Kultur- und Naturveranstaltung sind selbst in Zeiten von Abstand und Maske erfolgreich und nachhaltig möglich. Das zeigte das International Nature Festival Anfang Oktober in Innsbruck – mit Respekt, Zuversicht und einem wunderbaren Programm rund um Natur und Umwelt.
Festivaldirektor und Landesumweltanwalt Mag. Johannes Kostenzer eröffnete die Festspiele mit der Erklärung, was hinter dem International Nature Festival (INF) steckt: „Das Innehalten, das Freuen an der Umgebung und das Vermitteln von zahllosen kleinen und großen Wundern der Natur.“ Und fügte hinzu: „Den Fokus auf das legen, was für Glück und Zufriedenheit notwendig ist.“
Mit engagierten Partnern stellte INF ein buntes Programm zusammen
Es wurde gelacht und gespürt, gekocht und gespeist, erlebt und erfahren. In kleinen Gruppen ging es zum Vogelbeobachten und ins Karwendel, zum Müllsammeln und Kunst kreieren, zum Upcyclen, Ginbrennen und in die Klimaausstellung, zum Schlemmen und Film schauen und in die Fachdiskussionen im Couchsaal des Metropolkinos.
Schließlich belohnte und ehrte das Festival etliche Engagierte, die 2020 besonders hervorstechen konnten – mit etwas ganz Neuem oder auch mit etwas Traditionellem. Im Rahmen von die „Großen Preise der Stadt Innsbruck“ haben beim Film thematisch zwei Klassiker abgeräumt: „Die Wiese“ von Jan Haft erhielt die Trophäe aus Zirbenholz für die beste Naturfilm-Dokumentation. Und „Sheep Hero“ von Ton van Zantvoort die für den besten Umweltdokumentarfilm.
Visionär im Hier und Jetzt geht es voran mit Jakob Winklers aufwendig recherchiertem und detailliert gezeichnetem Wimmelbuch für Kinder und Erwachsene mit dem Titel „Fatimas fantastische Reise in eine Welt ohne Erdöl“, das eine Nominierung beim Tirol-Change-Award gewonnen hat.
Und der Visions Award Siegerfilm kam vom spanischen Regie-Duo Ana Sema und Paula Iglesias: „They’re just fish“ („Sie sind nur Fisch“), der inmitten der Wüste auf einer Fischfarm spielt und davon handelt, sich einer neuen, ganz anderen Umgebung anzupassen.
Das Filmangebot konnte vielfältig berühren
Bei fast 60 gezeigten Filmen innerhalb von 72 Stunden war für alle was dabei. Mit Filmen innerlich berühren – das ist seit 19 Jahren das Credo des Innsbruck Nature Film Festivals, das sich ins International Nature Festival geschmiegt hat. Sich darauf einlassen, dafür steht das gesamte Festival. Das kann dann auch mal unangenehm sein, aber:
Aufklärend. Beängstigend dramatisch muten Werke wie der Bodenpreis-Gewinner „Auf dünnem Eis“ an – eine Doku über den sich rasant schnell auflösenden Permafrost in der sibirischen Arktis und dessen Folgen. Oder der Science-Fiction-Albtraum „Dar(k)win Project“, Sieger der Kategorie animierter Kurzfilm, in dem mutierte Unterwassertiere ihr Lieblingsgericht Plastik fressen. Derart unverblümt das desaströse Verhalten der Menschen gegenüber der Natur auf Großleinwand vor Augen geführt schluckt die ein oder andere Kinobesucherin und entschwindet. Ein anderer sucht das Gespräch im trockenen Foyer mit Gleichentsetzten.
Zukunftsbejahend. Dagegen kann etwas unternommen werden! Der Biologiestudent vom Nachhaltigkeitspreis Gewinner MERA weiß: „Klimaprobleme kann man bekämpfen, indem man Umweltbewusstseinsbildung betreibt.“, was er konkret mit dem Mikroplastikprojekt schafft und mit jungen Menschen umsetzt. Wenn der Universitätsprofessor hinsichtlich der Klimaobergrenze sagt: „Es ist nicht fünf vor Zwölf. Es ist Zwölf! Doch ich bin überzeugt, wir können es schaffen.“, dann ist das positiv aufzufassen! Gilt Prof. Dr. Georg Kaser doch als einer der einflussreichsten Klimaforscher weltweit.
Impressionen vom INF 2020: https://youtu.be/NuSFKXYQ5R0
Fotos: INF