Wien, Juni 2019 – Ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel hat nicht nur negative Folgen für Augen, Nieren oder Herz: Auch das Gehör leidet darunter. Daher ist es für Menschen mit Diabetes angeraten, sich regelmäßig einem Hörtest zu unterziehen. Der Hörverlust führt oft dazu, dass sich Menschen zurückziehen, weniger aktiv am sozialen Leben teilhaben und dadurch auch körperlich inaktiver werden. Dies kann wiederum zu Übergewicht führen, das ein Auslöser für Diabetes ist. Wenn das Gehör bereits geschädigt wurde, helfen Hörgeräte oder Hörimplantate, um aus dem Teufelskreis des Rückzugs und der Inaktivität zu entkommen.
Hörverlust ist ein verbreitetes Phänomen bei Menschen mit Diabetes: So zeigt eine wissenschaftliche Untersuchung, dass 34,4 Prozent der Probanden mit Diabetes von Hörverlust betroffen sind im Vergleich zu 22,3 Prozent jener ohne Diabetes.[1] Diese Daten stimmen mit jenen aus einer Meta-Analyse überein, wonach Diabetes 2,1 Mal öfter bei Probanden mit Diabetes auftritt als bei jenen ohne.[2] Auch in longitudinalen Beobachtungen konnte die höhere Inzidenz gezeigt werden. Warum die Erkrankung das Gehör schädigt wurde in mehreren Studien untersucht und ist weiterhin Gegenstand der medizinischen Forschung.


Kautzky-Willer ergänzt: „Körperliche Aktivität ist sowohl in der Prävention des Diabetes wichtig als auch bei einer bestehenden Diabetesdiagnose eine bedeutende Säule eines erfolgreichen Therapiekonzepts. Jede medizinische Intervention, die Freude an Bewegung wieder ermöglicht, ist auch von Seite der Diabetologie zu begrüßen. Außerdem ist Hörvermögen und Kommunikation für soziale Netzwerke, Schulung und Empowerment wichtig und vermindert Diabetes-Distress.“
Hörverlust ist behandelbar. Liegt bereits eine Hörschwäche vor, gibt es mehrere Möglichkeiten, diese auszugleichen: Im Regelfall wird ein Hörgerät angepasst, das den Verlust ausgleichen soll. Doch manchmal reicht es nicht aus, da die Schwerhörigkeit bereits stark fortgeschritten ist. In diesen Fällen lässt sich die Hörfähigkeit mit Hilfe eines Hörimplantats wiederherstellen. Das Implantat wird im Rahmen einer ein- bis zweistündigen Operation hinter dem Ohr eingesetzt und sorgt durch elektrische Stimulation des Hörnervs für naturnahes Hören. Die Kosten für die Operation und die Hörimplantate selbst werden in Österreich vom öffentlichen Gesundheitssystem übernommen. Durchgeführt werden die Implantationen an allen Universitäts- und den meisten Landeskliniken.
[1] Cheng YJ, Gregg EW, Saaddine JB, Imperatore G, Zhang X, Albright AL. Three decade change in the prevalence of hearing impairment and its association with diabetes in the United States. Prev Med. 2009;49(5):360–364.
[2] C. Horikawa et. al.: Diabetes and Risk of Hearing Impairment in Adults: A Meta-Analysis, J Clin Endocrinol Metab, January 2013, 98(1):51–58
