„Kaum eine Stadt kam mir bereits bei meinem ersten Besuch an vielen Ecken so vertraut vor wie New York City“, sagt unsere Kollegin, Reisejournalistin Pamela Obermaier. „Das ist auch den vielen Kinofilmen und TV-Serien geschuldet“, vermutet sie. Manhattan, das dicht bevölkerte Herzstück der amerikanischen Metropole, wurde oft als Schauplatz gewählt. Gehen wir mit Pamela auf Spurensuche …
Wo auch immer Sie wohnen und was somit Ihren Ausgangspunkt bildet – es ist egal, von wo aus Sie Ihre Erkundungstour durch diese aufregende Weltstadt starten, denn Sie werden so gut wie überall Ihren Kopf nach oben recken müssen, um alles sehen zu können, was dem Auge hier geboten wird, ob Sie nun am bunten, lauten Time Square oder mit der ruhige Stärke ausstrahlenden Freiheitsstatue beginnen.
Um den Times Square an der Kreuzung Broadway und Seventh Avenue kommen Sie ohnehin nicht herum, aber wer es schafft, ihn sowohl bei Tageslicht als auch im Dunklen zu sehen, erhascht zwei recht unterschiedliche Eindrücke davon. Dazwischen kann am anderen Ende Manhattans die Freiheitsstatue besucht werden. Lady Liberty, wie sie von den Einheimischen liebevoll genannt wird, präsentiert sich auf Liberty Island im New Yorker Hafen und mutet wie eine alte Bekannte an, hat man sie doch gefühlt schon tausend Mal gesehen, was der Bewunderung allerdings keinen Abbruch tut. Die 1886 eingeweihte Statue mit einer Gesamthöhe (Sockel plus Figur) von knapp 93 Metern – bekanntermaßen ein Geschenk Frankreichs an die Vereinigten Staaten – zeigt die in Roben gehüllte Figur der römischen Göttin der Freiheit („Libertas“). Sie steht fest auf einem massiven Sockel, hält in ihrer linken Hand eine Inschriftentafel mit dem Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung darauf und streckt mit ihrem rechten Arm selbstbewusst eine vergoldete Fackel in den Himmel. Bis 1959 war sie die höchste Statue der Welt und beim Betrachten steht gänzlich außer Frage, warum sie von der UNESCO im Jahr 1984 als Weltkulturerbe klassifiziert wurde. Es bietet sich an, auch einen Sprung auf Ellis Island vorbeizuschauen, denn das Museum of Immigration hat die Geschichte der USA als Einwanderungsland recht stimmungsvoll inszeniert.
Der Lieblingsort der Apokalypse und kleinerer Katastrophen
Zigmal in der Filmgeschichte musste diese Stadt schon stellvertretend für die Gesellschaft untergehen: Ob sie von Eis und Schnee zugefroren wird, eine Flutwelle sie verschlingt, sie von Monstern wie King Kong zerstört wird oder einem Flammeninferno zum Opfer fällt – Katastrohen aller Art brechen über die US-Metropole herein. Der Grund dafür, dass ausgerechnet Manhattan immer wieder dran glauben muss, wenn die Welt unterzugehen droht, dürfte der immens hohe Wiedererkennungswert der Stadt sein. Außerdem stehen die riesigen die berühmte Skyline ergebenden Wolkenkratzer (das One World Trade Center, das Empire State Building, der Bank of America Tower, das Chrysler Building etc.), die es lange Zeit nirgends sonst in dieser Massenansammlung gegeben hat, für die Moderne, den Kapitalismus und den Zenit der menschlichen Zivilisation.
- „Planet der Affen“ (1968): Hier erleben wir Manhattan als sarkastische Pointe am Ende des Films: Charlton Heston reitet einen unbekannten Strand auf einem fremden Planeten entlang, begleitet von einer dunkelhaarigen Schönheit. Plötzlich dreht die Kamera, und die Szene wird aus einer seltsamen Perspektive neu gezeigt. Da erkennt der Held, dass er sich gar nicht auf einem fernen Planeten befindet, sondern die ganze Zeit über auf der Erde war – vorne im Bild, als Erkennungsmerkmal, ist die bis zur Brust im Sand vergrabene Freiheitsstatue zu sehen.
- „Deep Impact“ (1998): In diesem Weltuntergangsepos muss der Zuschauer mitansehen, wie eine von einem zersprengten Kometen ausgelöste riesige Flutwelle Manhattan einfach niederreißt. Allen voran kommt wie so oft Lady Liberty zu Fall – ihr abgerissener Kopf ist auch später noch unter Wasser zu sehen. Morgan Freeman als US-Präsident und Newcomer Elijah Wood kämpfen hier ums eigene Überleben sowie um das der gesamten Menschheit.
- „The Day after tomorrow“ (2004): Zuerst ertrinkt NYC schier im biblischen Regen, dann wird die Stadt auch in diesem Blockbuster von einer gigantischen Welle überrollt, und in Folge mutiert Manhattan zur Eiswüste. Das Filmplakat zeigt eine im Schnee untergegangene Statue of Liberty, die den Kopf nicht mehr über das gefrorene Wasser halten konnte, aber weiterhin tapfer den rechten Arm nach oben reckt, als ob sie die Flamme der Freiheit retten wollte. Dennis Quaid sucht unter widrigsten Bedingungen Sohnemann Jake Gyllenhaal, der in der New Yorker Bibliothek Zuflucht sucht und findet.
- „I am Legend“ (2007): Hier kommen die Bilder, die den Weltuntergang verkörpern sollen, nicht actionreich, bombastisch und laut, sondern ungewohnt still daher – gerade deshalb sind sie besonders eindringlich. Wir sehen etwa den Times Square von Savannengras überwuchert, erleben Will Smith als vermeintlich letzten Menschen vor der gesprengten Brooklyn Bridge und sind bei einer Hirschjagd im Central Park scheinbar live dabei.
Gönnen Sie sich auf jeden Fall einen unvergesslichen Moment in Form eines Ausblicks auf das Häusermeer Manhattans: Um die gigantische Dichte an Skyscrapern von oben zu sehen, bieten sich das um die 400 Meter hohe Empire Statue Building an der Fifth Avenue oder die Aussichtsplattform an der Spitze des Rockefeller Centers („Top of the Rock“, immerhin 259 Meter hoch) an, das sich mit seinen 20 Bauten über drei Straßenblocks erstreckt. Damit Sie aber auch eine andere Seite von New York kennenlernen, sollten Sie einen Ort keinesfalls verpassen:
Am ehemaligen Ground Zero, der durch die Zerstörung des World Trade Centers am 11. September 2001 entstand, erinnern Wasserfälle und in Stein eingelassene Namen gleichermaßen auf beeindruckende wie berührende Weise an die Opfer des Terroranschlags. Besonders beim Betrachten jener Schriftzüge, denen ein „and her unborn child“ folgt, sollten Sie sich auf einen Kloß im Hals gefasst machen. Wer am Besichtigungstag Geburtstag gehabt hätte, wird zudem durch eine dort hineingesteckte frische Rose gekennzeichnet.
Der Central Park bildet die Oase der Stadt, weshalb sie auch als „Grüne Lunge New Yorks“ bezeichnet wird. Hier ist es nicht unwahrscheinlich, dass Sie einen der TV- und Filmstars sehen. So kam mir etwa Comedian Amy Schumer beim Walken entgegen – sympathisch und ungeschminkt. Aber auch ohne eine solche Begegnung ist der unvergleichliche Stadtpark mit seinen Felsen, Teichen und Brücken eine einmalige Gelegenheit, die New Yorker in ihrem Alltagsleben zu beobachten und Wasservögel wie Eichhörnchen zu bestaunen.
Die 1913 eingeweihte Grand Central Station ist der Bahnhof mit den meisten Gleisen weltweit. Wie den Central Park haben auch ihn etliche Drehbuchautoren und Regisseure zum Handlungsort für ihre Spielfilme auserkoren, weshalb es ein besonderes Erlebnis ist, die wunderschöne Decke mit Motiven des Sternenhimmels und der Astrologie oder die einzigartige Bahnhofshallenuhr live zu sehen.
Street Art in Brooklyn: Die Stimmen der Ungehörten bildnerisch in Szene gesetzt: Bei einer Graffity and Street Art Walking Tour gibt’s interessantes Hintergrundwissen zu den vielen Kunstwerken auf den Häuserfassaden im Südosten New York Citys gelegenen Stadtteil Brooklyn.
Brooklyn Bridge: Sehnsuchtsbrücke! Die 1883 fertiggestellte Brooklyn Bridge ist eine der ältesten Hänge- bzw. Schrägseilbrücken in den USA. Sie verbindet Manhattan mit Brooklyn, überspannt dabei den East River und ist Wahrzeichen wie Symbol für den Traum vom besseren Leben, führt sie doch genau ins Herz Manhattans.
Time Square: Höher, größer, bunter! Der Time Square zeigt eindrucksvoll, warum New Yorker ihn gern „The Center oft the Universe“ oder „The Heart of the World“ nennen: Hier pulsiert die Stadt – Fußgänger, berittene Polizei, Autos und Akrobaten tummeln sich auf dem riesigen Platz im Theaterviertel, dem Broadway –, hier stockt einem der Atem bei so viel ständig wechselnder Leuchtreklame an den Wänden der Hochhäuser.
Skulptur mit Symbolkraft! Ein furchtloses, fast trotziges anmutendes Mädchen aus Bronze („Fearless Girl“) forderte neuerdings den angriffslustigen Bullen auf der Wall Street heraus. Im Frühjahr 2017 anlässlich des Weltfrauentags und als mahnendes Symbol für die Männerdominanz in der Geschäftswelt aufgestellt, wurde es schnell zum Aufreger – es verändere die Bedeutung des „Charging Bull“, hieß es. Rund ein Jahr lang durfte es dem Stier dennoch die Stirn bieten. Danach musste es umziehen und fand seinen neuen Platz einige Straßen weiter nördlich, nämlich genau vor der New Yorker Börse.
Im Guggenheim-Museum: Auffallend ungewöhnlich: Das weltberühmte Gebäude – ein Bau des amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright – mit der spiralenförmig angelegten Rampe, die sich in seinem Inneren vom Erdgeschoß bis in den vierten Stock schlängelt, beherbergt wechselnde Ausstellungen moderner Kunst.
Fotos & Text: Pamela Obermaier