Glücklicherweise ist die diesjährige Saison einigermaßen glimpflich verlaufen, die auftretenden Stämme waren in den verfügbaren Impfstoffen abgedeckt. Einzelne Influenza-Fälle können aber noch auftreten. Auch im Großteil von Europa ist die Virusaktivität abgeflaut. Positiv zu vermelden ist, dass die Durchimpfungsrate in Österreich – ausgehend von einem niedrigen Niveau – deutlich angestiegen ist, jedoch auch bei den Risikogruppen noch immer weit unter dem Niveau vergleichbarer Länder liegt. Die sachliche Aufklärung der letzten Jahre dürften erste Wirkung zeigen. Weitere Anstrengungen aller Verantwortlichen sind nötig, um die Schäden durch die jährliche Influenzaepidemie zu verringern. Ein nationaler Aktionsplan Influenza könnte helfen, Systemschwächen zu identifizieren und Lösungswege zu entwickeln.
Weniger Fälle als zuletzt. Der erste Influenza-Fall in der diesjährigen Saison wurde in der Kalenderwoche 45 gemeldet, betroffen war ein Urlaubsrückkehrer. Bis Mitte Jänner blieb es bei sporadischen Fällen, danach nahm die Influenza-Aktivität zu. Ende Jänner wurde der Beginn der Grippeepidemie ausgerufen – und nun wieder beendet.[1] Die diesjährige Influenza-Saison ist deutlich milder verlaufen als die beiden Saisonen davor. Am Höhepunkt verzeichnete die AGES 1.367 Grippe- und grippeähnliche Erkrankungen pro 100.000 Einwohner, und damit um etwa 400 Fälle weniger als zum Höhepunkt der Grippewelle 2017/18. Mit Abstand am häufigsten betroffen waren Kinder unter vier Jahren.[2]
A-Stämme dominant. Hauptsächlich nachgewiesen wurden A(H1N1)pdm09-Viren, gegen Ende der Saison wurden auch immer mehr A(H3N2)-Viren gefunden. Ganz anders als im Vorjahr wurden nur ganz vereinzelt Fälle mit einem Influenza-B-Virus dokumentiert.2 Auch im Rest von Europa waren A-Viren in unterschiedlicher Verteilung dominant. Erste Daten zum Schutz der diese Saison verfügbaren Impfstoffe zeigen eine Impfstoffwirksamkeit (Vaccine Effectiveness) von 40 bis 71 Prozent bezogen auf den Subtyp Influenza A(H1N1)pdm09. Ergebnisse zum Stamm A(H3N2) dürften schwächer sein, können aber aufgrund der geringen Fallzahlen erst zu einem späteren Zeitpunkt abschließend bewertet werden.[3]
Durchimpfungsrate gestiegen. Die berechnete Influenza-Durchimpfungsrate in Österreich auf Basis der abgegebenen Impfstoff-Dosen der Impfstoffhersteller betrug diese Saison 8,3 Prozent. Dies ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den 6,4 Prozent der Vorsaison. „Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung“, freut sich Bernhard Prager, Generalsekretär des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH). „Das bedeutet, dass die kontinuierliche und nachhaltige Kommunikation des ÖVIH zur Erkrankung und den Impfmöglichkeiten langsam Wirkung zeigt.“ Dennoch sei eine Durchimpfungsrate im einstelligen Bereich immer noch viel zu niedrig, betont Prager. Schließlich würden WHO und die EU seit Jahren vor allem bei Risikogruppen wie älteren Personen, Kindern und chronisch Kranken eine Durchimpfungsrate von über 75 Prozent fordern. „Wichtig ist, dass auch Experten immer wieder auf die vermeidbaren Gefahren einer Influenza-Erkrankung aufmerksam machen. Allein, dass es in der Vorsaison neun Todesfälle bei Kindern in Österreich gab, sollte – und hat vermutlich auch – zu einem Umdenken bei manchen geführt.“ Auch in der nun abgelaufenen Influenza-Saison ist bereits mindestens ein bis dato gesundes Kind an der Krankheit gestorben.[4]
Hohe Sterblichkeitsrate. Dass die Gefahr für alle Altersgruppen tatsächlich real ist, hat auch eine unlängst veröffentlichte Modellrechnung der AGES gemeinsam mit dem Nationalen Referenz-Laboratorium für Influenza am Department für Virologie der Medizinischen Universität Wien gezeigt. Diese ergab 4.454 Influenza-bedingte Todesfälle in der Saison 2016/17 und 2.868 für die Saison 2017/18. Zum Zeitpunkt der Analyse war die Influenza-Saison 2018/19 noch nicht abgeschlossen, dennoch wurden trotz einer vergleichsweise milden Saison bereits über 600 Todesfälle einschließlich der Kalenderwoche 8 errechnet.[5] Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2018 sind in Österreich „nur“ 400 Menschen im Straßenverkehr tödlich verunglückt. Und selbst der tückische Lungenkrebs forderte 2017 (neuere Daten existieren noch nicht) 3.874 Opfer[6] und damit weniger als die Influenza 2016/17.
Genügend Vierfachimpfstoffe verfügbar. „An der Verbesserung der verfügbaren Impfstoffe wird laufend gearbeitet“, betont Prager. „Mit den Vierfachimpfstoffen ist man jedenfalls Fall vor den wichtigsten Virus-Stämmen geschützt, auch vor den heuer seltener auftretenden B-Stämmen. Und unabhängig davon, welche Stämme nächste Saison zirkulieren, bietet die Influenzaimpfung die am besten dokumentierte und effizienteste Schutzmöglichkeit. An Influenza zu erkranken oder sogar zu sterben ist kein Schicksal, man kann vorbeugen. Auch wenn der Impfstoff nicht hundertprozentig vor einer Erkrankung schützt, so kann er doch sehr oft vor den schwerwiegendsten Folgen bewahren. Allein das sollte der kleine Pieks im kommenden Herbst wieder wert sein.“