Zwei bis drei Generationen gleichzeitig sind in vielen Weinbaubetrieben der niederösterreichischen Thermenregion bei der Bewirtschaftung der Weingärten und bei der Vinifizierung aktiv. Die Aufgaben sind gut verteilt; innerhalb der Winzerfamilien pflegt und schätzt man den Meinungsaustausch: „Wir leben eine sehr offene Gesprächskultur und profitieren so vom Wissen und den Erfahrungen aller Generationen“, erklären Jakob und Andreas Heggenberger aus Tattendorf.
„Auf unsere ’next generation‘ sind wir sehr stolz“, betont Heinrich Hartl, Obmann Weinforum Thermenregion und selbst Winzer in Oberwaltersdorf. „Wir beobachten, dass die jüngere Generation vermehrt die Verantwortung im Keller übernimmt, während sich die Elterngeneration sehr gerne in die Natur zurückzieht und das Weingartenmanagement übernimmt“, fügt Britta Döring vom Weinforum Thermenregion hinzu.
Die Winzerfamilie Georg Herzog, die in Bad Vöslau den beliebten Waldheurigen betreibt, setzt auf tägliche Besprechungen im Familienverbund: „Damit jeder weiß, wer wann und was macht. Wichtig ist für uns, dass wir gemeinsam entscheiden“, so Georg Herzog junior. „Die Arbeit im Betrieb wird schrittweise an die jüngere Generation übergeben“, erzählt Normann Taufratzhofer sen., der in seinem Weinbaubetrieb in Gumpoldskirchen von seinen drei Kindern unterstützt wird. „Die Lehren aus meinen Erkenntnissen gebe ich gerne an meine Kinder weiter. Dafür schätze ich ihre Aufgeschlossenheit neuen Technologien im Keller gegenüber sowie die Nutzung digitaler Kommunikationsmöglichkeiten.“
Aufgabenteilung zwischen den Generationen
Auch in Tattendorf am Weingut Heggenberger obliegt der Vertrieb und die Betreuung der Gastronomiekunden dem Seniorchef, Andreas Heggenberger. Jungwinzer Jakob hat im Keller und im Weingarten das Zepter übernommen und repräsentiert das Weingut bei Messen und Verkostungen. Am Weingut Zöchling in Teesdorf keltern Vater und Sohn die Weine gemeinsam, die restlichen Arbeiten werden aufgeteilt. Das Weingut Nigl wird von den Brüdern Toni und Willi Nigl in Perchtoldsdorf geführt.
„Weg von den Kraftlackln. Hin zu einer feineren Stilistik, mit geringerem Holzeinsatz“ beschreibt Jakob Heggenberger die vinophile Ausrichtung seines Weinguts in Tattendorf und empfiehlt seinen Pinot Noir Reserve 2016. „Unser Fokus liegt auf fruchtigen, intensiven, eleganten Weißweinen sowie auf sortenreinen Rotweinen – auf höchstem Niveau“, betont Herbert Zöchling junior und verrät seinen aktuellen Lieblingswein: Chardonnay 2020. „Unsere Kunden schätzen vor allem unsere autochthonen Rebsorten Rotgipfler und Zierfandler“, so Stefan Österreicher aus Pfaffstätten, der gerne seinen Rotgipfler Thörlberg 2019 genießt.
Mehr hin zur großen Burgundertradition der Thermenregion und weg von der Sortenvielfalt der Generationen zuvor will auch Johann Gisperg, der das Weingut Gisperg in Teesdorf gemeinsam mit seinem Vater und seinem Großvater führt. Sein Lieblingswein ist aktuell der Chardonnay Ried Gestein Reserve 2019.
Heurigen ab 19. Mai 2021 wieder geöffnet
Ab 19. Mai heißt es wieder „ausgsteckt is“ in der niederösterreichischen Thermenregion. „Viele unserer Gäste verbinden ihren Ausflug in die Thermenregion Wienerwald, um die privaten Weinvorräte für den Sommer aufzufüllen“, empfiehlt Britta Döring.
Fotos: ZVG (Weingüter)