Brauchtum hat in Südtirol einen sehr hohen Stellenwert – und ganz speziell zu Weihnachten. Vor allem in der Adventszeit werden in den einzelnen Regionen verschiedene Bräuche aufrechterhalten, welche durch das Zusammentreffen der drei Kulturen in Südtirol geprägt sind.
Jahrhundertelange Verbundenheit mit Österreich-Ungarn und mit dem mitteleuropäischem Kulturkreis lassen deutsche Bräuche einfließen, während durch die vermehrte Zuwanderung aus Italien ebenfalls Traditionen aus dieser Kultur mitgebracht wurden. Schon zu Römerzeiten hat sich Ladinisch als eigene Sprache und Kultur in den Dolomitentälern entwickelt und auch diese Bräuche tragen nach wie vor zu den besonderen Traditionen im Südtiroler Advent bei.
Start ist Anfang Dezember mit dem Krampus-Tag
Am 5. Dezember kommt nach deutschen und ladinischen Bräuchen der Krampus ins Haus. Ausgestattet mit einer Rute, verziert mit roten und schwarzen Schleifen, sollen sich Kinder, die nicht brav gewesen sind, vor dem Krampus fürchten. Auch auf den Straßen treiben Krampusse ihr Unwesen – so finden doch bereits ab Mitte November Krampus-Umzüge in verschiedensten Ortschaften statt.
Traditionell läuten die Krampusse den Nikolaus-Tag am 6. Dezember ein, bei dem die folgsamen und braven Kinder mit Lebkuchen, Süßigkeiten, Mandarinen, Nüssen und anderen Kleinigkeiten beschenkt werden. Am Vortag stellen die Kinder bereits einen leeren Teller vor die Türe, um Platz für die Geschenke zu bieten – und ein Gläschen Schnaps für den durstigen Nikolaus.
Nach deutschen und ladinischen Bräuchen sollen bis zum 8. Dezember die Weihnachtskekse fertig gebacken sein, damit vor allem Stollen, Lebkuchen und Mandelkekse bis zum heiligen Abend noch besser reifen können. Die Italiener hingegen nutzen diesen Tag um ihren Christbaum aufzustellen und zu schmücken. Je bunter, desto besser! Ebenso werden am 8. Dezember Häuser und Balkone geschmückt, die dann in dem Glanz bunter Lichter erstrahlen.
Der 13. Dezember ist nach italienischen Bräuchen der Ehrentag von Santa Lucia – dem italienischen Pendant zum Nikolaus. Die Märtyrerin und Schutzpatronin der Blinden bringt Kindern Süßigkeiten und Früchte und legt diese auf Fensterbänke oder in ihre Schuhe.
Heilig Abend in Südtirol ist am 24. Dezember
Nach ladinischer und deutscher Tradition bringt das Christkind am frühen Abend den Christbaum und die Geschenke. Je nach Brauch innerhalb der Familie gibt es die Bescherung entweder vor oder nach dem Essen. Meist wird eine relativ einfache Speise gekocht, denn früher gab es zu Weihachten vielerorts nur eine warme Suppe, etwas Fleisch und Kekse.
Viele Familien führen diese Tradition heute noch fort oder servieren als besondere Delikatesse „Russischen Salat“, ein herzhafter Salat aus Kartoffeln, Gemüse und Mayonnaise. Sind die Bescherung und das Essen vorüber, so geht man gemeinsam zur Christmette, um die Geburt Christi zu feiern.
Dank der vielfältigen Kulturen treffen in Südtirol die unterschiedlichsten Weihnachtsbräuche aufeinander
Bei den italienischen Familien hingegen gibt es am 24. Dezember noch keine Geschenke. Traditionell isst man gemeinsam zu Abend und bestaunt am Morgen des 25. Dezembers den Christbaum und die Geschenke, die Babbo Natale – der Weihnachtsmann – heimlich in der Nacht gebracht hat. Das Weihnachtsessen wird groß zelebriert, denn hier gibt es sehr üppige Gerichte, wie Lasagne, Tortellini sowie verschiedene Fleisch- und Fischgerichte. Als Dessert wird traditionell gemeinsam Panettone gegessen.
Fotos: IDM Südtirol – Alex Filz und Marion Lafogler