Zum Welttags des Hörens am 3. März + HÖRTEST!!
In den westlichen Ländern hört jeder zweite Mann und jede dritte Frau mit 65 Jahren schlecht. Mit dem Alter lässt nicht nur die Hörleistung nach, zusätzlich greift die dauerhafte Lärmverschmutzung unseren Hörsinn an.
Dem Volksleiden Schwerhörigkeit im Alter kann man aber gezielt entgegenwirken. Wichtige Präventionsarbeit leistet dabei die interaktive Hörerlebniswelt AUDIOVERSUM in Innsbruck.
Zuerst kommen uns die hohen Frequenzen abhanden, dann die tiefen: Was Kinder noch problemlos wahrnehmen können – zum Beispiel das Surren elektrischer Geräte – hören viele Erwachsene schon nicht mehr. Zwischen 50 und 60 Jahren ist es meist auch bei den Besthörenden mit den besonders hohen Tönen endgültig vorbei. Altersschwerhörigkeit ist allerdings kein Phänomen urbaner Gesellschaften. Selbst bei Wüstenvölkern und in den stillsten Regionen der Welt stellen die feinen Härchen im Innenohr irgendwann ihre Funktion ein. Diese Haarzellen sind verantwortlich für die Reizweiterleitung von Schall ins Gehirn. Sie werden nicht neu gebildet – deshalb hören wir umso schlechter, je mehr von ihnen im Laufe der Jahre absterben.
Hören erleben und verstehen. Wer nachempfinden möchte, welche wichtige Rolle die Haarzellen beim Hören spielen, hat in der Hörerlebniswelt AUDIOVERSUM die Gelegenheit dazu. „Wir haben die Haarzellen überdimensional nachgebaut und sie wie in der Hörschnecke von tiefen bis hohen Frequenzen angeordnet“, beschreibt Dr. Christina Beste, Leiterin des AUDIOVERSUM, die Installation. „Während unsere Besucherinnen und Besucher ein Musikstück von Beethoven hören, können sie die unterschiedlichen Frequenzbereiche durch Biegen der Haarzellen aktivieren bzw. deaktivieren. Sie bekommen so einen Eindruck, wie komplex die Wahrnehmung von Musik ist und wie sich Hörverlust anhört.“
Hören – eine starke Leistung. Nicht nur die Haarzellen, auch andere Funktionen des Innenohrs lassen mit der Zeit nach. So gehen Neuronen des Hörnervs verloren. Informationen können nicht mehr so gut verarbeitet werden wie in der Jugend. Und: Hören hat auch mit der Konzentrationsfähigkeit zu tun – die nimmt im Alter ab. Das ergab 2015 eine Studie am Max Planck Institut in Leipzig. Hirnstrommessungen zeigten, dass sich 20- bis 30-Jährige beim Hören deutlich weniger anstrengen mussten als 60- bis 70-Jährige. Dass die Hörleistung langsam aber sicher abnimmt, ist also einerseits ganz natürlich. Auf der anderen Seite schaden die Belastungen unseres lauten Lebens den Ohren.
Keine Chance für Krach. Ob laute Musik, Flugzeuglärm oder starke Verkehrsgeräusche – im Alltag sind Menschen freiwillig und unfreiwillig vielen Geräuschquellen ausgesetzt. Das belastet das Gehör und kann zu Gesundheitsschäden führen. Wann spricht man von Lärm, und ab welcher Lautstärke wird das Gehör geschädigt? „Bereits 85 Dezibel Dauerbelastung können Hörminderungen verursachen“, so Dr. Christina Beste: „Das ist in etwa so laut wie ein Rasenmäher. Ein Presslufthammer schafft es auf 90 Dezibel.“ In Deutschland erreichen MP3-Player und Smartphones eine maximale Lautstärke von 85 Dezibel, so der deutsche HiFi-Branchenverband High End Society. Die Hersteller folgen damit einer EU-Richtlinie. Bei Abspielgeräten aus den USA ist hingegen oft erst bei 110 Dezibel Schluss – ein Wert, dem man sich keinesfalls länger als 15 Minuten aussetzen sollte, so die Experten des Verbandes.
Wie sich unterschiedliche Geräuschquellen anfühlen, können die Besucherinnen und Besucher im AUDIOVERSUM selbst erleben: Gegenstände wie eine Glocke, ein MP3-Player oder eine Flugzeugdüse wurden proportional zu ihrer akustischen Größe nachgebaut und mit Vibrationsflächen ausgestattet. Durch die Berührung dieser Flächen wird die Lautstärke spürbar.
Gesund leben – besser hören. Wie können wir dem Gehör Gutes tun? „Der Verzicht auf Rauchen, Vermeidung von Stress, regelmäßige Bewegung und vielseitige Ernährung helfen das Hörvermögen länger zu erhalten und positiv zu beeinflussen“, so Christina Beste. „Aber auch gegen Lärm gibt es durchaus wirksame Mittel.“ So reduzieren Ohrstöpsel und spezielle Kopfhörer, ein sogenannter Kapselgehörschutz, Geräusche und schützen vor Hörschäden. Es hilft auch, die Leistung von Kopfhörern einfach nicht vollständig auszuschöpfen. Wer jedoch ständig unfreiwillig von Schallquellen umgeben ist, sollte seinen Ohren regelmäßige Auszeiten in leiser Umgebung gönnen. Ist das nicht möglich, empfehlen sich Yoga und autogenes Training sowie andere Entspannungstechniken, um Stressfaktoren zu senken.
Hörcheck
Wer drei oder mehr der folgenden Punkte mit Ja beantwortet, sollte einen Hörtest machen:
– Sie haben den Eindruck, die anderen murmeln eher, als klar zu sprechen.
– Sie müssen sich anstrengen, um einem Gespräch zu folgen.
– Sie verstehen häufig falsch, was andere sagen.
– Sie müssen andere oft bitten, etwas zu wiederholen.
– Sie haben Verständnisprobleme beim Telefonieren.
– Bei Geräuschen im Hintergrund können Sie Ihr Gegenüber schwer verstehen.
– Sie haben Probleme, einem Gespräch zu folgen, wenn mehrere Personen gleichzeitig sprechen.
– Andere beklagen sich, dass Ihr Fernseher oder Radio zu laut laufen.
Über AUDIOVERSUM
Das AUDIOVERSUM ist die interaktive Erlebniswelt zum Hören und Staunen in Innsbruck. Als ScienceCenter verbindet es Medizin, Technik, Bildung und Kunst und fasziniert Besucherinnen und Besucher aus dem In-und Ausland. Multimediale Installationen, in Kooperation mit dem renommierten Ars Electronica Center Linz entwickelt, laden zum Mitmachen ein und schärfen die Sinne. Der Audiospace mit einzigartigen Klangerlebnissen und Sonderausstellungen wie „Illusionen“ (bis Ende Februar 2017), „Faszination Farbe“ und „Abenteuer Erde“ (beide ab Frühjahr 2017) begeistern Jung und Alt. Initiator des Museums ist MED-EL, der weltweit führende Anbieter implantierbarer Hörsysteme.
Fotos: Audioversum Innsbruck