NATURSCHUTZ IM EINKLANG MIT REGIONALER WERTSCHÖPFUNG – WIE NATUR GESCHÜTZT UND DENNOCH GENUTZT WERDEN KANN
Großkirchheim, Matrei, Mittersill, September 2017 – Wie Naturschutz mit der wirtschaftlichen Nutzung eines Naturraumes harmonisieren kann, ist im Nationalpark Hohe Tauern, Österreich, zu erleben. Im größten Schutzgebiet Mitteleuropas erfährt man Näheres über zertifizierte Almwirtschaften, gesteuerte Besucherströme, Wildnis-Camps und eine weltweit anerkannte Beziehungspflege mit der lokalen Jägerschaft. Inmitten einiger der schönsten Alpentäler und vor dem Hintergrund grandioser Bergkulissen zeigt sich dabei eine gesunde Natur als Grundlage regionaler Lebensqualität.
Naturschutz im dicht besiedelten Mitteleuropa ist eine Herausforderung. Damit er nachhaltig sein kann, muss er im Einklang mit legitimen Bedürfnissen der Menschen erfolgen. Der Nationalpark Hohe Tauern, der sich über die drei österreichischen Bundesländer Kärnten, Tirol und Salzburg erstreckt, gilt für diese feine Abstimmung international als Beispiel. Denn tatsächlich ist es dem Nationalparkmanagement dort erfolgreich gelungen, das größte Naturschutzgebiet in Mitteleuropa zu schaffen, dieses Millionen von BesucherInnen zugänglich zu machen und den Naturraum für die regionale Wertschöpfung zu nutzen. „Nutzungskonflikte und ihre Lösung sind ein wichtiger Teil der 35-jährigen Geschichte des Nationalpark Hohe Tauern“ erläutert der derzeitige Direktoriumsvorsitzende des Nationalpark Hohe Tauern, Mag. Peter Rupitsch. „Die Nutzung von Wasserkraft in den Bergen, die Bewirtschaftung von Almen und die Kontrolle des Wildbestandes sind alles anthropogene Ansprüche an die Natur, die wir harmonisch mit den Bedürfnissen des Naturschutzes vereinbaren konnten.“
Ein ausgesprochen erfolgreiches Beispiel für harmonisch gelöste Nutzungskonflikte ist die Almbewirtschaftung im Nationalpark. Almen prägen seit Jahrhunderten das Bild der Alpen und ihre nachhaltige Bewirtschaftung sichert sowohl eine hohe Biodiversität als auch die Manufaktur gesunder Lebensmittel. Dass diese gewachsene Harmonie durch die Etablierung des Nationalparks nicht gestört wurde, ist vor allem auch dem Nationalparkzertifikat für Almen in Tirol zu verdanken. Dieses ermöglicht eine standortangepasste, ökologisch verträgliche Almbewirtschaftung im Nationalpark und stellt eine freiwillige Übereinkunft zwischen AlmbewirtschafterInnen und dem Nationalpark dar. Konfliktreicher – aber schlussendlich ebenfalls im besten Einvernehmen gelöst – war die Koordination mit der Jägerschaft im Nationalparkgebiet. Das Engagement des World Wide Fund For Nature (WWF), Pachtverträge, Gebietsankäufe und konstruktive Gespräche führten zu diesem Einvernehmen. Tatsächlich mündete die Lösung dieses Konflikts zu mehreren Vereinbarungen mit der Jägerschaft, die international beachtete Regeln zum beiderseitigen Nutzen festlegten und so Wildbestände langfristig sicherten. Denn neben der beeindruckenden Bergkulisse, den artenreichen Almwiesen entlang der Talflanken und den rauschenden Gebirgsbächen, zählt der reiche Tierbestand zu den Highlights des Nationalpark Hohe Tauern.

Über den Nationalpark Hohe Tauern (Stand September 2017):
Mit einer Fläche von 1.856 qkm stellt der 1981 gegründete Nationalpark Hohe Tauern das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet Mitteleuropas dar. Er beheimatet 10.000 Tier- und 1.800 Pflanzenarten und verfügt mit dem Großglockner (3.798 m) über die höchste Erhebung Österreichs. Neben seiner Funktion als Erholungsgebiet von Mensch und Natur betreibt der Nationalpark Hohe Tauern Projekte, welche auch Klimaforschung berücksichtigen. Wichtige derzeit laufende Projekte befassen sich mit der Gletschermassenbilanz, dem Gewässermonitoring und der Überwachung des Permafrosts.
