Am 7. Oktober ging das 23. Cochrane Colloquium nach fünf Tagen in Wien erfolgreich zu Ende. 1.300 Wissenschaftler aus 60 Ländern stellten innovative Ansätze vor, wie Ärzte trotz der unbewältigbaren Flut an medizinischen Studien am neuesten Stand bleiben können.

In Vorträgen und Workshops diskutierten die Forscher zudem, wie Mediziner und Patienten leichter an unabhängige, wissenschaftlich gesicherte Gesundheitsinformationen gelangen können. Der Kongress wurde von Cochrane Österreich und der Donau-Universität Krems organisiert.

Über 500 klinische Studien erscheinen wöchentlich neu, im Vergleich zu 1980 hat sich die Zahl verfünffacht. Es gibt über 25.000 medizinische Fachjournale. Mediziner und Patienten können diese Informationsberge nicht lesen, um immer auf dem aktuellsten Stand zu bleiben. Das internationale Forschungs-Netzwerk Cochrane hilft, diese Studienflut zu filtern. Hinter der Non-Profit-Organisation stehen 37.000 Mediziner, welche die Ergebnisse aus den besten Studien nach strengen wissenschaftlichen Kriterien in Übersichtsarbeiten zusammenfassen.

Computer-Programme im Kampf gegen die Datenflut
Eine wichtige Rolle wird hier zukünftig künstliche Intelligenz spielen. Ärztliche Rechercheteams benötigen heute noch Wochen bis Monate, um aus der Flut an wissenschaftlichen Studienergebnissen zu einer einzigen Krankheit die beste Therapie zu finden. Künftig werden Supercomputer diese Aufgabe innerhalb weniger Minuten erledigen. Dass dies ansatzweise schon funktioniert, zeigt etwa IBM am Colloquium anhand seines Großrechners „Watson“. Schon heute lassen sich Computer als „Spamfilter“ für wissenschaftliche Publikationen einsetzen, um relevante von nicht relevanten Studien zu trennen.
Computerunterstützte Systeme und Datenbanken werden auch mithelfen, dass Behandlungs-Richtlinien für Ärzte automatisch online aktualisiert werden, sobald es neue Studienergebnisse gibt. Aktuell vergehen etliche Jahre, bis neue medizinische Erkenntnisse in den Behandlungsalltag einfließen. So können Mediziner ganz einfach am neuesten Stand bleiben.

Konferenz bricht alle Rekorde
Die Donau-Universität Krems hat mit dem Cochrane Colloquium einen weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einer wichtigen Einrichtung nicht nur in der Weiterbildung, sondern auch in der Forschung, gesetzt. Das Team rund um Dr. Kylie Thaler und Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner organisierte ein beeindruckendes Programm: 164 Workshops mit über 650 international anerkannte Vortragenden, 708 Abstracts und 280 wissenschaftliche Poster.

„Wir sind stolz, das Cochrane Colloquium erstmals nach Österreich geholt zu haben. Für uns war es ein spannender Austausch und die hier geborenen Ideen, werden dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung in vielen Punkten zu verbessern“, so Dr. Kylie Thaler, MPH und Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner abschließend.