie allerdings auch profitieren werden. St. Helena ist nach Jahren der Isolation auf dem besten Weg, sich dem Rest der Welt anzuschließen.

Für den nicht britischen, europäischen Touristen bleibt St. Helena ein exotisches Zielt. Die Insel mit einem Südafrika-Reise zu verbinden erscheint aktuell die einzig sinnvolle Option zu sein … Wir werden gespannt beobachten!

 

Fotos: Titelbild: St-Helena-Image-courtesy-of-the-Governors-Cup