Ein Beitrag unserer Gastautorin Mag. Pamela Obermaier, Expertin für Erfolg durch Sprachwirkung.

Wir wissen: Frische Luft, moderate, regelmäßige Bewegung, genügend Schlaf in einer ruhigen Umgebung, eine ausgewogene Ernährungsweise – all das nimmt positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden und unterstützt uns darin, möglichst stressresistent, gut gelaunt und ausgeglichen zu bleiben. Ein guter, achtsamer Lifestyle ist gerade in Zeiten wie diesen wichtig! Doch es gibt weitere, oftmals vernachlässigte Parameter, die wir ebenso weitgehend in unsere eigenen Hände nehmen können: Auch Worte – geschriebene, gesprochene und sogar nur gedachte – können nämlich beleben, entspannen und ein richtig gutes Gefühl geben oder aber aufregen und beunruhigen, zwischenmenschliche Beziehungen verbessern oder verschlechtern, unsere Verfassung stärken oder schwächen.

Welche Worte wir hören, lesen und selbst verwenden, beeinflusst, wie wir uns fühlen

Und wie wir uns fühlen, hat wiederum umgekehrt Einfluss darauf, was wir sagen und schreiben. Die Potenzialentwicklerin und Expertin für Erfolg durch Sprachwirkung Mag. Pamela Obermaier gibt einen ersten Ein- und Überblick dazu.

„Mein Chef bleibt hartnäckig an etwas dran, wenn er davon überzeugt ist“ klingt konstruktiver als „Der Typ nervt einfach! Er ist wahnsinnig lästig und stur!“ Die Aussage „Ich bin wirklich gut im Geschäft“ lässt uns andere Empfindungen haben als „Ich bin total im Stress“. Und das Wort „feinfühlig“ zeichnet etwas anderes in unserer Vorstellung als die Bezeichnung „empfindlich“. Nicht nur an andere Menschen gerichtete Worte lösen etwas in uns aus und prägen unsere Stimmung, sondern auch einzelne Wörter, die wir hören oder wiedergeben.
Lassen Sie mich an dieser Stelle kurz über den Unterschied dieser beiden Begriffe aufklären:

  • Worte ergeben bereits einen zusammenhängenden Sinn, haben aussagekräftige, kommunikative Bedeutung.
  • Wörter hingegen sind voneinander unabhängige Begriffe bzw. grammatikalisch betrachtet die kleinste Satzeinheit.

Es lohnt demnach, einen genaueren Blick auf das zu werfen, was uns mit der allgegenwärtigen Sprache im Alltag begegnet – und eben entweder für Entspannung, Belebung und Regeneration oder im unangenehmen Fall für Ärgernisse, Unsicherheiten und Frustration sorgt. Wenn ich Ihnen besonders plakative Beispiele nenne, werden Sie mir wahrscheinlich sofort zustimmen: Eine mit Bedacht und ruhig gesprochene und aus achtsam ausgesuchten Wörtern bestehende Meditationsanleitung zu verfolgen, versetzt uns in einen wunderbar entspannten Ruhezustand. Mit harten Begriffen, schnell und abgehackt vorgelesen wird das wiederum nicht funktionieren.

Liebevolle Worte und eine weiche Stimme verschaffen emotionale Erleichterung

Laut, hektisch und mit unsensiblen Aussagen wird das ebenfalls ziemlich sicher in die Hose gehen. Einem Kind hysterisch schreiend „Nimm die Finger da weg!“ entgegenzuschmettern, wird es vermutlich vor der akuten Gefahr einer heißen Herdplatte bewahren – und manchmal ist das auch alles, was im Moment zählt. Allerdings kommt es anders bei ihm an, als wenn ihm ruhig erklärt wird: „Greif dort nicht hin, denn das ist heiß und wird dir wirklich wehtun.“

Von einem Kollegen, bei dem man regelmäßig aneckt, zu hören: „Du bist immer so impulsiv und reagierst viel zu schnell! Warum bist du nur so?“, wird Sie kaum dazu motivieren, über den Wahrheitsgehalt seines Vorwurfs nachzudenken. Wenn er Ihnen allerdings sagen würde: „Das ging mir persönlich jetzt zu schnell, und irgendwie hab ich deine Reaktion als recht emotional wahrgenommen. Irre ich mich oder hast du das auch wirklich so empfunden?“, hätte er gewiss bessere Chancen, dass Sie Ihr Verhalten hinterfragen.

Sich selbst innerlich „Ich schaffe das sicher nicht, ich werde bestimmt wieder scheitern!“ vorzusagen, wird es Ihnen erheblich erschweren, eine herausfordernde Situation zu meistern. Wenn Sie sich hingegen denken: „Irgendwie werde ich das sicher hinkriegen – und wenn nicht, ist es auch kein Weltuntergang!“, wird sich das völlig anders anfühlen. Sie wissen, worauf ich hinauswill.

Zur richtigen Zeit in den Tag starten

Aber es geht auch um wesentlich verstecktere, ja um die scheinbar kleinen Dinge und Aktionen im Leben, fern jeder Kommunikations- und Erfolgsstrategie. Das beginnt praktisch sofort während des Aufwachens: Wer mit dem altbewährten Radiowecker in den Tag startet, ist gut beraten, ihn so zu stellen, dass er nicht exakt zur vollen oder halben Stunde loslegt. Denn mit Nachrichten – unterm Strich sind das ja meistens Negativ-News – geweckt zu werden, versetzt den menschlichen Geist gleich mal in eine Stresssituation: „Die Gefahr ist noch nicht gebannt: Corona-Zahlen steigen wieder“, „Im Schlaf überrascht: Sexattacken im Wald“ oder „Nach Mückenstich: Arm und beide Beine amputiert“ zu hören, gibt kein gutes Gefühl, sondern vermittelt dem Halbschlafenden als Erstes am Tag Gefahren und schier unlösbare Probleme.

Radiowerbung ist nicht ideal, um aus dem Schlaf- in den Wachmodus zu gelangen

Einzig als angenehm empfundene Musik ist hier zielführend, weshalb Sie genau evaluieren sollten, welcher Radiosender unter diesen Gesichtspunkten wohl am geeignetsten für Sie sein könnte und zu welcher Minute er Sie mit Wohlfühlsongs verwöhn, anstatt Sie mit gewaltvollen Wortmeldungen in fast unbemerkte Aufruhr zu bringen.

Das Frühstück sollte ein genussvolles Achtsamkeitsritual sein

Wenig später beim Frühstück nebenbei in der Tageszeitung zu blättern und Headlines wie „Erdogan: ‚Türkei kann Europa in drei Tagen einnehmen!’“ oder „Schon wieder Kinderpornoring ausgehoben“ zu lesen, bewirkt ähnlich Unbehagliches wie die News im Frühstücksfernsehen zu sehen oder im Radio zu hören (ganz abgesehen davon, dass wir inzwischen alle wissen, wie es uns schaden kann, ständig zwei Dinge gleichzeitig erledigen zu wollen und dass wir aus dem Essen lieber eine genussvolle Achtsamkeitsübung machen sollten).

Das hat nicht ausschließlich mit dem Inhalt zu tun, sondern auch mit den Worten, in die diese Informationen gekleidet werden, und mit den Begriffen, die sie anschaulich machen sollen: Erzählt zu bekommen, wie viele Menschen auf einer Anti-Kriegsdemo zusammengekommen sind, klingt für unser Unbewusstes nämlich wesentlich negativer als zu hören oder zu lesen, wie viele Teilnehmer eine Friedensbewegung zählte. Alle drei Teilwörter sind in ihrem Ursprung unangenehm: anti (= gegen), Krieg und Demonstration, während die allein schon weicher klingenden Wörter Frieden und Bewegung Positives transportieren wollen.

Solange Sie also kein Blatt finden, dessen Redakteure genau auf derartige Unterschiede achten bzw. keinen Radiosender kennen, der Sie mit überwiegend guten Nachrichten durch den Tag begleitet, sollten Sie Ihrem Wohlbefinden zuliebe weitgehend darauf verzichten, stets up to date zu sein, was den täglichen Wahnsinn auf der Welt betrifft. Nein, das bedeutet nicht, dass Sie von nun an unwissend und uninformiert durchs Leben gehen und die Augen vor den Fakten verschließen sollen, sondern nur, dass Ihnen bewusst sein sollte, was das mit Ihnen macht: Es stresst Ihr Gehirn, es beschäftigt Ihre Gedanken, es lenkt Sie von positiveren Dingen ab und macht es Ihnen wesentlich schwerer, in Ihrer zu Mitte bleiben.

Mit einer positiven Einstellung zur Arbeit gehen

Weiter im Tagesablauf, den wir so oder so ähnlich alle kennen: Wenn Sie sich nach dem Frühstück im Auto oder der U-Bahn auf den Weg zur Arbeit oder anderen Terminen machen, werden Sie nicht unangetastet davon bleiben, ob Sie sich „Was für ein Trottel!“ über den, der Sie gerade nicht einordnen hat lassen, denken – oder es sogar ausrufen – oder sich für eine relativierende Überlegung wie „Der wird wohl noch mehr unter Zeitdruck sein als ich …“ entscheiden. Im Büro angekommen macht es einen Unterschied, ob Sie „Wahnsinn, es ist schon wieder so viel zu tun! Wie soll ich das nur hinkriegen?!“ in Richtung Ihrer Kollegin jammern oder frohen Mutes „Wow, mal sehen, was sich davon heute alles ausgehen wird!“ von sich geben.

Abends sollten Sie Körper und Geist auf die Ruhephase vorbereiten

Wenn nach dem Tagespflichtprogramm dann am Abend der Partner zu Hause von Ihnen in schroffem Ton einen Vorwurf wie „Nie räumst du auf, immer denkst du nur an das, was dir Spaß macht!“ zu hören bekommt, wird das die Stimmung zwischen Ihnen beiden nicht gerade liebevoll gestalten. Ein „Ich würde uns etwas Gutes kochen – kannst du mir vorher helfen, die Küche aufzuräumen? Dann geht es schneller …“ wird ihn eher dazu veranlassen, Ihnen unter die Arme zu greifen.

Und zum Einschlafen ist es auch zielführender, in ein Tagebuch zu schreiben, was an diesem vergangenen Tag alles toll und schön war, um mit entspannenden, positiven Gedanken und Worten zu Bett zu gehen, als einen Konflikt mit dem Partner zu provozieren, ihm noch schnell genervt von Ihrem anstrengenden Arbeitstag zu erzählen oder gar nochmal die Nachrichten am Handy zu checken.

Schließlich geht es darum, in eine Ruhephase zu gelangen und Körper und Geist dabei bestmöglich zu unterstützen, sich über Nacht regenerieren zu können, um am nächsten Morgen mit neuer Energie in den Tag zu starten – in einen Tag, an dem Sie hoffentlich niemand beleidigt oder anschreit und an dem auch Sie im besten Fall über niemanden schimpfen oder fluchen werden.

Bewusst hören, lesen, sprechen und kommunizieren ist das A und O

Ganz im Stil der guten alten selbsterfüllenden Prophezeiung können Sie auch die alltägliche Sprache betreffend in einen Kreislauf geraten, in dem das eine das andere bedingt: Je unentspannter, gestresster und genervter Sie sind, desto eher werden Sie zu den falschen Wörtern greifen, vermutlich auch die nicht gerade idealen ernten und sich auf Texte fokussieren, die Sie dabei unterstützen, sich weiterhin mies zu fühlen. Durchbrechen Sie das, indem Sie darauf achten, mit welcher Art von Sprache und Sprechweise Sie sich umgeben, welche Sie austeilen!

Keine Sorge: Sie müssen weder sprachlich noch gedanklich zu einem Gandhi-Zögling mutieren, kein Einsiedler ohne TV- und Radiogerät werden, und freilich gibt es auch Momente, in denen ein Ausbruch nicht so schöner Worte Ihnen als Ventil dienen und dafür sorgen wird, dass Sie danach tief durchatmen und die betreffende Situation neu wahrnehmen können.

Negative Gefühle haben schließlich durchaus ihre Berechtigung – genauso wie nicht durchwegs positive Worte, da die Sprache nun mal die Realität abbilden und vermitteln soll und diese eine duale samt Grauschattierungen ist. Allerdings werden Sie nach wenigen Tagen bemerken, wie sich Ihr Allgemeinzustand verändert – nämlich verbessert –, Sie sich zufrieden(er), belebt(er), erneuert(er) und energetisiert(er) fühlen werden, wenn Sie zur Abwechslung komplett bewusst hören, lesen, sprechen und kommunizieren (auch in Gedanken mit anderen oder sich selbst) und achtsam mit Worten und Aussagen umgehen.

Damit tut sich nämlich eine neue Chance auf: vom Negativkreislauf des „Ich höre und lese ja überall nur Negatives und bin ständig unter Druck, also wie soll man da optimistisch bleiben?“-Gedankens in den positiven „Teufelskreis“ (da fällt Ihnen jetzt sicher schon ein besserer Begriff dafür ein …) des „Ich umgebe mich guten Worten und sähe und ernte daher ebenso gute Worte“-Bewusstseins zu kommen. Und wenn Sie dann einer auf der Autobahn schneidet und sie vor lauter Schreck laut „Du saudummer Vollidiot!“ fluchen – und dieser Ausbruch aber samt seiner Schimpfwörter nicht zur Norm gehört –, ist das nicht nur völlig im Rahmen, sondern kann sogar als Ventil richtiggehend befreiend sein …

Über unsere Expertin und Gastautorin

Mag. Pamela Obermaier ist erfolgreiche Unternehmerin und hat sich als Expertin für Erfolg durch Sprachwirkung einen Namen gemacht. Die mehrfache Bestsellerautorin mit psychologischem und neurolinguistischem Background versteht sich als Potenzialentwicklerin und wird als Trainerin und Speakerin von Firmen gebucht, um deren Erfolgsbilanz durch eine optimierte Kommunikationsweise und eine ideale Außenwirkung zu steigern. www.pamelaobermaier.com

Foto: Pamela Obermaier by Tamara Wassermann