Eine Reise, die klingt! „Großes Kino“, in einer Kulturlandschaft, so reich und vielfältig wie man sie selten findet. Unterwegs in Etappen, im „Herzen Deutschlands“, Teil 1: ERFURT

Erfurt, Meiningen, Altenburg, Gotha, Rudolstadt, Eisenach, Jena, Gera, Nordhausen, Sondershausen und Greiz  – und Weimar! Nein, das ist nicht die Liste der Haltestellen einer Bahnstrecke, wenngleich diese Städte wie auf einer Perlenschnur gereiht, das Thüringer Land prägen, und sie haben vor allem eines gemeinsam: Ihre Theater und Orchester machen Thüringen zu einem bedeutenden Theaterland. Eindrucksvolle Inszenierungen im Ursprungsland des modernen Regietheaters sind hier Programm – und das seit Jahrhunderten!

Das hat freilich historische Gründe. In Thüringen wurde großes Erbe geteilt! Nicht der Erstgeborene zentralisierte Macht und Ruhm, viele noble Nachkommen begründeten ihre eigenen Herzogtümer, bauten ihre eigenen Burgen und Schlösser – und kunstsinnig wie man eben war auch, auch ein eigenes Theater. Die schillerndsten Figuren der Thüringer Geschichte werden Ihnen auf dieser Reise begegnen. Besuchen Sie mit uns die DomStufen-Festspiele in Erfurt, das einzigartige barocke Ekhof-Theater in Gotha und das Kunstfest in Weimar, wo wir eine moderne, brisante, mitreißende wie aufwühlende „Macbeth“-Inszenierung erleben.

Doch schön der Reihe nach, wir beginnen unsere Tour in Erfurt – wo so vieles begann …
Was uns begleitet, und, versprochen, auch Sie begleiten wird, ist diese dem Reisen so eigene, beglückende Messaillance aus Demut und Freude, besonders im Theater, besonders im Museum, und an Orten, wo Menschen ihre Kreativität und Kraft Gestalt annehmen ließen und lassen. Apropos Kreativität: Sie weht begleitet von einem zarten Schokoladenduft deutlich spürbar über Erfurts Krämerbrücke.

Gemächlich, heiter, freundlich, entspannt! Die „Ponte Vecchio des Nordens“ ist mit ihren 32 schmucken Fachwerkhäusern die einzige, beidseitig bebaute und zugleich bewohnte Brücke nördlich der Alpen. Wie immer hinken Vergleiche, denn die „Brücke“ ist, wenn man auf ihr steht und geht, nicht als solche wahrnehmbar, weil eben durchgehend bebaut, und sie ist zauberhaft. Dank kluger Stiftungsräte der Stadt fehlen hier Fastfood-Läden und sonstige moderne Störer die Atmosphäre nicht. In Abstimmung mit der Stadt Erfurt versucht besagte Stiftung den ursprünglichen Charakter des Kulturdenkmals durch eine entsprechende Nutzungen zu erhalten. Was sehr gut gelingt, sodass die Zeit der Krämer und fliegenden Händler im ausgehenden Mittelalter auch heute gut vorstellbar wird.

Das Kunsthandwerk und heimische Gastronomie – begleitet stets von einem zarten Schokoladenduft aus der Goldhelm Manufaktur geben den Ton an. „Eine gute Schokolade, bei der die Zunge den Gaumen zu einem filigranen Streichinstrument trimmt“, liest man – Chocolatier Alexander Kühn sagt es mit weit weniger Pathos: „Eine gute Schokolade braucht zu allererst einmal eine gute Bohne“. Stimmt! Und für wunderschöne Stoffe in Blau brauchte es früher ein Färbemittel, kostbarer als Gold: Die Pigmente spendende Pflanze heißt Waid, der Laden dazu – auf der Krämerbrücke, where else!

Der Färberwaid (Isatis tinctoria), Pastel oder Deutsche Indigo ist aus der Familie der Kreuzblütengewächse stammt aus Westasien, wurde aber bereits vor vielen Jahrhunderten in Europa als Färberpflanze kultiviert. Aus dem Färberwaid wurde Indigo (Indigoblau) gewonnen. Erst an der Luft oxidiert der Farbstoff und wird langsam blau. Unter Beigabe von Urin, woran es in einer Bierstadt naturgemäß keinen Mangel gab. In Deutschland wird der Färberwaid seit dem 9. Jahrhundert hauptsächlich in Thüringen angebaut. Die Stadt Erfurt erlangte als Zentrum des Waidhandels Macht und Reichtum!

Der schnöde Mammon – Szenenwechsel – ist nicht das Lebensthema von Puppenbauer Martin Gobsch. Seine Welt ist die der Phantasie und der Kunst! Er hat auf der Krämerbrücke seine Holz-Werkstatt. Am Schaufenster mit dem mechanischen Puppentheater, dem „Theatrum Mundi“, drücken sich nicht nur Kinder ihre Nasen platt. Jeder, der möchte, kann eintreten und Martin Gobsch bei der Arbeit zuschauen. Gerade fertigt er die Skizzen (diese schon Kunstwerke!) der Charakterköpfe aus Holz für die Aufführung von Antonin Dvořaks „Rusalka“, Arielle lässt grüßen, auf ins Theater!

Doch zuvor besuchen wir das Evangelische Augustinerkloster (!) zu Erfurt, ein Zeugnis lutherischer Tradition, protestantischen Glaubens und auch gegenwärtigen kirchlichen Tuns. Oder ganz profan: Heute ist hier ein Hotel untergebracht! Drei umbaute Höfe, Konvents- und Wirtschaftsgebäude – das ist ein selten gewordenes Beispiel mittelalterlicher Ordensbaukunst (Start 1276). Apropos Start: 1501 startete Luther hier ein Studium an der Universität Erfurt. Einige Jahre später trat er ins Augustinerkloster ein … Warum er dies überhaupt und zum Missfallen des Vaters tat (ein Gelöbnis!) und welche Begebenheiten es über Luther zu erzählen gibt, erfahren Sie am besten in einer der hier ausgezeichneten Stadtführungen an Originalschauplätzen. Es gäbe noch so viel zu berichten, aber die Domstufen rufen!

Beim Erfurter Theater-Open-Air verwandeln sich die 70 Stufen des Dombergs mit seinen zwei (!) imposanten Kirchen, zu einer spektakulären Festspielbühne. Zum 25. Jubiläum 2018 ist Georges Bizets „Carmen“ mit Liebe, Eifersucht und Mord konfrontiert! Die betörende Zigeunerin wickelt alle Männer um den Finger, sowohl den selbstverliebten Torero Escamillo als auch den an sich gewissenhaften Don José, der an der Liebe zu ihr zerbricht und zum Mörder wird.

„Die Liebe ist ein Zigeunerkind, sie hat niemals ein Gesetz gekannt…“, singt Carmen stolz, jedoch nicht wie im Original in der Tabakfabrik sondern in einer Autowerkstatt, Schrottplatz inklusive, zeigt diese Carmen-Inszenierung den Kampf um Freiheit und die Selbstbehauptung einer im wahrsten Wortsinn „auf die Müllhalde der Gesellschaft“ abgeschobenen Frau. erzählt uns Intendant Guy Montavon in der Pause, und geht damit über die klischeehafte Spanienfolklore weit hinaus … Sehr gut! Das „Gesamtkunstwerk“ DomStufen-Festspiele begeistert, nicht nur alte Theaterhasen! Akustik 1A! Stimmung 1A! Und wenn im kommenden Jahr Ecos „Der Name der Rose“ erklingt – wird sind dabei!

Und dann ist der Zauber wieder vorbei … um einem neuen Platz zu machen. die Domstufen warten bereits auf neuen Besuch … bald kommen die Weihnachtsmänner vorbei …Dann ist der Zauber der Landeshauptstadt mit seiner altehrwürdigen Geschichte von mehr als 1270 Jahren besonders „romantisch“ erlebbar.. Die prächtigen Patrizierhäuser und liebevoll rekonstruierten Fachwerkhäuser der Innenstadt legen Zeugnis über den Reichtum im Mittelalter ab. Und das einzigartige monumentale Ensemble aus Mariendom und Severikirche, Wahrzeichen der Stadt, bildet die ideale „Kulisse“ für den Erfurter Weihnachtsmarkt –

TOPTIPP! Dank einer genialen Zuganbindung sind sie mit dem IC von München in 2,5 Stunden bequem & sicher vor Ort!

 

Side-Tipps:

  • Übernachten Sie im feinen Hotel Krämerbrücke direkt an der Brücke – ideale Lage, sympathisches Haus! Mit dem Restaurant „Zum Alten Schwan“ gesellt sich sehr gute Küche zum Gesamterlebnis Wohnen & N Genießen.
  • Das größte Erfurter Stadtfest ist nach der Brücke benannt: Das „Krämerbrückenfest“. Es findet rund um die Krämerbrücke und in der Altstadt jeweils an einem Wochenende im Juni statt.
  • Wie Till Eulenspiegel in Erfurt einen Esel in einem alten Psalter lesen lehrte – können Sie u.a. ganz vortrefflich bitte hier nachlesen: http://www.erfurt-lese.de/

Alle Details & unendlich mehr Tipps finden Sie auf: www.thueringen-entdecken.de

 

Weiter hinaus zieht es uns … Wir wäre es mit Zauberwelt der Kulisse“ … Wir fahren nach Meiningen, Theaterstadt durch und durch, und dank Theaterherzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826-1914) auch mit einem markanten Beispiel thüringischer Schlossbauten des Barock gesegnet – die ab 1682 entstandene „Dreiflügelanlage“ von Schloss Elisabethenburg … in Kürze online …

Fotcredits: Titelbild:Gregor Lengler / Thüringer Tourismus GmbH; Auf der Krämerbrücke, Erfurt: Guido Werner / Thüringer Tourismus GmbH und Toma Babovic / Thüringer Tourismus GmbH; Augustinerkloster (c) Thüringer Tourismus GmbH; Domstufenfestspiele 2012, Die Lombarden (c) Lutz Edelhoff / Theater Erfurt; Kreuzgang Augiustinerkloster: Toma Babovic / Thüringer Tourismus GmbH; Domstufen ohne Bühne: Toma Babovic / Thüringer Tourismus GmbH;  weitere: Elisabeth Stadlbauer