Wohl kaum jemand! Wer aber kennt Chanel Nr. 5 nicht?
Monsieur Baux war es, der in den Zwanziger Jahren das meistverkaufte Parfum aller Zeiten schuf. Der Parfumeur, die „Nase“, ist selbst ein Genius irgendwo zwischen dem normal riechfähigen Menschen und dem Schäferhund (22-mal soviel Riechzellen). Mit raffinierten Duftcocktails, die, so Chanel-Parfumeur Jacques Polges (kreierte u.a. „Coco“ und „Allure“) eine geheime Sprache sprechen, führen sie uns gekonnt an der Nase herum. Wie alles Geheimnisvolle hat das Parfum das Zeug zum Kult und lässt sich dank der Entdeckung synthetischer Duftstoffe gegen Ende des vorigen Jahrhunderts obendrein als Massenware produzieren! Der Preis für echten Moschus ist heute beispielsweise höher als der für Gold.

Er hatte seinen ersten großen Erfolg 1912 mit dem »Bouquet de Napoleon«, einem blumig ausgestalteten Kölnisch Wasser. Ein weibliches Pendant sollte aus Anlass des dreihundertjährigen Bestehens der Romanow-Zarendynastie folgen: Das »Bouquet de Catherine«, eine Hommage an Katharina die Große.

Da Coco Chanel, die den wirklich großen Durchbruch erst 1925 mit dem Kleinen Schwarzen hatte, sich von Wertheimer übervorteilt fühlte, kämpfte Beaux nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal zusammen mit Coco Chanel gegen deren Geschäftspartner und kreierte Konkurrenzprodukte zu seinen eigenen Schöpfungen, unter anderem »Mademoiselle Chanel Nº 1« (1946), das Coco Chanel nur in ihren eigenen Geschäften anbot. Dies führte zu einigen Gerichtsprozessen, bis Wertheimer schließlich nachgab und Chanels Beteiligung aufstockte, ab 1954 aus Angst vor weiteren Alleingängen von Mademoiselle sogar die Wiedereröffnung ihres Haute Couture Hauses finanzierte.
