Die griechische Küche hatte lange Zeit keinen besonders guten Ruf. Das hat sich inzwischen geändert – vor allem in Athen. Hier krempeln junge Griechen einer neuen Generation die Gastro-Szene um. Diese zehn Restaurants und Bars in Athen sollten Sie sich nicht entgehen lassen, meint unsere Kollegin Anna Karolina Stock.
Nicht nur, dass Griechenland seit Jahren unter einer schweren Finanzkrise leidet, es gehörte auch nie zu jenen Ländern mit einer besonders eindrucksvollen Küche. Eher im Gegenteil: Souvlaki, Moussaka und griechischer Salat haben es zwar zu einer gewissen Berühmtheit gebracht, als Inbegriff des kulinarischen Hochgenusses galt das griechische Dreierlei aber nie. Vielmehr hatte die hellenische Küche lange Zeit den Ruf, eher simpel, eintönig und viel zu fettig zu sein. Kaum jemand reiste der Speisen wegen nach Griechenland – nach Südfrankreich oder Italien hingegen sehr wohl.
Dieses Blatt hat sich inzwischen gewendet. Seit ein paar Jahren hat eine neue Generation von griechischen Köchen und Baristas das Zepter übernommen und erfindet die griechische Küche neu. Viele von ihnen haben ihr Handwerk im Ausland gelernt, in Städten wie New York, London und Paris. Auf der Suche nach neuen Chancen kommen sie voller Tatendrang und Inspiration zurück nach Athen. Das kulinarische Angebot der Hauptstadt hat sich dadurch stark gewandelt. Neben den klassischen Touristentavernen sprießen immer mehr angesagte und spannende Weltstadtlokale wie Pilze aus dem Boden. Ihre Konzepte sind innovativ, anspruchsvoll und so gar nicht das, was man von Griechenland erwartet. Wer sich selbst davon überzeugen will, sollte sich diese zehn Adressen auf keinen Fall entgehen lassen.
- Funky Gourmet. Abseits der üblichen Touristenpfade, als Restaurant fast unerkennbar, gehört das Funky Gourmet seit Jahren zu den Hotspots der Athener Gastro-Szene. Das angesagte Contemporary-Food-Lokal mit seinen zwei Michelin-Sternen garantiert innovative Gerichte, die eine Mischung aus Molekularküche, moderner nordischer Cuisine und einem Hauch Griechenland sind – aber keine traditionelle griechische Küche, auch wenn auf traditionelle regionale Zutaten gesetzt wird. Vielmehr durchdenken, zerstückeln und verarbeiten die beiden Küchenchefs Georgianna Hiliadaki und Nick Roussos alte griechische Küchentraditionen und transportieren sie als etwas völlig Neues in die Zukunft. So wird im Funky Gourmet aus einem normalen griechischen Salat ein weißer Eishaufen mit Schäufelchen, der tatsächlich nach allen Zutaten eines griechischen Salates schmeckt. Auch das weichgekochte Ei zum Nachtisch lässt anderes erwarten als es letztlich ist. Experimentelle Avant-Garde-Cuisine wie sie leibt und lebt. www.funkygourmet.com
- Cookoovaya – wise cuisine. Das Funky Gourmet ist nicht das einzige Restaurant in Athen mit einer Küche, die so gar nicht zum Image der griechischen Küche passt. Das trifft auch auf das Cookoovaya (dt. die Eule) in der Nähe des Hilton Hotels zu, wo ein eher junges Publikum verkehrt. Gegründet wurde das pulsierende Lokal im Jahr 2014 von fünf ambitionierten Küchenchefs: Perikles Koskinas, Manos Zournatzis, Nikos Karathanos und die Brüder Spyros und Vangelis Liakos. Mit spielerischer Leichtigkeit kreieren sie in der offenen Küche moderne und lustbetont-herzhafte Speisen, wie es sie im früheren Athen nicht gegeben hat: Auch Einheimische nehmen gerne im zentral gelegenen Cookoovaya mit seinem gemütlichen Garten Platz. www.cookoovaya.gr
- Varoulko Seaside. Wer sich weltweit mit Sterne-Küche beschäftigt, kommt an dem Namen Lefteris Lazarou und seinem Restaurant Varoulko im Hafen von Piräus wohl nicht vorbei. Der bereits mehrfach mit der „Goldenen Kochmütze“ ausgezeichnete Küchenchef und Kochshow-Juror ist zugleich einer der wenigen Griechen mit Michelin-Stern. 2002 erhielt er ihn als erster griechischer Koch, der jemals für seine Kochkünste ausgezeichnet wurde. Das Varoulko gilt seitdem als Top-Adresse für Meeresfrüchte und Fisch. Viele seiner Kompositionen wurden bereits zum Erfolg und gelten heute als Klassiker. Dennoch hat er nie aufgehört, seine Küche immer wieder neu zu erfinden und aufregende Aromen und Texturen in seine Gerichte einzubauen. Egal ob klassisch oder in gewagten Kombinationen, wer frischen Fisch und Meeresfrüchte aus der Ägäis mag, ist im Varoulko genau richtig. Die Aussicht auf den Hafen von Piräus gibt es als Sahnehäubchen obendrauf. www.varoulko.gr
- E&O Athens. Ähnlich wie das am Hafen gelegene Varoulko besticht auch das E&O Athens durch seine Lage. Das Lokal befindet sich hoch oben über den Dächern Athens auf der Dachterrasse des Marriott Hotels und besticht mit einer atemberaubender Aussicht über den Saronischen Golf, den Niarchos Park und die Akropolis. Neben der Sushi-Bar und dem „Playroom“ mit Billardtisch liegt das Hauptaugenmerk auf der zeitgenössischen pan-asiatischen Küche. Zu den Spezialitäten des E&O gehören Gerichte vom japanischen Robata-Grill: koreanische Lammkoteletts mit Kimchee oder Riesengarnelen nach kantonesischer Art. www.eandoathens.com
- Hytra. Die Liste der Contemporary-Food-Lokale in Athen wächst und wächst: Im sechsten Stock des Onassis-Kulturzentrums, einem modernen Hochhaus, befindet sich seit 2012 das trendige Designlokal Hytra mit einer mondänen Bar und Sicht auf die Syngrou Avenue, im Hintergrund die Akropolis. Auch hier werden qualitativ hochwertige Produkte auf eine moderne mediterrane Art zubereitet. Die Kompositionen von Sternekoch Tassos Mantis sind Perlen der modernen griechischen Küche. Mit seinem dekonstruierten Spanakorizo (griechischer Spinatreis mit Dill und Zitrone) hat er nicht nur einen griechischen Klassiker neu erfunden, sondern gezeigt, dass die griechische Küche alles andere als langweilig sein kann. www.hytra.gr
- Aleria. Das Aleria befindet sich im aufstrebenden Stadtviertel Metaxourgio in einer restaurierten neoklassizistischen Villa aus dem frühen 20. Jahrhundert. Im Inneren treffen gemütliches Wohnzimmerflair und eleganter Luxus aufeinander. Chefkoch Gikas Xenakis gilt als Vertreter der kreativen griechischen Küche, die inzwischen viele talentierte Küchenchefs anzieht: mit frischen regionalen Zutaten und modernen Kochtechniken wird die traditionelle griechische Hausmannskost neu interpretiert und neu erfunden. Eines der „signature“-Gerichte des Aleria ist die Meeresfrüchte-Magiritsa, eine traditionelle griechische Ostersuppe, die normalerweise mit Lammleber zubereitet wird. www.aleria.gr
- Hoocut, true pitta. Mitten im Zentrum von Athen, in einem neoklassizistischen Gebäude, befindet sich das Streetfood-Lokal Hoocut mit seiner großen offenen Küche. Mit seiner Eröffnung weiteten die fünf Köche des Cookoovaya ihr Wissen und ihre Qualitätsstandards auf das ebenfalls schon in der Antike beliebte Streetfood aus: Souvlaki. Doch anstatt Fleischspieße bis zum Unverkennbaren zu grillen, walzen sie feinst gehacktes Fleisch hauchdünn aus, grillen es blitzschnell und wickeln es dann in frisch gebackene Pitas. Von der Vergangenheit inspiriert, zaubern sie ein Souvlaki für heute und morgen. www.facebook.com/hoocut
- Cookoomela Grill. Auf den ersten Blick sieht das Cookoomela aus wie ein gewöhnlicher Souvlaki-Laden: Soßen und Gewürze reihen sich an knusprige Pita-Brote und gebratene Kartoffeln. Es riecht sogar ganz vertraut nach Souvlaki, aber wenn man sich genauer umschaut, ist weit und breit kein Fleisch zu sehen. Das Cookoomela ist das erste vegane Souvlaki-Lokal Griechenlands, mit dem Inhaber Antonis Margaritis das wohl symbolträchtigste Streetfood Griechenlands revolutioniert. Mit seinem Bruder und Koch Vassilis und seiner Partnerin Effie Savvidou hat er das Cookoomela erst im April 2018 eröffnet. „Wir wollten beweisen, dass man vegane Lebensmittel auch ohne den überteuerten Lifestyle-Preis bekommen kann.“ Das Konzept scheint aufzugeben, denn die Leute stehen Schlange für die Souvlakis auf Pilzbasis („Cookoomela“ ist griechischer Slang und bedeutet Morcheln). www.cookoomela.gr
- The Clumsies. Athen ist eine Partystadt, in der es bis tief in die Nacht wie in einem Bienenstock zugeht. Zu den Hotspots gehören weniger die übergroßen Clubs, sondern vielmehr die guten Wein- und Cocktailbars mit intimer Atmosphäre. Eine davon ist die im Zentrum Athens gelegene Bar The Clumsies. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2014 wurde sie Jahr für Jahr unter die 50 besten Bars der Welt gewählt und steht aktuell auf Platz sieben. In Athen ist die ganztägig geöffnete Café-Cocktailbar längst eine Institution, einige der besten Barkeeper Europas arbeiten hier. Ihr Name ist eher ungewöhnlich und rührt von ihren Gründern her, den fünf Unbeholfenen (auf Englisch „clumsy“). Dahinter stecken die Unternehmer Lefteris Georgopoulos, Thanos Tsounakas, Giorgos Kaissaris und die preisgekrönten Barkeeper Nikos Bakoulis und Vasilis Kyritsis. Letztere haben eine mehr als nur ungewöhnliche Karte zusammengestellt, die die Sinne weckt und die Cocktailauswahl zu einem kleinen Abenteuer macht – ohne Taschenlampe bleiben die Seiten nämlich weiß. www.theclumsies.gr
- Baba Au Rum. Die Barszene boomt in der griechischen Hauptstadt – und das seit Jahren. Zu den berühmtesten der Stadt zählt auch das Baba au Rum von Thanos Prunarus, der sich auf Rum spezialisiert und mehr als 150 verschiedene Sorten hinter der Theke stehen hat. „Ich liebe alle Spirituosen, aber Rum ist einfach am vielseitigsten und spricht vom Mojito-Fan bis hin zum Cognac-Liebhaber jeden an“, so Prunarus. Dementsprechend vielfältig ist auch die Getränkekarte: vom Umami-Daiquiri mit Vanille, Limette und Basilikum zum Rum Negroni mit geriebener Tonkabohne und von der Teufelsmilch aus jamaikanischem Kokosnuss-Rum zum Tiki-artigen Spicy Baba No. 7 mit Ingwer, Beeren und Limette. „Unsere Gäste sollen wissen, dass Cocktails nicht nur groß und farbenfroh sind, sondern eine Geschichte und Traditionen haben“, erklärt der Rumlieber. Dank seiner Leidenschaft, welche sich letztlich in der Qualität der Cocktails wiederfindet, schaffte es das Baba au Rum auch im Jahr 2018 wieder unter die 50 besten Bars der Welt. www.babaaurum.com
Allgemeine Reiseinfos für Ihren nächsten Trip nach Athen
Anreise: Aegean Airlines fliegt einmal täglich nonstop von Wien nach Athen. www.aegeanair.com
Unterkunft: Das neu eröffnete MARRIOTT Hotel befindet sich zwischen Stadtzentrum und dem Hafen von Piräus, direkt gegenüber vom Stavros Niarchos Park, der Oper, der Nationalbibliothek und nur wenige Minuten von der Akropolis entfernt. Gäste logieren in 366 großzügigen Zimmern, die den Blick auf Oper und Ägäis freigeben. Einige verfügen über Dachterrassen mit Blick auf die Akropolis. DZ ab 125 Euro/Nacht. www.marriott.com
Vor Ort: Bei einer kulinarischen Stadtführung mit einem einheimischen Guide geht es durch die Straßen und Markthallen Athens und in authentische familiengeführte Lokale. Während der Tour probieren Sie sich durch allerlei Köstlichkeiten der griechischen Küche. Tipp: Hunger mitbringen! www.culinarybackstreets.com/culinary-walks/athens/
Buchtipp: Der MERIAN live! Reiseführer Athen von Ellen Katja Jaeckel enthält alles Wissenswerte für einen gelungenen Aufenthalt in Athen (erschienen im Gräfe und Unzer Verlag, um 12 Euro). Mit den 15 „Direkt- Kapiteln“ des DuMont direkt Reiseführers Athen von Klaus Bötig und Elisa Hübel können Sie sich zwanglos unter die Athener mischen und die Highlights und Hotspots kennenlernen (erschienen im Dumont Reiseverlag, um 12 Euro).
Auskunft: Weitere Informationen sind über die Website von Discover Greece zu finden. www.discovergreece.com