Ein Ausblick zum Tag des Kaffees

Namhafte Cafetiers blicken anlässlich des 16. Tages des Kaffees am Sonntag, den 1. Oktober 2017, in die Zukunft.

Seit 334 Jahren ist Kaffee in Wien angekommen, der damals im Zuge der ersten Türkenbelagerung in unsere Breiten kam. 1683 wurde der Grundstein für die Wiener Kaffeehauskultur gelegt, die seit jeher Markenbotschafter für Wien weit über die Grenzen des Landes hinaus ist. Das Wiener Kaffeehaus hat in Literatur, Film und Bühne einen fixen Platz und ist der Ort an den es die Menschen zieht, wenn sie eine kleine Auszeit vom Alltag nehmen wollen. Heute zählt der Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer, der auch den beliebten Ball der Wiener Kaffeesieder veranstaltet, über 150 Mitglieder, die sich aktiv mit der Rolle des Kaffeehauses in der Stadtentwicklung auseinandersetzen und sich dabei zwischen traditioneller Gastfreundschaft und Innovation bewegen.

Weniger ist es das viel zitierte „Kaffeehaussterben“, das bei eingesessenen Kaffeesiedern zu einem kurzen Gedankenausflug in die Zukunft führt; mehr sind es allgegenwärtige Begriffe wie „digitale Transformation“, „urbane Mobilität“ oder „Videokonferenzen“, die zu einem Blick in die Zukunft veranlassen. Vielleicht ergibt sich jedoch genau aus der zusehends schnelllebigen, vernetzten und digitalisierten Zeit ein großer Vorteil für die Wiener Kaffeehauskultur, die nicht immer Trendsetter aber durchaus selbst Trend ist.

Namhafte Wiener Cafetiers wagen einen Blick in das Morgen

Für Berndt Querfeld, dem mit dem Café Landtmann, Café Mozart oder dem Café Hofburg ein ganzes Café Imperium gehört, ist die Mischung aus Tradition und Moderne auch in Zukunft das Geheimnis der Wiener Kaffeehauskultur: „Es gibt Orte, da sind Moderne und Tradition kein Widerspruch. Das Wiener Kaffeehaus ist so ein Ort. Einst als pulsierende, zeitgeistige Location geschaffen und über die Jahrzehnte in Würde gealtert, ist es heute gegenwärtig und trendig. Ruhend in der Tradition, gegenwärtig und in die Zukunft blickend – das ist die Melange!“

Einen wahren Hype des Wiener Kaffeehauses erkennt Christina Hummel vom Café Hummel durch die Schnelllebigkeit der Digitalgesellschaft: „Der ‚slow life mode’ ist wieder total im Trend. Zeit für Genuss und Zeit für sich selbst sind ebenso kostbarer Luxus wie die Zeit im Café. Das Wiener Kaffeehaus hat schon immer gezeigt, dass es den Ansprüchen der Zeit gerecht wird. Requisiten und technische Gegebenheiten wurden modernisiert, aber der Spirit und die unverwechselbare Atmosphäre werden bleiben und den Menschen einen besonderen Raum geben.“

In ein ähnliches Füllhorn stößt auch Hans Diglas junior vom Café im Schottenstift: Für ihn stellt sich nicht die Frage, ob das Wiener Kaffeehaus „modern“ sei; seit Jahrhunderten ist und bleibt es „zeitgemäß“.

Die konsistente Rolle attestiert auch Rudi Konar, der mit der Strandbar Herrmann ein junges und urbanes Konzept betreibt: „Das Wiener Kaffeehaus war immer ein Ort für ‚Alltagsfluchten’. Nur das Ambiente änderte sich im Laufe der Zeit.“

Für Anna Karnitscher, die nicht nur für das Café Weidinger lebt, sondern auch den Ball der Wiener Kaffeesieder am 18. Jänner 2018 in der Hofburg Vienna organisiert, ist der Blick in die Zukunft Teil ihres unternehmerischen Denkens: „Modern zu sein, ist kein Zustand, sondern eine Geisteshaltung. Es geht im Wiener Kaffeehaus nicht darum, am Puls der Zeit zu sein, sondern die Zukunft zu denken und zu gestalten.“ Diese Rolle hat ihr Vater im Familienunternehmen schon verkörpert und ihr das Engagement für die Wiener Kaffeehauskultur in die Wiege gelegt.

Wolfgang Binder führt mit dem Café Frauenhuber das älteste Kaffeehaus der Stadt und meint mit Blick auf die jahrhundertelange Geschichte: „Die Wiener Kaffeehäuser erfinden sich seit 334 Jahren neu. Das gibt es wohl kein zweites Mal. Als Schauplatz der Hoch- und Alltagskultur begleiten sie den Wandel der Zeit.“

Über den Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer

Der Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer ist ein Zusammenschluss der traditionellen und innovativen Kaffeehäuser Wiens. Das Hauptaugenmerk des Klubs der Wiener Kaffeehausbesitzer liegt auf der Förderung kultureller Projekte in den Kaffeehäusern. Zu den wichtigsten Aufgaben gehört darüber hinaus die Vertretung des Klubs und seiner Mitglieder gegenüber Medien, Verwaltung und Interessenten aus der Wirtschaft. Die Schaffung eines Netzwerkes und die Förderung des Erfahrungsaustausches, sowie die gegenseitige Unterstützung in Notsituationen gehören ebenfalls zu den Fundamenten des Klubs. Durch Weiterbildungsveranstaltungen und Exkursionen soll das allgemeine Niveau erhalten und gesteigert werden. Mit dem traditionsreichen Ball der Wiener Kaffeesieder veranstaltet der Klub einen der glanzvollsten Bälle Wiens, der 2018 bereits zum 61. Mal stattfinden wird. Weitere Informationen auf http://www.kaffeesieder.at.

Titelfoto © Österreich Werbung, Fotograf: Ilgner