Die ersten Wochen des Jahres sind mit guten Vorsätzen gepflastert. Wir betreiben mehr Sport, essen gesünder und achten auf unsere Gesundheit. Wenn es klappt! Schon Teilerfolge sind spitze! Auch die eigenen vier Wände sollten unter diesem Aspekt kritisch betrachtet werden: Lasse ich genug Sonne in mein Zuhause? Und frische Luft? Schlafe ich wirklich gut?
Keine Gleichmacherei. Im Freien verändern sich Sonnenstand und Lichteinfall sowie Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Tagesgang und entsprechend den Jahreszeiten. Diese Dynamik ist wichtig: Sie macht uns im wahrsten Sinne des Wortes lebendig und hält uns gesund. So wirkt beispielsweise viel Tageslicht aktivierend, steigert unsere Leistungsfähigkeit, hebt die Stimmung und fördert die Gesundheit. Bewegen wir uns draußen in der winterlichen Kälte, gehen wir oft schneller, um uns zu erwärmen und passen außerdem unsere Kleidung den Temperaturen an. Und an heißen Sommertagen tragen wir luftige, leichte Stoffe, damit wir nicht schwitzen und der Körper nicht überhitzt. Wir schließen die Augen, wenn uns die Sonne blendet oder wenden den Kopf und wir versuchen, möglichst wenig zu atmen, wenn die Luft schlecht ist.
Die Wechselspiele der Natur zwischen Sommer und Winter fordern uns auch in gewisser Weise, sie stärken unser Immunsystem und halten uns so gesund. Doch daheim ist alles anders. Ing. Johann Gerstmann, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik: „In den letzten Jahrzehnten haben wir unsere Innenräume zu einer ständigen Komfortzone entwickelt – Komfort schafft Wohlbefinden, ist jedoch nicht unbedingt gesundheitsfördernd. Wir wohnen oft monoton bei gleichbleibend 25 °C Grad, tragen rund ums Jahr daheim nur ein T-Shirt, haben eine immer gleiche Lichtintesität und sehen das mittlerweile als ganz normal an!“
Wir haben unsere Häuser energieoptimiert, immer dicker gedämmt und luftdicht gemacht – und das ist auch absolut sinnvoll und notwendig. Gerstmann: „Aber Gebäude müssen mehr bieten als Energieeffizienz! Man muss in ihnen den Tagesgang erleben, Sonnenstrahlen einlassen und frische Luft atmen können! Wir bauen heute Wohnungen mit drei Meter tiefen Loggien oder Verglasungen mit geringer Lichttransmission und vermeiden damit die sommerliche Überwärmung – aber die Kehrseite der Medaille ist, dass wir die Tageslichtversorgung um über 60 % reduzieren und die Sonne nicht mehr ins Wohnzimmer scheinen kann!“
Das Leben ist Veränderung. Dynamischer Sonnenschutz unterstützt den Wunsch nach lebendigen Räumen. Er schützt in der warmen Jahreszeit vor starker Einstrahlung an sonnenbeschienenen Fenstern, damit Gebäude möglichst nicht überwärmen. Läden, Markisen oder Lamellen schatten Glasflächen entsprechend den klimatischen Erfordernissen zeitlich begrenzt ab. Das Überwärmungsrisiko von unbeschatteten Räumen liegt in einem normalen Sommer bei ca. 400 bis 1.000 Stunden (Tendenz steigend). Um das Risiko effektiv zu minimieren, genügt es den Sonnenschutz an ca. 250 Stunden je Fensterorientierung (Ost, Süd, West) dem Sonnengang folgend zu aktivieren. Damit sind an ca. 4.000 Stunden im Jahr eine gute Sichtverbindung und optimale Versorgung mit gesundem Tageslicht gewährleistet. Beispielsweise ermöglichen Fassadenmarkisen mit ca. 5 – 10% Lichttransmission auch bei Sonne eine Sichtverbindung nach außen und erreichen dieselbe Tageslichtversorgung wie an einem Tag mit bedeckten Himmel.
Rollläden – die den Zusatznutzen der Abdunkelung von Ruheräumen haben – müssen für einen ausreichenden Sonnenschutz nicht vollständig geschlossen werden, geöffnete Lichtschlitze oder ein Lichtspalt lassen genug Licht in den Raum um Stolperfallen zu erkennen. Auch Raffstore müssen nicht komplett geschlossen werden, es genügt, dass der Schattenwurf der Lamellen die Glasfläche vor direkter Sonne schützt, der Raum dahinter braucht dann mit Sicherheit kein monotones Kunstlicht!
Zeitgemäßer Sonnenschutz folgt dem Sonnengang und wird je nach Produkt der jeweiligen Anforderung bzw. Raumsituation eingestellt. Dies kann nach erfolgter Fachberatung mittels manueller Bedienung erfolgen, oder man rüstet seine Sonnenschutzanlage mit einer automatischen Steuerung bis hin zu einem Smart Home System aus. Gerstmann bringt es auf den Punkt: „Die Biologie des Menschen ist evolutionär vom Gang der Sonne und dem Sonnenlicht geprägt. Wir sprechen hier also von 0 Lux bei bewölktem Nachthimmel ohne Mond, bis zu 100.000 Lux bei klarem Himmel mit Sonne!“ Und alles Leben hat sich auf diese Dynamik der Tageslichtintensität und das volle Spektrum des Sonnenlichtes – von UV bis zum Infrarot – angepasst. Gerstmann: „Heute halten wir uns vorwiegend in Gebäuden auf, wo wir tagsüber nur ganz nahe beim Fenster unsere Aktivierungsschwelle überschreiten und deren Räume in vielen Stunden mit nur mit 300 bis 500 Lux monoton künstlich beleuchtet sind. Dieses Kunstlicht kann die biologische Wirkung von Tageslicht nie ersetzen!“ Denn um körperlich aktiv zu werden, brauchen wir 2.000 Lux an 2-3 Stunden pro Tag: Ab dieser Lichtstärke produzieren wir das Glückshormon Serotonin. Deshalb ist es wichtig, wann immer möglich, die Sonne in die Räume zu lassen.
In der Nacht wiederum bringen bestmöglich abgedunkelte Schlafräume den so wichtigen gesunden Schlaf. Beleuchtung von Straßen, Fassaden und Auslagen haben meist einen hohen Anteil an blauem Licht, das unseren Melatoninspiegel (Melatonin wird oft als Schlafhormon bezeichnet) senkt und in weiterer Folge Schlafstörungen verursachen kann. Dynamik und Bewegung sind also nicht nur für unseren Körper wichtig, sondern auch für unsere Gebäude – und tragen in beiden Fällen zu unserer physischen und psychischen Gesundheit bei.
Über den Bundesverband Sonnenschutztechnik. Der Bundesverband Sonnenschutztechnik ist der Dachverband der österreichischen Sonnenschutzindustrie. Kooperationspartner sind u. a. klima:aktiv, IBO, ÖGUT und der Bau.Energie.Umwelt.Cluster NÖ. Der Verband repräsentiert 21 Mitgliedsbetriebe mit insgesamt über 1.700 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Er sichert mit einer Wertschöpfung von ca. 800 Mio. Euro an die 10.000 heimische Arbeitsplätze vor allem im gewerblichen Bereich. Der BVST ist Gründungsmitglied des Europäischen Dachverbandes ES-SO (European Solar Shading Organization), zu dem 28 Mitgliedsverbände zählen. Verbandsweit ermöglichen alle mit Sonnenschutz verbundenen Leistungen (bis hin zur Montage und Serviceleistungen) Arbeitsstellen für 400.000 Angestellte und Arbeiter, die einen Gesamtumsatz von ca. 35 Milliarden Euro erwirtschaften. www.bvst.at