In dieser Folge: Selbst-Coaching für Hundebesitzer: Wann Vermenschlichung schlecht ist
Tierflüsterer Laurent Amann ist Verhaltensbiologe, Tierkommunikator und schamanischer Heiler. Der Autor des aktuellen Ratgebers „Die geheime Seele meines Hundes“ (mvg 2017) sowie des neu erschienenen Taschenbuches „Mein Hund hat eine Seele“ (Goldegg 2019) beobachtet seit vielen Jahren, dass wir von Hunden viel über uns selbst lernen können. Die Vierbeiner können uns dabei helfen, glücklicher und gesünder zu leben.
Hunde können Ihnen so viel geben. Sie schenken Ihnen Liebe, Aufmerksamkeit, Trost, Halt und eine schöne gemeinsame Zeit. Hunde sind zu tiefen Gefühlen fähig und können bis an ihr Lebensende treu sein. Hunde verzeihen auch schnell und schauen weg, wenn Sie einmal etwas getan haben, was vielleicht nicht in Ordnung war. Sie kommen auch damit klar, dass Sie manchmal nicht gut drauf sind oder einen schlechten Tag haben. Sprich, viele Hunde können auch das, was Menschen können, manchmal sogar viel besser.
Es gibt aber etwas, was jeden Hund dieser Welt überfordert: Hunde können kein vollwertiger Ersatz für einen Partner oder für Kinder sein.

Sie werden Ihren Hund zu sehr vermenschlichen und Erwartungen an ihn hegen, die er nicht erfüllen kann.
Ähnlich verhält es sich in Bezug auf einen Partner. Von einer Partnerschaft erwarten Sie sich wahrscheinlich Intimität, Gleichberechtigung und eine erfüllte Sexualität. Gleichzeitig wollen Sie als Partner einen Menschen, mit dem Sie sich intellektuell austauschen können. Bestenfalls jemanden, bei dem Sie sich gleichwertig fühlen. Ein Partner soll Sie vielleicht auch noch bei wichtigen Lebensentscheidungen unterstützen, Sie hin und wieder zum Flughafen fahren und Sie gelegentlich zu einem romantischen Dinner ausführen. All das kann ein Hund nicht und wird es auch nie können. Auch kann es in der Rangordnung ein Problem geben, wenn Sie der Meinung sind, dass Sie Ihrem Hund keine Anweisungen geben oder Grenzen setzen dürften. Natürlich kann Ihnen Ihr Hund ausreichend Aufmerksamkeit, Liebe und Trost schenken, aber auf eine andere Art und Weise als ein menschlicher Lebenspartner.
Wenn Sie sich dessen nicht bewusst sind, dann entwickeln Sie Erwartungen an Ihren Hund, die er nicht erfüllen kann. Das kann frustrierend sein. Sie sind frustriert, weil Sie einen Mangel spüren. Und Ihr Hund ist frustriert, weil er spürt, dass er Ihnen nicht das geben kann, was Sie sich von ihm wünschen. Sie empfinden die Beziehung zu Ihrem Hund als nicht erfüllend, weil Ihnen etwas fehlt. Ihr Hund macht aber alles richtig, gibt sogar sein Bestes, aber es ist nicht gut genug. Ein Hund kann keine menschliche Beziehung vollständig ersetzen, sondern Ihnen nur Teile davon bieten. Er kann leider auch nicht die Wunden in Ihnen heilen, die Sie sich etwa durch eine Trennung oder Fehlgeburt zugezogen haben. Ein Hund kann nur eine Art Pflaster sein, oder er kann Sie darauf aufmerksam machen, welche Aspekte in Ihnen selbst Sie sich genau anschauen sollten, aber um die Wundheilung müssen Sie sich selbst kümmern. Auf alle Fälle sind Hunde aber in der Lage, intuitiv zu erfassen, dass Sie verletzt sind, und sie wollen alles ihnen Mögliche tun, um Sie darin zu unterstützen, Ihre Balance wiederzufinden.
Wenn Ihr Hund Ihnen als Ersatz für einen Partner oder ein Kind dienen soll, könnten folgende Gründe dahinterstecken:
- Sie sind von Menschen so sehr enttäuscht worden, dass Sie nur noch Tiere lieben können.
- Sie lieben sich selbst zu wenig und suchen ständig die Liebe im Außen.
- Sie fühlen sich einsam, weil Sie nicht gelernt haben, auch mit sich selbst allein und glücklich zu sein.
- Sie haben nicht gelernt, sich selbst das zu geben, was Sie von anderen erwarten.
Nächste Folge: Ihr Hund ist verhaltensgestört – aber ist er das wirklich? Verhaltensprobleme neu definieren


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