Tierflüsterer Laurent Amann ist Verhaltensbiologe, Tierkommunikator und schamanischer Heiler. Der Autor des aktuellen Ratgebers „Die geheime Seele meines Hundes“ (mvg 2017) sowie des neu erschienenen Taschenbuches „Mein Hund hat eine Seele“ (Goldegg 2019) beobachtet seit vielen Jahren, dass wir von Hunden viel über uns selbst lernen können. Die Vierbeiner können uns dabei helfen, glücklicher und gesünder zu leben.
Laurent Amann im Gespräch:

Sie haben die Forschung verlassen und sich mit Tierkommunikation, Energetik und Psychologie beschäftigt. Wie sind Sie dazu gekommen?

Jetzt neu als Taschenbuch: Mein Hund hat eine Seele: Was Ihr Hund schon immer sagen wollte & was Sie von ihm lernen können von Laurent Amannm Asim Aliloski, Goldegg, 12,95 €

Als ich noch als Verhaltensbiologe arbeitete, führte ich eine Testreihe über das soziale Lernverhalten an Papageien durch. Es waren Intelligenztests über z.B. „Wie schnell finden sie das Futter? Wie schnell können Sie lernen? Wie interagieren sie zusammen?“ Und ich hatte sehr gute Resultate in jedem Test, meine Papageien waren unglaublich schlau. Aber in der Wissenschaft ist es so, dass jemand anders den Test wiederholen muss. Wissenschaft muss wiederholbar sein. Nur, wenn einer meiner Kollegen die Tests machte, schnitten die Vögel viel schlechter ab. Mir war klar, dass ich die Tiere beeinflusst hatte. Nur wie? Die Intelligenztests liefen über Videoaufnahmen ab. Die Papageien sahen nicht meinen Körper und hörten auch nicht meine Stimme. Es gab nur einen Unterschied, der mir später klar wurde: Ich habe immer voll und ganz an meine Tiere geglaubt. Ich vertraute darauf, dass sie die Übungen leicht und schnell lösen. Meine Kollegen hatten dieses Vertrauen nicht. Und da habe ich erkannt, dass es mehr gibt als die Wissenschaft. Was ich fühle, spielt für Tiere eine Rolle, was ich denke, spielt für sie eine Rolle. Das ist jetzt 10 Jahre her. Damals war es ein Tabuthema. Also verlies ich die Forschung und befasste mich daraufhin immer mehr mit Mystik, Energetik sowie Psychologie.

Sie behaupten, dass Verhaltensprobleme bei Tieren oftmals mit dem Besitzer zu tun haben. Wie kommen Sie darauf?

Wenn ein Tier sich unerwünscht verhält, dann hat das oftmals mit dem Besitzer selbst zu tun. Tiere, die mit dem Menschen eng zusammenleben, wie die meisten Haustiere, spiegeln den Menschen. Das interessante ist: Sie spiegeln nicht nur das, was offensichtlich ist, sondern auch jenes, was in uns verborgen ist. Also Hunde, Katzen und Pferde zeigen Gefühle und Verhaltensweisen von uns, die wir selbst unterdrückt haben. Außerdem habe ich herausgefunden, dass Tiere uns etwas beibringen wollen. Sie wissen ganz genau, wo wir in unserer Entwicklung stehen und wissen auch die Impulse, die es braucht, damit wir vorankommen.

Was bringen Sie Menschen über den Hund bei?

Ich bringe Menschen zunächst bei, das Sichtbare richtig zu deuten – das ist die Körpersprache und Stimme. Doch viel interessanter, und vor allem bedeutsamer, ist die unsichtbare Welt zwischen Mensch und Tier. Das ist die Welt der Emotionen, Gedanken und Seele. Sehen wir uns das an einem ganz einfachen Beispiel an: Der Hund ist vielleicht nervös und dann wird auch der Mensch nervös. Innerlich fragt er sich vielleicht: „Was denken die anderen über mich? Die denken, ich habe den Hund nicht unter Kontrolle.“ Und dann sagt er „Sitz“. Der Hund kann „Sitz“, aber er wird sich nicht setzen, weil er das Gefühl des Besitzers eben auch wahrnimmt. Die Unruhe, die Not. Das, was ich dann sage oder vielleicht auch mit Körpersprache richtige deute, wird nicht funktionieren: Der Hund spürt nämlich die Unruhe, die Gedanken und die Selbstvorwürfe. Er wird sich nicht setzen, er wird nicht folgen. Meine Arbeit als Tierflüsterer ist nun, dem Menschen das zu sagen, was der Hund eigentlich sagen würde, wenn er sprechen könnte.

Wie kann sich der Hundebesitzer nun selbst zu helfen wissen?

Es ist zunächst einmal wichtig zu verstehen, dass wenn ein Haustier etwas nicht tut, was ich sage, dann kann das auch mit mir zu tun haben. Für einen Hund ist der Besitzer alles. Er würde alles für ihn tun, aus Liebe. Wenn sich der Hund nicht hinsetzt oder sonst Anweisungen nicht befolgt, ist die wichtigere Frage: Was könnte das mit mir zu tun haben? Bin ich unklar? Sage ich etwas, strahle aber etwas ganz anderes aus? Im Falle der Nervosität: Bin ich gerade unruhig? Bin ich nicht klar im Kopf? Das einmal zu erkennen, hilft schon, aus der Nervosität rauszukommen. Der Hund verändert sein Verhalten dann von selbst.

Sie sagen auch, dass die Körpersprache nur halb so wichtig ist.

Co-Autor Asim Aliloski (li) und Laurent Amann

Körpersprache und Stimme sind in der Kommunikation nicht besonders wichtig. Viel wichtiger sind unsere Emotionen, die Gedankenbilder, aber auch unsere Ausstrahlung allgemein. Ich habe beobachtet, dass das den Großteil für gelungene Kommunikation ausmacht. Tiere nehmen primär das wahr, was wir fühlen. Sie wissen, was in unserem Kopf vorgeht. Was bedeutet das genau? Achte auf deine Gefühle! Achte auf deine Gedanken! Achte darauf, was in deinem Kopf vorgeht! Sei dir bewusst, was in dir abläuft, wenn du mit einem Hund oder anderen Tieren kommunizierst. Tiere verstehen uns nur dann, wenn Körper, Stimme, Gefühle, Gedanken und Ausstrahlung das gleiche sagen.

Was können wir Ihrer Meinung nach von Hunden lernen?

Hunde stehen für bedingungslose Treue und Liebe. Wir dürfen von ihnen lernen, uns selbst mehr treu zu sein und zu lieben. Und das nicht nur an guten Tagen, wenn wir besonders toll sind. Wir müssen uns auch dann lieben lernen, wenn wir etwas vermasselt haben, nicht gut drauf sind oder heute nicht fabelhaft aussehen. Hunde lieben uns immer. An guten und schlechten Tagen. Sie lieben uns mit unseren Fehlern und Schwächen. Das dürfen wir von ihnen lernen. Uns mehr zu lieben und damit können wir andere auch mehr lieben. Was wir von Hunden noch lernen können ist mehr im Hier und Jetzt zu leben. Hunde machen sich wenig Sorgen um die Zukunft und lassen leichter von der Vergangenheit los. Manchmal verstehen das Besitzer nicht, wenn ihr Hund sie auffordert rauszugehen, zu spielen oder zu kuscheln. Sie machen das oftmals deswegen, weil sie merken, dass wir mehr das Jetzt genießen sollen. Wir dürfen lernen, mehr loszulassen und einfach Spaß und Freude im Moment zu haben. Daher beobachten wir Hunde so gerne. Sie erinnern uns daran, wie schön es ist, einfach nur zu sein und frei von Zeit, Stress und Druck zu verweilen.

Welche Botschaft wollen Sie Tierbesitzern mitgeben?

Tiere sind nicht nur süß oder hilfsbedürftig. Sie sind keine Prestigeobjekte, Trophäen oder wie ein Anhänger zu behandeln. Sie wünschen sich von uns Beziehung und Verbundenheit. Meine Aufgabe ist es, dem Menschen dabei zu helfen, sie mit ganz neuen Augen zu sehen. Tiere sind feinfühlige, intelligente, mystische Wesen, von denen wir einiges über Glück und Gesundheit lernen können. Ich habe mit meiner Arbeit alles erreicht, wenn Menschen den Tieren und der Natur höchste Wertschätzung und Respekt entgegenbringen. Das würde nämlich den Umgang mit Tieren deutlich verbessern.

Portrait Tierflüsterer Laurent Amann. Laurent Amann studierte Verhaltensbiologie in Luxemburg sowie Frankreich und arbeitete mehrere Jahre als Verhaltensforscher an der Universität Wien. Er ist Verhaltensbiologe, Tierkommunikator und Energetiker und Autor der Bücher „Die geheime Seele meines Hundes“ und „Mein Hund hat eine Seele“. In der Öffentlichkeit ist er unter dem Namen „Tierflüsterer“ bekannt. Nach seiner Tätigkeit in der Forschung an der Universität Wien trainiert er nun Tierbesitzer, ihr Haustier mit mehr Intuition zu erziehen und schafft neues Bewusstsein für die Gefühle und Seele der Tiere. www.laurentamann.com

 

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Quelle: Laurent Amann: Die geheime Seele meines Hundes: Und was das Verhalten meines Hundes über meine Persönlichkeit aussagt. mvg 2017, TB 16,99 €

Fotos: Photography © Tamara Wassermann; Location: Schottenhof Wien Tiergestützte Pädagogik; Grooming: Asim Aliloski