Touren zu Schauplätzen und Zeitzeugen des Ersten Weltkrieges
Dr. Gerhard Stadler, seit 50 Jahren Mitglied der Sektion Mödling des Österreichischen Alpenvereins, hat in den letzten drei Jahrzehnten eine Vielzahl von Wanderungen und Bergtouren auf den Spuren des Ersten Weltkrieges vom Adamello über die Dolomiten, die Karnischen bis zu den Julischen Alpen begangen bzw. mit dem Mountainbike befahren. Er stellt einige Routen bei seinem Bildervortrag am Montag, dem 8. Mai 2017 um 19:00 Uhr im Vereinslokal des Alpenvereins Mödling, Brühlerstraße 5, vor und steht auch für Fragen gerne zur Verfügung. Wegskizzen und Fotos werden den Vortrag informativ begleiten und sollen Anregungen für Wanderungen und Touren vom Frühling bis zum Herbst geben. Alle Bergfexe, die sich für geschichtsträchtige Bergtouren interessieren, sind herzlich dazu eingeladen!
Nur die Geschichte lehrt uns, Gegenwart und Zukunft zu begreifen …
Die Touren reichen von der Adamellogruppe über der Dreitausendergrenze über den Monte Baldo und den Pasubio, die Dolomiten, die Fleimstaler Alpen bis zum Krn, dem letzten Zweitausender vor der Adria mit seinem Blick über den Golf von Triest. Darunter sind nicht nur Hochgebirgstouren und anspruchsvolle Mountainbike-Reviere, sondern auch Wanderungen für Familien und der Besuch von Forts, die, unzerstörbar, bis heute auf den Hochflächen zu besichtigen sind. Die Ausgangspunkte sind oft bereits hoch gelegen und mit PKWs erreichbar, Hütten und Almen zur Versorgung und Nächtigung gibt es zahlreich. Manchmal sollten Taschenlampen mitgenommen werden, da es durch alte Stollen geht, oft begleiten den Wanderer hunderte von Schmetterlingen über blumenreiche Bergwiesen. Den meisten Vorschlägen ist gemeinsam, dass sie zu Punkten mit besonders schöner, manchmal unvergleichlicher Aussicht und weitem Horizont führen – war doch damals der Blick ins Hinterland des Gegners für die Aufklärung von entscheidender Bedeutung.
Rückblick – der Erste Weltkrieg in den Südalpen. Als Italien am 23. Mai 1915 Österreich-Ungarn den Krieg erklärte, hatten die bereits an der russischen und serbischen Front schwer in Mitleidenschaft gezogenen k.u.k. Armeen eine neue Front zu besetzen: 720 km, zum Großteil im Hochgebirge, vom Ortler über den Adamello und den Gardasee, die Dolomiten, Karnischen Alpen, quer durch die Julischen Alpen bis zur Adria westlich von Grado. Ziel Italiens war, das Trentino und Triest zu erobern. An der damaligen österreichischen Grenze gab es in den Dolomiten und um Trient einige Dutzend Forts, die zusammen mit den aufgebotenen Standschützen und der Gendarmerie eine erste Abwehrlinie bildeten, bis reguläre Truppen aus Galizien herantransportiert werden konnten.
Italiener wie Österreicher besetzten Berggipfel und Grate und suchten diese zu befestigen. Für die Versorgung wurden die ersten Seilbahnen gebaut. Es gab, oft in Höhen über 3000 m, Kleinkrieg und manche Gipfel wechselten mehrmals die Staatszugehörigkeit. Da die Berge durch Feldwachen auch im Winter besetzt bleiben mussten, gab es fast mehr Tote durch Lawinen und Erfrierungen als durch Kampfhandlungen. Über den Bergen kreisten die ersten Kriegsflugzeuge, doch mehr zur Beobachtung als zum Beschuss. In den folgenden Kriegsjahren gelang weder den Italienern der Durchbruch nach Trient oder Triest noch den Österreichern der Vorstoß aus den Südtiroler Alpen in die Venezianische Tiefebene. Auch ein auf einigen Bergen eingesetztes neues Kampfmittel, das Sprengen von Berggipfeln durch Minenzündungen, am Pasubio, Col di Lana, Lagazuoi, Colbricon und Monte Cimone, änderte daran nichts. Der k.u.k. Armee gelang im Oktober 1917 mit deutscher Hilfe und dem Einsatz von Giftgas der Vorstoß über die südlichen Julischen Alpen vom Isonzo bis an den Piave – ein Pyrrhussieg.
Die Aufarbeitung nach den Kriegsjahren. In der Zwischenkriegszeit wurden in Italien monumentale Gefallenendenkmäler errichtet (etwa am Pordoijoch, am Isonzo). Erst in den siebziger Jahren begann man, auch auf österreichische Initiative, Kriegswege wieder in Stand zu setzen und durch Veröffentlichungen das Interesse für jene Bergregionen zu wecken. Im letzten Jahrzehnt arbeiteten Italien, Slowenien und Österreich bei der systematischen Erschließung der seinerzeitigen Frontlinien zusammen, „Friedenswege“ entstanden.
Heute gibt es Wanderwege, Klettersteige und Mountainbike-Strecken – gut markiert, gesichert und mit dreisprachigen Informationen – die den Besuch der seinerzeitigen Kampfgebiete erleichtern und für einige italienische und slowenische Regionen Fremdenverkehrsattraktionen sind. Auf heutigem österreichischen Gebiet war nur der Karnische Kamm einst Frontgebiet, er ist durch den Karnischen Höhenweg vom Plöckenpass bis Sillian erschlossen, als Ausgangspunkt bietet sich das informative Museum von Kötschach-Mauthen an.