Also ganz so „grenzenlos“ ist die Freiheit über den Wolken nicht – aber mit etwas Rücksicht auf die anderen Fluggäste kann es doch eine angenehme Reise werden.

Schon Matthias Claudius wusste: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Nur wird er damals wahrscheinlich eher an spannende Erlebnisse von und mit anderen Kulturen und Völkern gedacht haben, nicht aber an rücksichtslose Reisende in Flugzeugen oder in der Bahn. Oder an Hotelgäste, die den angeschlossenen Wellness-Bereich ausgiebig nutzen – und sich dann ganz ungeniert im oft zu engen und zu kurzen Hotelbademantel in die Lobby aufs Sofa oder in die vom Eingangsbereich direkt einsehbare Hotelbar setzen, um etwas zu trinken…

Wer aus beruflichen oder privaten Gründen häufiger fliegt, kennt das zur Genüge: Kaum kommt die Durchsage, der Flug sei nun zum Einsteigen bereit, schubsen und drängeln sich gestandene Erwachsene mit ihren Boardcases an den elektronischen Scannern, um möglichst als Erste einsteigen zu können und damit einen garantierten Platz für ihr Gepäck in den Fächern über ihren Köpfen zu ergattern. Wer zuletzt kommt hat das Nachsehen, muss schlimmstenfalls sein Gepäck unterm Vordersitz verstauen – und hat dann während des gesamten Fluges kaum noch Platz für seine Füße. Für kleinere Personen ist das nicht besonders problematisch, für große schon…

Hat man es schließlich bis ins Flugzeug geschafft, steht man gefühlt oft stundenlang im Gang, weil scheinbar niemand begreift, dass sich Gepäck auch oben im Fach verstauen lässt, wenn man bereits IN seiner Sitzreihe steht, nämlich auf dem Gangplatz. Mantel, Sakko und Weste lassen sich ebenfalls problemlos in dieser Position ausziehen. Wieviel Zeit könnte allein dadurch gespart werden, wenn jede(r) sich so verhalten würde!… Selbstverständlich grüßt man bereits sitzende oder ankommende Nachbarn in seiner Reihe mit einem freundlichen Gruß und lässt sich vor allem nicht mit einem lauten Ächzen in seinen Sitz plumpsen. Nicht jeder fühlt sich gern wie auf einem Trampolin, nur weil der Nebenmann rücksichtslos ist.

Vorsicht ist geboten, wenn man sich beim Hinsetzen oder Aufstehen an der Rückenlehne des Vordermanns abstützt oder hochzieht. Unbemerkt hat man ganz schnell ein oder zwei Haare desjenigen zwischen seinen Fingern und reißt sie ihm unversehens aus. Das wird ganz sicher kein Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Große Taschen, Rucksäcke und Laptoptaschen gehören nicht über die Schulter, wenn man sich innerhalb der häufig sehr schmalen Gänge im Flugzeug bewegt. Vor allem nicht, wenn man sich dreht und einige Passagiere bereits auf ihren Gangplätzen sitzen. Auch das führt oft zu schmerzhaften Begegnungen, auf die man oder frau gern verzichtet. Zumal die Taschenträger das scheinbar so gut wie nie bemerken.

Der Mittelplatz ist in der Regel der unbeliebteste Platz im Flugzeug, denn man hat weder einen schönen Blick aus dem Fenster noch die Möglichkeit, mit seinem Körper bei Bedarf ein wenig Richtung Gang auszuweichen. Insofern sollte der Fluggast auf dem mittleren Platz die Möglichkeit haben, seine Arme auf beiden Lehnen links und rechts abzulegen. Es wäre wünschenswert, wenn seine Sitznachbarn sich mit ihm entsprechend arrangieren.

 

Wir danken: Imme Vogelsang, iv-imagetraining; FOTO pixabay