Aktionistische Bergtour „Walk4Wilderness“ für mehr geschützte Wildnis in Österreich

Göstling / Hochkar (4. Juli 2017): 15 junge Umweltaktivisten starten heute den „Walk4Wilderness“, der vom WWF-Jugendnetzwerk Generation Earth organisiert wurde. Gemeinsam mit WWF-Naturschutzexperten, Fotografen und Journalisten bewandern sie das Hochkar und den wilden “Alpinweg” bis nach Lunz am See. Mit der Aktion fordern die Aktivisten einen besseren Schutz der letzten Wildnisrefugien in Österreich, allen voran der Naturwälder im Raum Hochkar-Wildalpen. „Wir rufen dazu auf, die auf Eis gelegten Verhandlungen zur Erweiterung des Wildnisgebiets Dürrenstein im steirischen Lassinbachtal wieder aufzunehmen, um diese einzigartigen Bergwälder dauerhaft zu bewahren. Das Gebiet um den Dürrenstein und im steirischen Lassingbachtal beherbergt die größten, weitgehend ungestörten Natur- und Urwälder der Alpen. Wir möchten, dass diese geschützt und für zukünftige Generationen erhalten bleiben“, erklärt Mona Seidl, Organisatorin des „Walk4Wilderness“ und Generation Earth Mitglied.

Hintergrund der aktionistischen Bergtour ist der via Medien im Jänner 2017 vom Land Steiermark verlautbarte Verhandlungsstopp zur geplanten steirischen Erweiterung des Wildnisgebiets. Das Büro von Umweltlandesrat Anton Lang (SPÖ) hatte gegenüber der Kleinen Zeitung bekannt gegeben, keine weiteren Verhandlungen mehr zu führen, weil die „Entgeltvorstellungen der Bundesforste für das Land Steiermark nicht darstellbar” wären. „Alle Beteiligten haben die Bereitschaft bekundet, dieses international beachtete Naturschutzprojekt umsetzen zu wollen. Die Realisierung des Wildnisgebiets ist neben naturschutzfachlichen Gründen auch regionalwirtschaftlich wichtig. Es wäre mehr als blamabel, wenn dieses bedeutende Naturgebiet an Verhandlungs-Blockaden scheitert. Daher fordern wir die Verhandlungspartner auf, den Knoten zu durchtrennen und den Reset-Button zu drücken!”, so Karin Enzenhofer, Referentin für Wildnis, WWF Österreich.

13485728174274_1Wildnisgebiete nach der Katergorie I der Welt-Naturschutz-Union IUCN sind strenge Reservate, in denen die natürliche Entwicklung oberste Priorität genießt. Eingriffe in frei ablaufende Prozesse, etwa durch Forstwirtschaft oder Jagd, sind in Wildnisgebieten nicht zulässig. Die gerechte Abgeltung von bestehenden Nutzungsrechten bei Ausweisung eines Wildnisgebiets ist in Österreich gelebte Praxis. Laut IUCN sollten Wildnisgebiete mindestens 10.000 Hektar umfassen. Das bestehende, 3500 Hektar große, Wildnisgebiet Dürrenstein ist das einzige seiner Art in den gesamten Alpen. Die geplante Erweiterung in der Steiermark wäre ein wichtiger weiterer Schritt zur Erreichung der IUCN-Ziellinie.
“Unsere letzten Naturwälder kommen in ganz Österreich verstärkt unter Druck. Nur mehr wenige Prozent der heimischen Wälder sind in einem nur annähernd natürlichen Zustand. Naturwälder sind Horte der Artenvielfalt und speichern viel mehr Kohlenstoff als intensiv genutzte Wirtschaftswälder. Die Erweiterung des Wildnisgebietes ist daher auch ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Naturschutzziele Österreichs und zum Klimaschutz,” betont Enzenhofer abschließend.

 

Fotos: Wildnisgebiet Dürrenstein, Totholz im Urwald Rothwald, Foto: Werner Gamerith; Urwald Rothwald H-Glader © Hans Glader