Tränenreicher Genuss mit heilsamer Wirkung
Kren ist fixer Bestandteil unseres Osterfestes. Land schafft Leben erklärt, warum das so ist, wie der aufwändige Anbau funktioniert und was genau uns beim Kren-Verzehr die Tränen in die Augen treibt.
„Der Kren will täglich seinen Herren sehen”, sagt man. Denn Kren zu erzeugen ist sehr aufwändig. Bis zu 15 Handgriffe pro Krenstange sind notwendig, um den Kren verkaufen zu können. Insgesamt wächst die Pflanze 200 Tage in der Erde heran. Nach etwa einem Monat wird jede einzelne Stange noch einmal aus der Erde gehoben und überflüssige Triebe werden entfernt. Das sogenannte „Kren heben“ ist es, was den Krenanbau zur Herausforderung macht. Es gibt praktisch nur eine Kren-Anbauregion in Österreich. Das ist die südliche Steiermark. Rund 80 Bauern erzeugen dort Kren, nur einer davon in biologischer Landwirtschaft. Dieser erntet auf einem Hektar nur halb so viel wie seine konventionellen Kollegen.
Kren made in Styria
Beim Kren unterscheidet man nicht nach Sorten, sondern nach Herkunft. Steirischer Kren ist einzigartig und gilt als besonders scharf. Die im Kren enthaltenen Senföle verleihen ihm die Schärfe und wirken auf dem Weg durch den menschlichen Körper keimhemmend. Daher beugt Kren bakteriellen Infektionen vor. Er gilt als natürliches Antibiotikum und man sagt ihm auch eine potenzfördernde Wirkung nach.
Steirischer Kren ist mit dem gelb-blauen Zeichen mit der Aufschrift „Geschützte Geografische Angabe“ versehen. Es garantiert Konsumenten, dass der Kren auf jeden Fall in der Steiermark angebaut und geerntet worden ist. Die Verarbeitung darf auch außerhalb des Anbaugebiets erfolgen.
Erst scharf und bitter, dann stärkend und geschmackvoll
Die Krenwurzel ist eigentlich scharf, um Fraßfeinde abzuschrecken. Wir Menschen essen Kren gerade wegen seiner Schärfe. Richtig dosiert erhöht Kren das Geschmacksempfinden, ohne Schmerzen auszulösen. Das Senföl im Kren ist leicht flüchtig, weshalb es auch leicht in die Nase steigt. Die Nase beginnt zu laufen und der Kren treibt Tränen in die Augen. Aber einmal gegessen und verdaut, wirkt er heilsam, stärkt das Immunsystem und beugt bakterielle Atem- und Harnwegsinfekte vor. Besonders zu Ostern hat Kren in Österreich eine besondere traditionelle Bedeutung. Den Kren verknüpfen wir mit dem österlichen Passionsgeschehen – und nebenbei auch kulinarisch mit Osterschinken und Osterei. Am Karsamstag wird er mit süßem Brot, hart gekochten Eiern, Fleisch und anderen Köstlichkeiten im Weihkorb zur Kirche getragen, wo die Osterspeisen gesegnet werden. Inmitten der österlichen Leckerbissen symbolisiert er das tränenreiche Leiden Christi.
Foto © Land schafft Leben, 2017