Das Belvedere Wien gehört zu den bedeutendsten Museen und UNESCO-Weltkulturerbestätten. 700 Jahre Kunstgeschichte an drei Standorten. Zwei derzeit laufenden Ausstellungen, die international Aufsehen erregen und die Sie sich nicht entgehen lassen sollten.

Dalí – Freud. Eine Obsession

Wien, 25. April 1937: Salvador Dalí steigt im Hotel Krantz-Ambassador ab. Er hofft, Sigmund Freud zu treffen – umsonst. Salvador Dalí streift durch Wien, spielt im Geiste die ersehnten Gespräche mit Freud durch und lässt sich ganz nebenbei von der Stadt und ihrer Kunst inspirieren. Zu einer tatsächlichen Begegnung kommt es erst am 19. Juli 1938 auf Initiative von Stefan Zweig und Edward James in London.

Die Ausstellung verfolgt chronologisch die Zeit von Dalís Entdeckung der Schriften Freuds bis zum persönlichen Kennenlernen der beiden. Die Ausstellung im wiedereröffneten Unteren Belvedere stellt Dalís Familienuniversum vor. Sie führt ins Madrid der 1920er-Jahre, in dessen befruchtendem Klima Dalí erstmals auf die Schriften Freuds stieß. Dalís erste Berührungen mit dem Surrealismus ab dem Jahr 1925 und die Spuren von Freuds Theorien in seinem Schaffen werden ebenso thematisiert wie die Entwicklung der „paranoisch-kritischen Methode“, einer Form von Kippbildern in Werken wie Paranonïa (um 1935) und Schwäne spiegeln Elefantenwider (1937). Anhand von Gemälden, Zeichnungen, surrealistischen Objekten, Fotografien, Filmen, Büchern, Zeitschriften, Briefen und anderen Dokumenten spürt die Ausstellung Freuds Anziehungskraft auf Dalí nach. Zu sehen sind rund 100 Werke, darunter Highlights wie die Gemälde Neokubistische Akademie (1926), Das finstere Spiel (1929) oder das bereits genannte Schwäne spiegeln Elefanten wider (1937).

Ausstellung bis 29. Mai 2022 in der Orangerie des Unteren Belvedere

–––––––––––––––––––––––––––––––––

Viva Venezia! Die Erfindung Venedigs im 19. Jh.

„Viva Venezia!“ – das möchte man dieser ungewöhnlichen Stadt voller Begeisterung gerne zurufen. Einem Mythos, der tief in unser kollektives Bewusstsein eingeschrieben ist. Wie so viele Mythen wurde auch die Vorstellung von der Lagunenstadt erst erfunden. Einerseits schufen Historiker*innen die Legende des düsteren, korrumpierten Venedigs, die sogenannte leggenda nera. Andererseits weideten sich Literat*innen am romantischen Venedig, angezogen vom morbiden Reiz des Verfalls und verzaubert von einer Stadt, die ins Wasser gebaut scheint. Davon und von vielem mehr erzählt die Ausstellung mittels verborgener Depotschätze, die teils selten gezeigt werden.

Foto: Schwäne spiegeln Elefanten wider, 1937, Esther Grether Familiensammlung © Salvador Dalí, Fundació Gala-Salvador Dalí / Bildrecht, Wien 2022 / Foto: Robert Bayer, Bildpunkt // Venedig: Giuseppe Canella d.J., Chioggia vor Sonnenaufgang, 1838 © Belvedere, Wien