Die einschränkenden Maßnahmen rund um COVID-19 sind noch nicht vorbei, denn das Virus hat die Welt nach wie vor im Griff, was unser gewohntes Leben auf den Kopf gestellt hat. Das frustriert langsam ganz schön, macht immer noch Angst und sorgt bei manchen für eine anhaltende innere Anspannung. Dabei birgt jede Krise auch Chancen. Welche das sind, schildern die Potenzialentwicklerin Mag. Pamela Obermaier und der Sozialdynamik-Coach Dominik Borde.

Lernen, besser auf die eigenen Bedürfnisse zu achten:

Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, während dieser Phase besser auf Ihren Körper zu achten, indem Sie Ihr Immunsystem mit bewusster Ernährung und Bewegung fit halten. Wer vor Corona die Yoga-Einheit oder das Laufen auf morgen verschoben hat, könnte jetzt dafür sorgen, sich bewusst Zeit dafür zu nehmen, weil uns die Krise die Bedeutung der Gesundheit so gut vor Augen führt.

Sich den eigenen Ängsten stellen und sie überwinden:

Der anfänglich als Kontrollverlust wahrgenommene Zustand mündet inzwischen längst in die Erfahrung, überlebt zu haben – und das gibt Hoffnung für einen Neuanfang auf vielen Ebenen: Wer bisher zu schüchtern war, sich mit seinem Dienstleistungsangebot zu zeigen, jemandem ein Angebot zu machen oder andere um Unterstützung zu bitten, kann jetzt lernen, das eigene Ego zu überwinden. Dass zudem neue Technologien ausprobiert werden müssen, zwingt uns aus der Komfortzone.

Erkennen, dass wir nicht alle gleich, aber gleichwertig sind:

Wir haben gesehen: Corona kann jeden und jede treffen – es unterscheidet nicht, ob es sich um Prinz Charles oder den Ottonormalverbraucher handelt. Das Fazit daraus sollte sein: Die Ängste um die eigene Gesundheit und die der Menschen, die wir lieben, sind in der Luxusvilla wie im Gemeindebau annähernd die gleichen. Dieser Gedanke sollte die Sehnsucht nach Wohlstand relativieren.

Bewusster kommunizieren:

Weil vieles, was früher live und persönlich passiert ist, durch die Regierungsmaßnahmen auf virtuelle Kanäle verlegt werden musste, können wir etwa lernen, in E-Mails besser auf den anderen einzugehen. Auch Videotelefonie bekommt einen höheren Stellenwert, weil wir unserem Gegenüber durch dieses Tool wenigstens in die Augen sehen können. Wir sehen: Nicht die Technik, sondern die Veränderung sozialer Umgangsformen macht den Unterschied!

Entschleunigung lernen:

Beinahe alles Gewohnte ist für viele Wochen komplett stillgestanden – und auch jetzt fühlen wir uns auf zahlreichen Ebenen noch eingeschränkt. Was wir vor der Krise sofort und ohne Verzögerung erledigen konnten oder mussten, darf seit Beginn des Ausnahmezustands mehr Zeit in Anspruch nehmen. Den Tag nicht von der Uhr bestimmen zu lassen, Geduld mit sich selbst und anderen zu haben, den Weg nicht nur zu gehen, sondern ihn bewusst wahrzunehmen – all das bringt neue Lebensqualität mit sich.

Die eigenen Prioritäten neu setzen:

Die Krise hat uns zum Verzicht gezwungen – und tut es noch, wenn wir etwa an Urlaube oder gesellige Tanzabende denken. Doch Verzicht ist nicht immer gleichbedeutend mit Verlust: Vieles, was scheinbar unverzichtbar war, können wir unverhofft doch aufgeben, ohne unterzugehen, und manches, das wir als selbstverständlich und alltäglich angenommen hatten, bekommt langsam einen neuen Stellenwert. Dadurch können wir dankbarer, freundlicher und weniger zynisch werden – und finden nebenbei immer weniger Gefallen an Trivialem.

Die eigenen Werte überdenken:

Wie wichtig sozialer Kontakt für uns ist und welch hohen Stellenwert physische Berührungen haben, dürfte jeder am eigenen Leib erfahren haben. Das Virus erzwingt immer noch körperliche Distanz und schafft damit gleichzeitig das Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit. Die Folge: Wir unterhalten uns plötzlich mit Fremden, rücken mit Nachbarn, Familienmitgliedern und Freunden emotional enger zusammen und führen bewusstere Gespräche.

Erkennen, dass Konsum nicht ganz so geil ist:

Wen kümmert das Outfit, wenn es keiner sehen kann, wie wichtig ist der perfekte Haarschnitt, wenn das Leben, so wie wir es bisher gekannt haben, plötzlich nicht mehr möglich ist? Die Krise hat uns die Chance eröffnet, den Menschen und nicht länger den Konsum in den Fokus unserer Aufmerksamkeit zu stellen. Ein liebevoller Partner zu sein, ein Elternteil, das sich ausreichend Zeit für seine Kinder nimmt, war bislang auf der Karriereleiter nicht besonders sexy – das könnte sich jetzt ändern. Und auch der Wert „Reichtum“ dürfte zukünftig neue Erfüllungsbedingungen haben, wenn wir die richtigen Fazits ziehen.

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Über die Autoren

Mag. Pamela Obermaier verhilft Menschen u.a. mit ihrer Methode „Kommunikation mit Seele“ aus sabotierenden alten Mustern, sodass sie ihre Potenziale entfalten und in Folge ihre Ziele erreichen können. Die Bestsellerautorin mit psychologischem und neurolinguistischem Background versteht sich als Potenzialentwicklerin und unterstützt Einzelpersonen wie Unternehmen darin, ihre Erfolgsbilanz durch eine optimierte innere Einstellung und eine ebensolche Außenwirkung zu steigern.

Dominik Borde, MSc ist einer der führenden Beziehungscoaches Europas und Gründer des Unternehmens Sozialdynamik mit Sitz in Wien. In seiner Arbeit verwendet er unter anderem das von ihm entwickelte „Stammbaum deines Ich-Seins“-Modell  und das Konzept der „Sozialdynamik“, um die Eigenverantwortung des Einzelnen zu stärken und die Kommunikation innerhalb von Gruppen zu harmonisieren.

Pamela Obermaier und Dominik Borde schreiben gerade an ihrem ersten gemeinsamen Buch, das im Herbst im Goldegg-Verlag erscheint und sich mit der Kunst, sich selbst nicht im Weg zu stehen, befasst.

Fotos: Titelbild (c) Christian Rudolf; Pamela Obermaier & Dominik Borde (c) Günther Ebenauer