Anti-Aging-Konzepte gibt es viele! Verständlich, denn die Sehnsucht nach ewiger Jugend ist im Menschen tief verankert. Unsere Aufgabe ist es, die Angebote der Experten genauer unter die Lupe zu nehmen. Unsere Gastautorin Ulrike Engel war dem Vitalkonzept von Dr. med Roger Eisen auf der Spur. Hier ihr Interview mit Dr. Eisen in seiner Praxis in Bad Griesbach …
Anti-Aging ist für den Experten nichts anderes als Gesundheitsprävention! Nach Dr. Roger Eisens These kann jeder, der seinen Lebenswandel optimiert, einer Alterung der Zellen entgegenwirken. Wichtig ist ein Schutzschild gegen freie Radikale, die Antioxidantien. Vitamine, Mineralien, Enzyme und sekundäre Pflanzenstoffe wappnen den Körper gegen entzündliche Prozesse und schützen somit vor einem schnellen Fortschreiten der Zellalterung. Wer nach Herzenslust frühstückt, mittags die Depots mit einer leckeren Mischkost auflädt, die Eiweiß und langanhaltende Kohlenhydrate enthält und abends auf Proteine setzt, tut seinem Organismus viel Gutes. Der Griff in die Süßigkeitenkiste ist verpönt, doch etwas Soulfood ist erlaubt: Eine Handvoll Mandeln ist eine ergänzende Knabberei, die sich positiv auf die Energiebilanz und die Silhouette des Körpers auswirkt. Nahrungsergänzungsmittel mit einer täglichen Zufuhr von 300 bis 600 mg Magnesium hält der Mediziner und Anti-Aging-Experte für sinnvoll. Der Grund liegt auf der Hand: Heutzutage werden nicht mehr so viele Vitamine über die Nahrung aufgenommen, Obst und Gemüse haben nicht den gleichen Vitamin- und Nährstoffgehalt wie früher.
Dr. med. Roger Eisen ist mit diesem Konzept und seiner Praxis im Fürstenhof in Bad Griesbach, dem renommierten Kurort im niederbayerischen Bäderdreieck, bestens etabliert.
Dr. med. Eisen, kann ich meinen Körper um 10 Jahre verjüngen, meine Vitalität und meine Organfunktionen? Anti-Aging ist ja eher ein Reizwort?
Dr. med. Roger Eisen: Anti-Aging ist heute verpönt. Nach der Anti-Agingwelle vor 20 Jahren und der Verwendung des Begriffs in der Kosmetikindustrie und in der Waschmittelwerbung ist der Begriff eher negativ besetzt. Heute spricht man bevorzugt von Präventions- oder Gesundheitsmedizin. Der menschliche Körper ist laut Forschungsergebnissen auf 125 Jahre angelegt. Wenn man von Kindheit an gesund leben, Extremsport vermeiden, sich vernünftig ernähren und oxidativen Stress vermeiden würde, könnte man ein sehr hohes Alter erreichen. Der Anteil an 100-Jährigen ist rasant angestiegen. In 20 Jahren sind 100-Jährige vielleicht an der Tagesordnung. Die heute über 80-Jährigen haben Mangeljahre mitgemacht, wir haben nur Wohlstand erlebt. Fasten ist deshalb etwas Positives für unseren Körper. Die Generation der heute 50-60-Jährigen ist kränker als die 70- 80-Jährigen, Wohlstand ist eben nicht dasgleiche wie Wohlfühlen.
Dr.med. Eisen, was genau ist das Vitalkonzept von dem in Ihrem Buch „Lebensstil“ die Rede ist?
Dr. med. Roger Eisen: Ich mache seit 30 Jahren Ernährungsberatung. Das Vitalkonzept ist ein Ernährungsprogramm primär für Übergewichtige, das neueste Modul ist „Schlank über Nacht, es gibt eine spezielle Broschüre dazu und auch eine Pauschale, die man in Bad Griesbach im Fürstenhof buchen kann. Gewisse Mahlzeiten werden durch Eiweiß ersetzt, darüber hinaus werden die Teilnehmer mental unterstützt. Der Übergewichtige soll erkennen, wann er isst, wieviel er isst und warum er isst. Viele essen nämich nicht dann, wenn sie Hunger haben, sondern um andere Bedürfnisse zu kompensieren.
Wie schnell kann man 10 kg abnehmen?
Dr. med. Roger Eisen: Bei der Frau ist innerhalb 10 bis 12 Wochen eine Abnahme von 10 kg möglich. Ein Mann kann die 10 kg Gewichtsreduktion schon in 6-8 Wochen schaffen. Alles darüber hinaus baut Muskelmasse und Wasser, nicht Fett ab und ist von daher kontraproduktiv. Selbst wenn die Waage weniger Gewicht anzeigt, ist der Körper nicht wirklich schlanker und vitaler.
Es kommen immer mehr „gesunde Snacks“ auf dem Markt. Was halten Sie davon?
Dr. med. Roger Eisen: Ich habe z.B. den „nucao“ Rohkakao-Riegel probiert. Ballaststoffreiches ohne Kohlenhydrate wird nicht resorbiert, erzeugt aber trotzdem ein Sättigungsgefühl. Der Insulinspiegel steigt nicht an. Dieses Prinzip haben sich die Hersteller von „nucao“ zunutze gemacht. Es gibt einige Tricks um den eigenen Appetit zu dämpfen. Rinderbrühe wäre zum Beispiel eine gute Alternative. Ich bin jedoch prinzipiell ein Gegner der Zwischenmahlzeit, an solchen Snacks erfreuen sich schlussendlich nur die Produzenten von Müsli-Riegeln oder Ähnlichem und streichen Gewinne ein.
Gilt der Spruch noch „An apple a day keeps the doctor away?”
Dr. med. Roger Eisen: Ich empfehle eine strikte Essenspause in der auch der Apfel von der Liste gestrichen ist. Das eigentlich gesunde Obst scheidet in dieser Zeitzone also auch aus. Nur wenn man mindestens 4 bis 5 Stunden nichts isst, kann sich der Insulinspiegel erholen. Insulin hemmt den Fettabbau und stimuliert den Muskelabbau. Zur Vereinfachung habe ich die „4-4-12 Formel“ ins Leben gerufen, die beinhaltet: Nach dem Frühstück mindestens 4 Stunden Pause,nach dem Mittagessen wieder 4 Stunden Pause, dann ein leichtes, eiweißbetontes Abendessen, danach 12 Stunden garnichts essen. So wird man schlank über Nacht. Der Verzicht auf das, was den Zuckerhaushalt puscht, zahlt sich also aus.
Was versteht man unter einer Obst oder Gemüseportion?
Dr. med. Roger Eisen: Eine Handvoll. Ein Apfel, eine Banane, oder 1 Glas frisch gepressten Tomatensaft. Auch ein Glas frisch gepresster Orangensaft ist eine Portion.
Übergewichtige Menschen haben oft auch mit Bluthochdruck zu kämpfen. Ist ein 1/8 Rotwein tatsächlich gut bei Bluthochdruck?
Dr. med. Roger Eisen: Zunächst sollte der Blutdruck-Patient abspecken. Bei 10 kg Gewichtsreduktion sind 30 mm Quecksilbersäule Bluthochdruck runter, das heißt, wenn man einen Blutdruck von 180 hat und 10 kg abnimmt, dann sinkt der Blutdruckwert auf zirka 150.
Zum Thema Rotwein: Bluthochdruck ist multifaktoriell, das heißt, es kommt auf den Einzelfall an. Alkohol ist zunächst mal ein Gift, das abgebaut werden muss. Andererseits enthält Rotwein Polyphenol und Resveratrol ,was vorteilhafte Effekte auf den Körper hat und Langlebigkeitsgene aktiviert. Folgende Grundregel sollte man jedoch beachten: Frauen nicht mehr als 1/8 l Rotwein täglich, Männer nicht mehr als 1/4 l-sonst droht langfristig eine Leberzirrhose. Als Genuss in Maßen ist Rotwein sicher ein Schluck Lebenselexier. Allerdings darf man nicht vergessen, dass 1 g Alkohol 7 Kalorien hat, Zucker im Vergleich nur 4 Kalorien. Paradox ist: Laut einer Studie Franzosen trinken viel Rotwein, was die negativen Folgen der Überernährung wieder ausgleicht.
Wie stehen Sie zu Cholesterintabletten? Kann man auf diese verzichten, wenn man sich anders ernährt?
Dr. med. Roger Eisen: Ernährung und Bewegung sollte man optimieren. Wenn der Cholesterinwert unter 100 liegt, stehen die Chancen gut, dass die Plaques sich zurückbilden. Wenn Krankheiten schon eingetreten sind oder Risikofaktoren vorliegen, muss jedoch mit Medikamenten therapiert werden. Die umstrittenen Statine sind schon lange auf dem Markt und haben auch viel Positives.
10.000 Schritte am Tag- ist das noch aktuell?
Dr. med. Roger Eisen: Mindestens. Früher ist der Mensch als Jäger und Sammler 30 bis 40 km am Tag gegangen . Diese genetische Ausrüstung ist immer noch vorhanden. 10.000 Schritte sind 6, 7 km. 50 Prozent mehr sind da schon drin.
Wechseljahre – gibt es die auch beim Mann? Wann ist ein Testosteron Test beim Mann sinvoll?
Dr. med. Roger Eisen: Da geben Hormontests Aufschluss. Beim Mann spricht man vom Klimakterium virile. Der Mann kommt meist mit Beschwerden, Depressionen, Potenzproblemen oder Muskelschwund in die Praxis. Dann ist eine Analyse sinnvoll. Es gibt spezielle Fragebögen zur Männergesundheit. Der Hausarzt bestimmt den Spiegel nach einer vorausgegangenen Prostatauntersuchung. Wenn der Mangel nachgewiesen ist, wird das Hormon ersetzt. Das Testosteron wird zwischen 6:00 und 8:00 Uhr morgens über ein Gel zugeführt, es muss nicht gespritzt werden. So wird der Testosteronspiegel schonend angehoben.
Sie sind ja hier in Bad Griesbach an der Quelle. Für wen sind Thermalbäder denn empfehlenswert?
Dr. med. Roger Eisen: Die Bewegungsbäder in der Therme sind gesundheitsfördernd bei degenerativen Erkrankungen derWirbelsäule und Gelenkproblemen, Gegenanzeigen sind Thrombosen, Entzündungen und nicht eingestellter Bluthochdruck. In der Wärme werden die Gefäße erweitert, der Blutdruck eigentlich gesenkt- am Anfang rate ich dennoch zu einem verkürzten 10-minütigen Aufenthalt im Thermalbad.
Wir danken für das Gespräch!