Sport ist ein selbstverständlicher Teil unseres Alltags geworden und wird zunehmend auch in der Rehabilitation und Prävention eingesetzt. Trotz der positiven Wirkung auf die körperliche und psychische Gesundheit bestehen auch wesentliche Risiken – besonders bei Jugendlichen im Schul- und Leistungssport.

Missbrauch, Essstörungen, Doping, nicht erkannte Schädelhirntraumata oder Depressionen sind die Schattenseiten. Sie erlangen meist nur durch prominente Einzelschicksale kurzfristig öffentliche Aufmerksamkeit. Ist es überhaupt noch verantwortbar, dass Eltern ihren Kindern erlauben, Leistungssport zu betreiben? Eine interdisziplinäre Tagung mit hochkarätigen internationalen ExpertInnen diskutiert am 24. und 25. November an der MedUni Wien rechtliche, ethische, medizinische, psychotherapeutische und psychologische Aspekte des Sports.

Aufgrund der enormen Bedeutung von körperlicher Aktivität für die Gesundheit sollten alle Menschen regelmäßig körperlich aktiv sein und/oder Sport treiben. Manchmal kann sportliche Aktivität jedoch mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko verknüpft sein. „Sowohl im Breiten- und Schulsport wie auch im Leistungssport sind physiologische und psychologische Faktoren zu berücksichtigen, um Sport als gesunde Aktivität zu erhalten. Angehörige, PsychologInnen, TrainerInnen, ÄrztInnen, speziell auch SchulärztInnen, PsychotherapeutInnen aber auch SportlerInnen selbst sind wichtige Schnittstellen in der Früherkennung und Frühintervention bei möglichen Problemen. Die fachübergreifende Zusammenarbeit, so wie wir sie bei dieser Tagung leben, kann als beste Strategie nicht nur innerhalb der Gesundheitsberufe, sondern auch mit Angehörigen und SportlerInnen gesehen werden“, erklärt Univ. Doz. Dr. Thomas Wenzel, von der Universitätsklinik für Psychiatrie u. Psychotherapie der MedUni Wien

Von Doping bis Missbrauch. Die Themen der Tagung sind so vielfältig wie die Disziplinen aus denen die Referentinnen und Referenten stammen: Missbrauch von Abhängigkeitsverhältnissen und daraus resultierende psychologische Traumata (Gertrud Pfister, Universität Kopenhagen) werden genauso besprochen wie physiologische Schädelhirntraumata, die bei scheinbaren Alltagsverletzungen oft nicht erkannt werden (David Baron, Department of Psychiatry der University of Southern California). Univ.-Prof. Dr. Norbert Bachl, vom Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien, wird über die klinischen und ethischen Folgen des Gen-Dopings referieren. Rechtliche Rahmenbedingungen des Sports, wie das Sporthaftungsrecht und das Kindeswohl im Leistungssport, werden von Univ.-Prof. Dr. Andreas Kletečka, von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg, besprochen.

Neues Forschungsgebiet Sportpsychiatrie. Früherkennung und gezielte Interventionen – besonders bei den Hauptrisikogruppen – sind Schwerpunkte des neuen interdisziplinären Gebiets der Sportpsychiatrie und Sportpsychologie, welches im Rahmen der Tagung durch führende österreichische und internationale ExpertInnen erstmals in einer zusammenfassenden Übersicht präsentiert wird. Die wichtigsten Themen und Fortbildungsinhalte des Weltverbands für Psychiatrie in diesem Bereich werden diskutiert.

femal athletic triad. Gerade Athletinnen laufen leichter Gefahr ihren Körper zu schädigen, indem sie zu viel trainieren und gleichzeitig zu wenig essen. Die Folge ist der sogenannte „weibliche athletische Dreiklang“ bestehend aus drei Symptomen: Essstörung, Ausbleiben der Regelblutung und Osteoporose („Knochenschwund“). Wird nicht schnell genug interveniert, können permanente Schäden am Körper folgen.

Ao. Univ.-Prof. Dr. Ursula Bailer, von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien, warnt „Der Leistungssport stellt einen besonderen gesellschaftlichen Bereich dar. Der Druck auf Athleten und insbesondere Athletinnen, die Leistungsfähigkeit zu steigern, einer ästhetischen Norm zu entsprechen oder eine niedrigere Gewichtsklasse zu erreichen, ist hier sehr hoch. Dies kann zu Veränderungen im Essverhalten führen, die krankhafte Züge annehmen und sich bis hin zu klassischen Essstörungen entwickeln können“. Mag. Andrea Engleder, vom Österreichischen Bundesnetzwerk Sportpsychologie ergänzt: „Häufig werden Sportlerinnen und Sportler mit diesem Thema alleingelassen. Vielen bleibt nur mehr der Ausstieg aus dem Spitzensport. Daher gilt insbesondere der Prävention und Enttabuisierung von Essstörungen aller im Sport beteiligten Personen ein wesentliches Augenmerk.“

Wir werden Highlights aus den Tagung-Ergebnsisse veröffentlichen.

Foto Pixabay