Vom Feiertag des Hl. Antonius bis Aschermittwoch ist Ausnahmezeit im Kvarner. Die kroatische Adriaregion feiert Karneval. Im Mittelpunkt der riesigen Umzüge stehen dabei die ins immaterielle Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommenen Zvončari mit ihren Glocken und Tiermaske. | |||
Wochenlang haben die Frauen Blüten aus Kreppband gebastelt und die Hüte ihrer Söhne und Männer damit geschmückt. Schaffelle und Tiermasken wurden gewaschen und gekämmt, hunderte Glocken auf Hochglanz poliert. Weiße Hosen, rote Halstücher und blau-weiß-geringelte T-Shirts liegen frisch gestärkt bereit. Der »Presnac«, ein Kuchen aus Brot, Gries, Butter, Äpfeln, Milch und Zimt verströmt seinen Duft im ganzen Haus. – Es ist Karneval im Kvarner und die Zvoncari (eigentlich geschrieben: Zvončari, sprich: Swonschari) spielen dabei die Hauptrolle. Übersetzt bedeutet der Name Glockenträger, was sich beim Erleben eines Umzuges sofort erklärt: Das rhythmische Geläut der am Gürtel befestigten Glocken dringt dabei durch Mark und Bein. Gesteuert wird es durch einen speziellen Gang sowie rituelle Tänze. Die Einheimischen können die verschiedenen Gruppen an der Art des Glockenklangs erkennen. Acht Dörfer stellen die »echten« Zvončari, deren Tradition weit in die Vergangenheit reicht, und die als Fruchtbarkeitsrituale überall im Alpen-Adria-Raum den Winter austreiben sollten. Damals waren die meisten Kvarner Bewohner Viehhirten, woraus sich die Bekleidung mit Schaffell ergibt. Zvončari zu sein gilt als große Ehre und ist nur volljährigen Männern vorbehalten, von denen bereits ein Elternteil im Heimatort geboren wurde. Dabei hat jedes Dorf eine andere Kostümierung. Es gibt die Halubajski und Grobnički Zvončari mit grimmigen Tiermasken, die blumengeschmückten Rukavački und Zvonejski Zvoncari sowie die Munski und Zejanski Zvoncari (eigentlich geschrieben: Žejanski Zvončari), deren Kreppbandhüte vom Scheitel bis zur Sohle reichen. Begleitet werden alle von den sogenannten Partenjaki (Kinder und Frauen), einem Zeremonienmeister, Musikanten und, je nach Dorftradition, von Teufel, Bär und tattrigen alten Weibern, die ebenso von Männern gespielt werden. Die jährlichen Rituale beginnen am 1. Faschingssonntag. Dann zieht die erste Gruppe über eine Route von Dorf zu Dorf. An den folgenden Faschingssonntagen bestreitet jeweils eine andere Gruppe eine weitere Tour. Die Märsche sind anstrengend und etwa 40 km lang. Besucher sind zu dieser Zeit in den acht traditionellen Dörfern Bregi, Brgud, Kastav, Grobnik, Mucici (eigentlich geschrieben: Mučići), Zejane, Mune und Halubje willkommen, wobei die in das immaterielle Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommenen Halubajski Zvoncari mit ihren charakteristischen Tiermasken am berühmtesten sind. www.kvarner.hr Tolles Erlebnis:Faschingsamstag, 25.02.2017, 13:00 Uhr: Zusammenkunft der traditionellen Glockenträger-Gruppen imStädchen Matulji am Bahnhof Matulji–Opatija. Hoteltipp: Direkt in der Altstadt von Kastav liegt das Boutiquehotel Kukuriku. Hinter historischer Fassade verbergen sich zauberhafte Designzimmer und Suiten sowie das vielfach ausgezeichnete Slow-Food-Restaurant von Nenad Kukurin (Gault Millau 2016: 14 Punkte/ 1 Haube), www.kukuriku.hr
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