Die entscheidenden Einrichtungstrends der Zukunft

Willkommen in der Wohnung der Zukunft: Auf dem Heimweg vom Auto aus bereits die Heizung anstellen, morgens im Bett via Knopfdruck den Kaffeeautomaten aktivieren und den Einkauf an den Kühlschrank delegieren. Parallel dazu checkt die Heizung die richtige Temperatur und läuft zu Hochformen auf, während die Jalousien die Sonne hereinlassen. Zu hell? Kein Problem. Ein Sprachhinweis an Alexa reicht aus und schon fährt der Sonnenschutz herunter. Denn mitdenkende Systeme werden zukünftig unsere neuen Hausgenossen sein. Ob Smart Home, Connectivity oder Home connect – digitale Assistenten wie Siri, Alexa & Co. erleichtern den Alltag. So lassen sich heute schon verschiedenste Funktionen, etwa Klimatisierung, Sicherheit, Licht, Küchen- und Badanwendungen, digital miteinander verknüpfen und via Sprachsteuerung bedienen.

Haka Landhaus

Living in the kitchen. Fakt ist: Die Küche avanciert zum Herzstück der Wohnung oder des Hauses und ist Treffpunkt für die Familie. Dafür öffnet sie sich und geht fließend in andere Lebensbereiche über. Kücheninseln, Tresenlösungen und wohnliche Möbel sind perfekte Begleiter für die neue Offenheit. Gleichzeitig scheint sich die Funktionsküche, wie wir sie aus alten Zeiten kennen, aufzulösen. Wenn sich der Dunstabzug direkt am Kochfeld wie von Zauberhand diskret in Gang setzt, via Knopfdruck Regale an den Herd fahren und nach getaner Arbeit alles wieder hinter schicken Fronten verschwindet, sind wir im Einrichtungszeitalter 4.0 angekommen. Zukünftig zieht Wohnlichkeit an den Herd, wird im Wohnzimmer gegessen und am Esstisch gearbeitet. Lebensräume verschmelzen und passen sich ihren Bewohnern flexibel an. „Die modernen Einrichtungssysteme lösen klassische Raumstrukturen auf und schaffen Privatsphären, in denen sich Menschen zukünftig noch individueller entfalten können“, erklärt Dr. Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie.

Offen für neue Lebensformen. Kleinere Grundrisse und selbstbestimmte Verbraucher lassen sich nicht mehr festlegen, sondern fordern Freiräume für die persönliche Entfaltung und Individualisierung. Gleichzeitig schrumpft der Wohnraum. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) werden vor allem zwei Fakten die Entwicklung der Privathaushalte in den kommenden zwei Jahrzehnten entscheidend prägen: Veränderungen in der Altersstruktur bzw. der Größe der Bevölkerung und die Zunahme kleinerer Haushalte. Vor allem die Anzahl der Menschen, die in Ein- oder Zweipersonenhaushalten leben, wird bis 2035 deutlich wachsen. Das betrifft junge Leute ebenso wie die älteren. Darauf reagiert die Möbelindustrie mit smarter Systemintelligenz. Klappen, drehen, rollen, strecken – Möbel verwandeln sich in Allround-Talente, brauchen wenig Platz und machen in jedem Wohnumfeld eine gute Figur. Flexible Regalsysteme richten zum Beispiel nicht nur das Wohnzimmer ein, sondern sorgen auch in der Küche für Stauraum. Auf Wunsch mit oder ohne Türen.

Anbaukonzepte lassen sich nach Maß planen und auch das kleinste Sofa steckt voller ausgetüftelter Relax-Power. Speisen, Kochen, Wohnen, Schlafen und Arbeiten gehen nahtlos ineinander über und Möbel sind multitasking. „In Zukunft wird es immer wichtiger sein, den Systemgedanken zu perfektionieren“, unterstreicht Dr. Georg Emprechtinger

Team 7

Wohnen-to-go – digitale Nomaden. Denn auch die regionalen Unterschiede spitzen sich weiter zu und nehmen Einfluss auf unsere Einrichtung. So ist der Trend zur Urbanisierung ungebrochen und Wohnraum in den Metropolen knapp. Ständig miteinander vernetzt und immer mobil entstehen auf diese Weise neue soziale Treffpunkte und Gewohnheiten. So geht das Zukunftsinstitut davon aus, dass sich die im Internet etablierte Tauschkultur auch in die modernen Wohnwelten übertragen wird. Ähnlich wie beim Car-Sharing nutzen dann die sogenannten „digitalen Nomaden“ bestimmte Ressourcen gemeinschaftlich. Stichworte dafür sind AirBnB – der Community-Marktplatz für die Buchung und Vermietung von privaten Unterkünften –, Apartments auf Zeit, Mehrgenerationenhäuser, Alten-WGs oder kollektiv genutzte Räume. Auch hier sind digitale Technik, solide Qualität und eine hohe Multifunktionalität gefordert. „Der Anspruch an Design, Funktionalität und Verarbeitung nimmt zu und bietet vor allem Manufakturen und mittelständischen Unternehmen die Chance, ihre Innovationskraft unter Beweis zu stellen“, so Dr. Georg Emprechtinger.

New Work – Arbeitszonen zum Wohlfühlen. Shopping-Touren in virtuellen Einkaufszentren, Preisvergleich via Klick oder die Möglichkeit, Lieblingsmöbel im Internet selbst zu konfigurieren – unsere Welt ist komplett vernetzt. Das verändert nicht nur unseren Alltag und das Zusammenleben, sondern auch unseren Arbeitsplatz. Zunehmende Digitalisierung, globale Netzwerke und neue Arbeitsverhältnisse revolutionieren die Denk- und Raumstrukturen. Freelancer, Homeworker und Mitarbeiter auf Zeit benötigen ein Umfeld, das sich flexibel auf schnell wechselnde Arbeitsfelder einstellt. New Work ist deshalb weit mehr als nur ein Schlagwort. Es ruft ganz neue Prozesse auf den Plan. Projekte und Teams auf Zeit, aber auch Freelancer sowie Coworker bringen Bewegung in die Arbeitswelt. Das spiegelt sich in der Einrichtung und den Anforderungen an Büros wider. Nine-to-Five-Jobs sind passé, denn in der schnelllebigen Zeit spielt die Uhrzeit eine untergeordnete Rolle. So wird es zukünftig vielmehr darum gehen, Zonen und Räume zu schaffen, die inspirieren, Kreativität fördern und sich überall anpassen. Von der entspannten Lounge-Atmosphäre über Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten bis hin zu Arbeitsplätzen to go, die nur temporär genutzt werden und auf Wunsch sogar den Ort wechseln können. „Gefragt sind variable Workplace-Konzepte und flexible Möbel, die sowohl mit intelligenten Hightech-Funktionen, aber auch mit Design und Wohlfühlfaktor überzeugen“, weiß Dr. Georg Emprechtinger und stellt fest: „Auch in den eigenen vier Wänden verschwimmen die Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten bzw. Beruf und Freizeit.“ Nahezu jeder Haushalt verfügt über einen Internet-Anschluss sowie einen Computer und benötigt Möbel, in denen sich die Technik praktisch verstauen lässt und mit einem Handgriff wieder hervor geholt werden kann.

sedda

Die neuen Alten sind im Anmarsch. Erfindungsgeist, neue Strukturen und kluge Systemmöbel erfordert auch der demographische Wandel. Prognosen gehen davon aus, dass 2060 jeder Dritte in Deutschland mindestens 65 Jahre alt sein wird. Für Österreich beträgt der Anteil der Generation 60+ im Jahre 2030 laut Experten knapp 38 Prozent. Und auch die Baby-Boomer kommen der 60 immer näher. Entsprechend viel Schwung steckt in dieser Klientel. So sind Begriffe wie „barrierefrei“ und „altersgerecht“ von gestern. Zukünftig geht es um Pro-Aging, Silver-Society oder Best-Ager. Im Schnitt fühlen sich beispielsweise 75-Jährige heute zehn Jahre jünger. Sportlich, fit und auch im Kopf beweglich nehmen die neuen Alten rege am Leben teil. Sie konsumieren anders als ihre Eltern, sind politisch ebenso wie kulturell interessiert und legen Wert auf einen gepflegten Lifestyle. Für diese Zielgruppe ist der Komfortfaktor beim Möbelkauf entscheidend. Bequemlichkeit auf hohem Niveau und eine leichtgängige Funktionalität, in schöne Formen integriert, erleichtert nicht nur den Alltag, sondern punktet mit angenehmen Wohlfühl-Funktionen. So fahren Polster via Elektro-Antrieb und per Knopfdruck sanft in den Entspannungsmodus, Schubladen schließen selbsttätig, Licht im Inneren der Möbel sorgt für Durchblick und Boxspring-Luxus verspricht einen erholsamen Schlaf. Denn hier wird Gesundheit großgeschrieben. So gehören Wohngesundheit, Ökologie und Umweltschutz selbstverständlich zum Vokabular von anspruchsvollen und verantwortungsbewussten Konsumenten.

ProNatura

Natürlich, gesund und nachhaltig. Grüne Politik, unbehandeltes Gemüse und Mülltrennung: Bio ist mehr als nur ein Trend. Es ist ein Statement, das sich in der gesamten Lebensführung widerspiegelt. Regionale Kost, nachhaltige Zutaten und unverfälschter Genuss – Produkte sollen nicht nur schmecken oder gefallen, sondern auch guttun. Das spiegelt sich in der Einrichtung wider. Wer am Herd Wert auf gesunde, heimische Lebensmittel legt, der möchte auch sein Ambiente nachhaltig gestalten. „Wir registrieren schon seit vielen Jahren, dass Argumente wie wohngesunde und natürliche Materialien vor allem für Allergiker von Bedeutung sind, aber auch die Herkunft und Ökobilanz des Lieferanten spielen eine zunehmende Rolle“, erklärt Dr. Georg Emprechtinger. Dazu gehören Gütesiegel ebenso wie Zertifikate über Ressourcenschonung, umweltfreundliche Materialien, Recycling-Quoten und nachhaltige Wirtschaftskreisläufe. Diese Attribute werden zukünftig eine noch größere Rolle spielen als bisher. So entsteht in den westlichen Industrienationen eine neue Gesundheitskultur. Das Bewusstsein für Dinge, die Körper und Seele guttun, uns physisch, aber auch mental stärken, nimmt messbar zu. Und verbessert das Lebensgefühl. Zudem lässt sich Fitness nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestalten. Damit avanciert Gesundheit zum Lifestyle-Produkt. „Biologisch einwandfreie Möbel, aber auch Polster und Einrichtungssysteme mit hoher Funktionalität kommen diesem Trend entgegen und bieten den Menschen sowohl Mehrwert als auch einzigartigen Komfort, der sie entspannen und auftanken lässt“, so Dr. Georg Emprechtinger. Das sind wichtige Argumente. Vor allem für die jüngeren Verbraucher. In Zeiten von mit Plastik überschwemmten Meeren, schmelzenden Polen und aussterbenden Tierarten nimmt das Umweltbewusstsein messbar zu und beeinflusst unser Kaufverhalten.

Handemade und authentisch. Wer Freude an der Natur hat, der wünscht sich Unikate. Handgemacht, individuell und echt. So bringen natürliche Materialien wie Holz, Baumwolle, edle Stoffe und Leder Emotionen ins Wohnen. Nachhaltig und mit traditioneller Handwerkskunst zu besonderen Liebhaberstücken gefertigt, strahlen sie Ruhe, Verlässlichkeit und Wärme aus. Gleichzeitig sind sie der Gegenpol zu unserer schnelllebigen Zeit, lassen innehalten und unterstreichen bleibende Werte. Die Menschen sehnen sich nach Produkten mit unverwechselbarem Charme und Persönlichkeit. Gerade in unserer volldigitalisierten Welt legen wir immer mehr Wert auf Identität und Langlebigkeit. Vergänglichkeit und Wegwerfartikel gibt es schon genug. „Sichtbare handwerkliche Details und aufwendige Holzverbindungen unterstreichen den Manufaktur-Charakter und die Qualität eines Möbels“, betont Dr. Georg Emprechtinger. Es geht darum, die Umwelt wieder sinnlich zu erleben. Dinge zu berühren, zu riechen, zu schmecken und sich Zeit für den Genuss zu nehmen. Getrieben von Digitalisierung, Multitasking und vollen Terminkalendern wächst das Bedürfnis nach authentischen Materialien wie unbehandelten Hölzern, kuscheligen Textilien, behaglichen Polstern und frischen Naturfarben. „Kombiniert mit modernen Holzbearbeitungstechniken wie der CNC-Technologie lassen sich zum Beispiel Hölzer sehr viel filigraner und dynamischer verarbeiten. So entstehen neue Design-Ideen, die eine kreative Verbindung von Tradition und Technik schaffen“, erklärt Dr. Georg Emprechtinger und sieht vor allem in der Kombination aus digitalem Hightech sowie naturnahen, nachhaltigen Einrichtungskonzepten einen Weg, um die Herausforderungen der Möbelindustrie auch zukünftig erfolgreich zu meistern.

Fotos: Titelbild (c) ADA, TEAM 7, sedda, HAKA, ProNatura