Der WWF präsentierte dieser Tage eine neue Studie, die die ökologischen Effekte eines Palmölverzichtes und –ersatzes untersucht. Das Ergebnis: Die Nutzung von Ersatz-Ölen wie Kokos-, Soja-, Sonnblumen- und Rapsöl würde eine um ein Vielfaches größere Anbaufläche benötigen. Das bringt einen Anstieg an Treibhausgasemissionen mit sich und bewirkt eine zusätzliche Bedrohung für Tier- und Pflanzenarten. „Die inflationäre Nutzung von Palmöl hat katastrophale Folgen für die Natur. Ein simpler Ersatz durch andere Pflanzenöle würde Umweltprobleme aber nur verlagern. Wir müssen unseren Bedarf drastisch senken und alle Ölpflanzen inklusive Palmöl nachhaltiger anbauen”, fasst Friederike Klein, WWF Referentin für Palmöl, zusammen. Derzeit steckt das beliebte Palmöl in jedem zweiten in Österreich erhältlichen Supermarktprodukt. Ein großer Teil des Palmölverbrauchs ließe sich durch Verzicht auf Palmöl als Biokraftstoff und bewussteren Konstum von Lebensmitteln einsparen. Das bedeutet vor allem weniger Süßes und Fettiges, frische Lebensmittel statt Fertigprodukte und weniger, dafür besseres Fleisch.  

Weltweit wird Palmöl auf einer Fläche von über 17 Millionen Hektar angebaut, hauptsächlich in Indonesien und Malaysien. Zu oft werden für den wachsenden Bedarf an Palmöl neue Wald- und Torfböden genutzt, mit schlimmen Folgen für die Biodiversität und das Klima. Darum scheint der Ersatz von Palmöl oft eine naheliegende Lösung. Die neue WWF-Studie greift diesen Vorschlag auf und eruiert dessen Effekte für Flächenbedarf, Treibhausgasemissionen und Biodiversität. Zusammengefasst ergibt die Untersuchung, dass ein Komplettaustausch von Palmöl durch Ersatzöle rund 1,4 Millionen Hektar mehr Anbaufläche in Anspruch nehmen würde. Das ist darauf zurückzuführen, dass keine andere Pflanze auf einem Hektar Land so hohe Erträge wie die Ölpalme erzielt. Raps, Kokos und Sonnenblume bringen nur rund 0,7 Tonnen Öl pro Hektar. Soja sogar noch weniger. Zum Vergleich: Die Ausbeute bei Ölpalmen liegt bei durchschnittlich 3,3 Tonnen pro Hektar.

Gravierende negative Effekte prognostiziert die Studie auch für die biologische Vielfalt. Durch den zusätzlichen Flächenbedarf würden weltweit Ökosysteme zusätzlich unter Druck geraten. Dies trifft insbesondere bei einem Ersatz durch Kokos- und Sojaöl zu, die ebenfalls im tropischen Gürtel der Erde angebaut werden. So müsste bei einem Palmöl-Aus selbst Indonesien, das derzeit wichtigstes Anbauland für Ölpalmen, mit negativen Effekten für seine ohnehin stark bedrohte Fauna und Flora rechnen.

In Österreich ist Palmöl sehr begehrt und kommt in jedem zweiten Supermarktprodukt vor. Oft gelangt es auch versteckt über Produkte nach Österreich oder landet in Biokraftstoffen. Als langfristige Lösung für die Palmöl-Herausforderungen fordert der WWF daher ein radikales Umdenken in der Palmölnutzung:

·         Unser Konsumverhalten muss sich drastisch ändern: Ein großer Teil des Palmölverbrauchs ließe sich einsparen, wenn wir auf Palmöl als Biokraftstoff verzichten und Lebensmittel bewusster konsumieren würden. Das bedeutet: vor allem weniger Süßes und Fettiges, frische Lebensmittel statt Fertigprodukte und weniger, dafür besseres Fleisch.

·         Die Anbaubedingungen von Palmöl, aber auch von Ersatzölen, müssen rasch und drastisch verbessert werden. Als Mindeststandard gilt der RSPO, nachhaltigs Palmöl geht aber weiter. Der WWF fordert strengere Zusatzkriterien, wie sie zum Teil schon von Initiativen wie die POIG Group oder demFONAP umgesetzt werden.

·         Unternehmen müssen eine nachhaltigere Einkaufspolitik an den Tag legen. Palmöl und alle anderen Pflanzenöle müssen aus umwelt- und sozialverträglichen Quellen stammen.

·         Die Politik muss mit verpflichtenden Gesetzen und Richtlinien für Nachhaltigkeitskriterien von Pflanzenölen Stellung beziehen.

Hintergrund WWF-Studie „Auf der Ölspur“
Für die WWF-Studie wurden Möglichkeiten und Auswirkungen einer Substitution von Palmöl durch andere pflanzliche Öle untersucht. Erstmals gelang es 98 Prozent des deutschen Palmölverbrauchs von jährlich knapp 1,8 Mio. Tonnen zu ermitteln. Anschließend wurde geprüft, welche Öle technisch geeignet sind, Palmöl zu ersetzen und welche Effekte dies auf Flächenbedarf, Treibhausgasemissionen und Biodiversität hätte. Dafür wurden zu jeweils realistischen Anteilen Soja, Kokos, Raps und Sonnenblume auf die Sektoren umgelegt.

In einem zweiten Ansatz wurde durchgerechnet, ob Deutschland theoretisch seinen Bedarf nur durch heimische Pflanzenöle decken könnte. Dafür müsste die Anbaufläche in Deutschland um 730.000  Hektar ausgeweitet werden. Das entspräche der doppelten Größe Mallorcas. Auch bei diesem Ansatz würden mehr Treibhausgase freigesetzt. Global betrachtet könnten jedoch positive Effekte für die Biodiversität erwartet werden. Hierzulande sind allerdings – jenseits der Flächenproblematik – negative Auswirkungen für Fauna und Flora zu befürchten.

In beiden Modellen wird eine Substitution durch Erdöl ausgeschlossen, da die fossile Rohstoffgewinnung keine Alternative darstellt. Ein Palmöl-Aus darf daher nicht dazu führen, dass in Kerzen oder Reinigungsmittel wieder Erdöl verwendet wird. Zudem gilt für beide Berechnungen die optimistische Prämisse, dass 500.000 Tonnen Palmöl im Bioenergie-Sektor durch Alt-Fette ersetzt werden. Diese finden allerdings bereits heute in der chemischen Industrie z.B. als Schmierstoffe  Verwendung und stehen daher nicht unbegrenzt zur Verfügung.

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