90 Prozent der Frauen und Männer in Mitteleuropa leiden unter Krampfadern und anderen venösen Veränderungen. Bei der Frage, wie es zum Entstehen der knotig-erweiterten Venen kommt, gehen die Meinungen auseinander. Viele Irrtümer über die Venenkrankheit, von der Frauen gering häufiger betroffen sind als Männer (Verhältnis 6:5), halten sich nach wie vor hartnäckig. Experte Dr. Spiro Silvester Schuller erklärt, was es mit den häufigsten Mythen auf sich hat.

Spiro Schuller_c_VenexWer sich von Dr. Google hilfreiche Tipps zur Vermeidung oder Behandlung von Venenleiden erhofft, findet meist widersprüchliche Ratschläge. Obwohl 90 % der mitteleuropäischen Bevölkerung laut der Bonner Venenstudie von Venenveränderungen betroffen sind und diese somit die häufigste Venenerkrankung darstellen, kursieren viele Mythen um deren Ursache oder Therapiemöglichkeit. Dr. Spiro Silvester Schuller ist Facharzt für Dermatologie sowie Spezialist für Venenerkrankungen und räumt mit den häufigsten falschen Alltagsweisheiten über Venenleiden auf.

  1. Mythos: Häufiges Überkreuzen der Beine verursacht Krampfadern

Vor allem Frauen kennen die Theorie: Wer beim Sitzen häufig die Beine übereinanderschlägt, fördert die Entstehung der Krampfadern. „An diesem Mythos ist allerdings nichts dran“, weiß Dr. Spiro Silvester Schuller, Facharzt für Dermatologie und Venerologie, der die Privatordination Venex – Zentrum für Haut & Venen leitet. „Ebenso wenig ist häufiges Sitzen oder Stehen für die Entstehung von Krampfadern verantwortlich“, so Dr. Schuller.

  1. Mythos: Fußbodenheizungen fördern Krampfadern

Wer eine Fußbodenheizung hat oder häufig in die Sauna geht, hat keine erhöhte Wahrscheinlichkeit an Venenleiden zu erkranken. Andererseits haben Studien gezeigt, dass Wechselduschen, also abwechselndes Kalt- und Warmduschen, eine stärkende Wirkung auf venöse Gefäße hat und somit Beschwerden lindern kann. Außerdem gibt es keine Hinweise oder Studien darüber, dass Menschen in wärmeren Regionen der Erde öfter an Krampfadern erkranken als Menschen in kälteren Regionen.

  1. Mythos: Rauchen führt zu Krampfadern

„Es wurde bisher nicht nachgewiesen, dass Rauchen der direkte Auslöser von Krampfadern ist“, so der Facharzt. Rauchen führt vor allem zu Gefäßverkalkungen der Arterien, welche wiederum zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder auch zum Verlust der Extremitäten führen können. Es ist nicht nur der häufigste Krebsverursacher, es schädigt auch die Lungenfunktion, und lässt außerdem die Haut altern.

  1. Mythos: Gesunde Ernährung verhindert Krampfadern

Eine gesunde Ernährung ist die Voraussetzung für ein gesundes Leben. Entscheidend für Venenleiden ist jedoch die genetische Veranlagung. „Auch ein ausgewogener Lebensstil kann erblich bedingte Venenbeschwerden nicht verhindern“, sagt Dr. Schuller. Trotzdem kann Übergewicht zur Verschlechterung bereits bestehender Krampfadern führen. 

  1. Mythos: Sport verhindert Krampfadern

Besonders Joggen, Schwimmen und Radfahren werden häufig als effektive Mittel gegen Krampfadern genannt. Sport zur Vorbeugung von Krampfadern ist jedoch ebenfalls ein Mythos. „Auch Marathonläufer können Krampfadern haben. Sportliche Personen können allerdings die Beschwerden, die mit Krampfadern einhergehen, durch häufige Betätigung der unterstützenden Muskelpumpe etwas kompensieren“, erklärt Dr. Schuller.

  1. Mythos: Im Sommer darf man keine Venen operieren

Auch dieser weitverbreitete Mythos kann widerlegt werden. „Der Sommer stellt keine Hürde für Venenoperationen dar, sondern es ist eine Frage der Technik“, erläutert der Venenspezialist. Da man früher Kompressionsstrümpfe oder Verbände nach einer Venenoperation monatelang tragen musste, war dies im Sommer unangenehm. Das hat sich nach Dr. Schuller jedoch geändert: „Durch Operationstechniken mittels Katheter sind lange Tragezeiten von Kompressionsstrümpfen nicht mehr nötig bzw. kann mit neuesten Techniken fallweise auch darauf verzichtet werden.“

  1. Mythos: Krampfadern sind nur ein kosmetisches Problem

Sobald Krampfadern auftreten, ist das ein offensichtliches Signal, dass die Venenklappen in bestimmten Gefäßabschnitten nicht mehr funktionieren. Das Auftreten von Beschwerden geht in vielen Fällen meist Hand in Hand. Selbst die sogenannten Besenreiser sind kein rein kosmetisches Problem: „Diese feinen Äderchen an der Hautoberfläche können ein erstes Zeichen einer venösen Insuffizienz und in ausgeprägten Fällen auch Ausgangspunkt von unangenehmen Varizenblutungen sein“, so Dr. Schuller.

Foto Dr. Spiro Silvester Schuller, Facharzt für Dermatologie und Venerologie © Venex; Titelbild PIXABAY/adamkontor