Was für ein Goldstück, GOTHA!
Besonders glanzvoll ist Schloss Friedenstein mit seinem einzigartigen Ekhof Theater, dem ältesten barocken Theater der Welt mit originaler Bühnentechnik … und: Hinter dem schlichten Namen des Herzoglichen Museums Gotha verbirgt sich eine sensationelle Ausstellung mit europäischen und außereuropäischen Kunstschätzen von der Antike bis in die Neuzeit.
Besuchen, besichtigen, fertig! Geht nicht, denn der Mythos Schloss Friedenstein wirkt nach, die Geschichten seiner Bewohner, das Rauschen der Blätter von den Baumgiganten der weitläufigen Gartenanlagen um das Schloss herum. Historische Gärten – ein Publikumsmagnet, wobei jene von Gotha in ihrer Bedeutung längst nicht hinreichend bekannt sind. Die englische Parklandschaft mit Seen und Pavillons, sanft gewundenen Wegen und altem Baumbestand darf als die älteste Gartenanlage nach englischem Vorbild auf dem Kontinent gelten, übertrifft noch die in Dessau. Blickachsen beziehen nicht nur die Gebäude, sondern auch die Landschaft mit ein – laden eindeutig zum Lustwandeln ein.


Das Glöckchen klingelt. Knarzend ruckeln die Kulissenwagen in den Bodenschlitzen, neue Kulissenflügel ziehen auf. In nur acht Sekunden ändert sich das Bühnenbild. Wind und Donner ertönen, die Versenkung öffnet sich: Das Ekhof-Festival ist eröffnet. Für zwei Monate im Jahr, im Juli und August, erwacht die hölzerne Bühnenmaschinerie des barocken Ekhof-Theaters zum Leben und verzaubert ihre Zuschauer. Zwölf bis fünfzehn Kulissenschieber arbeiten an der Illusion.

Damit die Kulissen, der Rückprospekt und die „Soffitten“, die die Bühne nach oben abschließen, gleichzeitig verwandelt werden können, sind alle Teile mit einem ausgeklügelten System von Seilen und Wellbäumen verbunden. Innerhalb von Sekunden kann das komplette Bühnenbild ausgewechselt werden. Effektmaschinen wie Flugwerke, Versenkungen, und Windmaschinen ergänzen das barocke Theatervergnügen.
Glück hat der, dem der Blick ins Innere bzw. in die Unterwelt gewährt wird – ein Labyrinth aus Kurbeln, Schiebevorrichtungen, und inmitten ein Tisch, hier spielen die Kulissenschieber Karten, und wenn besagtes Glöckchen erklinget machen sie sich ans Werk, Illusionen zu schaffen, vom Donner bis zum Regen, ob Kerker oder arkadische Gärten … Nach längerer Pause zeigte das Ekhof-Theater wieder eine barocke Oper: Marc’Antonio e Cleopatra, Serenata von Johann Adolph Hasse. Der Oper versetzt in eine andere Welt – grandios dargeboten, und genial gesungen.
Das Schlossmuseum Gotha ist Teil der seit 1643 entstandenen Anlage von Schloss Friedenstein, deren Einrichtungen und Sammlungen gemeinsam als „Barockes Universum Gotha“ auftreten. Bis heute haben sich hier weitgehend unverändert die historischen Schlossräume und große Teile der Sammlungen erhalten. In die Besichtigung einbezogen sind die außergewöhnlich prachtvoll ausgestatteten Wohn- und Repräsentationsräume aus Barock, Rokoko und Klassizismus, die sich über vier herzogliche Appartements erstrecken. Zudem werden vor dieser authentischen und prachtvollen Kulisse Bestände einer über 350-jährigen Sammlungstradition präsentiert.


Am Fuß von Schloss Friedenstein wurde zwischen 1864 und 1879 das Herzogliche Museum im ebenso eleganten wie pompösen Stil des Historismus errichtet. Außen wie innen hat sich die hervorragende Architektur weitgehend bis ins Detail erhalten. Die Sammlungen gingen hervor aus der Sammelleidenschaft der Gothaer Herzöge und vereinen heute ägyptische Mumien, antike Vasen, Skulpturen und Goldschmuck, Korkmodelle antiker römischer Bauten aus dem 18. Jahrhundert und Kunstschätze aus China und Japan. Zu den Höhepunkten zählen sicher die niederländischen und deutschen Gemälde mit Werken von Peter Paul Rubens, Jan van Goyen, Lucas Cranach dem Älteren und Caspar David Friedrich. Einzigartig aber ist das weltberühmte „Gothaer Liebespaar“, ein ebenso mysteriöses wie künstlerisch herausragendes Gemälde der Vor-Dürer-Zeit.


Herzogliches Museum Gotha, Gemäldegalerie, Altdeutscher Saal mit dem Tafelaltar und Liebespaar, Stiftung Schloss Friedenstein

Ein sehr feines Haus, direkt am Schlosspark.
Fotos: Titelbild: Martin Kirchner / Thüringer Tourismus GmbH; Elisabeth Stadlbauer, Stiftung Schloss Friedenstein Gotha; Lutz Ebhardt / Stiftung Schloss Friedenstein Gotha ; Theater: Martin Krichner / Thüringer Tourismus GmbH; Schloss Friedenstein in Gotha, Barockes Universum (c) CMR/Udo Bernhart, Hotel am Schloßpark





