Unser Land ist frei von klassischer Wildtollwut, Deutschland gilt auch seit 2008 als frei davon, jedoch kommt Tollwut noch in Fledermäusen vor. In den USA sind menschliche Tollwutfälle selten. Seit Beginn des Jahres wurden in New York City jedoch sechs Tollwutinfektionen bei Tieren bestätigt. Vier Fälle, die ersten seit 2011, gab es in Manhattan, je eine weitere Infektion in der Bronx und auf Staten Island. Die Behörden haben die Bevölkerung aufgerufen, ihre Haustiere zu impfen. Das CRM Centrum für Reisemedizin rät Reisenden in den USA nach verdächtigen Tierkontakten umgehend einen Arzt aufzusuchen und sich dort gegebenenfalls post-exponentiell behandeln zu lassen.
Jährlich werden in den USA etwa 35.000 Menschen aufgrund von verdächtigen Tierkontakten, überwiegend mit Fledermäusen, post-expositionell behandelt, rund 7.000 bis 10.000 Fälle von Tollwut bei Tieren – Waschbären, Stinktieren, Fledermäusen, Füchsen – werden registriert. „Die Gefahr, sich während einer USA-Reise mit Tollwut zu infizieren, ist äußerst gering“, erklärt Professor Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. „Reisende sollten sich aber der Möglichkeit einer Tollwutinfektion bei einem Kontakt mit Tieren stets bewusst sein.“ Als verdächtig gilt ein Tierkontakt, wenn sonst scheue, wild-lebende Tiere keine Scheu vor Menschen zeigen. Auch bei zutraulichen fremden Haustieren, Katzen oder Hunden, ist Vorsicht geboten. Ideal ist es daher, von Tieren in Gebieten mit Tollwutfällen generell Abstand zu halten: „Für eine Infektion ist nicht einmal ein Biss nötig“, erläutert der Experte. „Schon, wenn der Speichel von infizierten Tieren in Berührung mit kleinen, offenen Hautstellen des Menschen kommt, können die Tollwutviren in den menschlichen Organismus gelangen.“ Ein Heilmittel gegen die Krankheit gibt es nicht. Sie bricht zwar nicht bei jedem aus, der sich infiziert hat, aber jeder, der erkrankt, muss sterben. „In der Regel beträgt die Inkubationszeit drei bis acht Wochen. In Einzelfällen kann es sogar mehrere Jahre dauern, bis die Krankheit ausbricht“, sagt der Reisemediziner.
Wenn es trotz Vorsicht dennoch zu einem Kontakt mit einem tollwutverdächtigen Tier oder gar zu einem Biss gekommen ist, sollten Reisende schnellstmöglich einen Arzt für post-expositionelle Maßnahmen aufsuchen. Diese bestehen aus Wundversorgung und post-expositioneller Immunprophylaxe: „Reisende, die bereits gegen Tollwut geimpft sind, er-halten allenfalls weitere Impfdosen zur Auffrischung des Impfschutzes. Wer jedoch über keine Tollwutimpfung verfügt, erhält neben der Impfung zusätzlich noch Immunglobuline verabreicht“, erklärt der Reisemediziner. Man kann davon ausgehen, dass die für die Post-expositionsprophylaxe nötigen hochwertigen Zellkulturimpfstoffe und Immunglobuline in den USA erhältlich sind – anders als in Tollwutverbreitungsgebieten wie Asien, Afrika oder auch Lateinamerika. Hier rät das CRM Reisenden daher dazu, unbedingt vor Reiseantritt vollständig geimpft zu sein: „Schon vor der Reise sollten sie sich vollständig mit einem modernen Zellkulturimpfstoff impfen lassen“, so Professor Jelinek. Für diesen vollständigen Schutz wird die Tollwutimpfung in drei Dosen innerhalb von mehreren Wochen verabreicht. Der Impfschutz sollte bei Bedarf dann im Abstand von drei bis fünf Jahren aufgefrischt werden. Daneben gibt es noch eine sogenannte Schnellimmunisierung, bei der es auch möglich ist, innerhalb von einer Woche zu impfen.
Informationen zu Impfempfehlungen aller Reiseländer sind erhältlich unter www.crm.de/laender. Das CRM Handbuch Reisemedizin, das sich an Reisemediziner, Apotheker und interessierte Reisende wendet, listet zudem auf, ob, und wenn ja, welche Tollwutimpfstoffe in den verschiedenen Reiseländern verfügbar sind.