Pamela Obermaier und Dominik Borde entlarven in ihrem neuen Buch „Mein innerer Tyrann – über die Kunst sich selbst nicht im Weg zu stehen“ den geheimen Feind in unserem Kopf, und zeigen, wie wir unseren inneren Tyrann loswerden und ein wirklich selbstbestimmtes erfüllendes Leben führen können. Wir trafen die beiden Erfolgsautoren zum Interview.

Was ist die Kernaussage Ihres Buches?

Pamela Obermaier: Die Kernaussage ist, dass wir unser Glück selbst in der Hand haben und der Weg zum Glück über die Konfrontation mit dem inneren Tyrannen führt, der uns aus seiner Perspektive wertvolle Tipps zuflüstert, die aber dazu führen, dass wir uns immer wieder selbst im Weg stehen. Der innere Tyrann sabotiert das Glück des jeweiligen Betroffenen, limitiert ihn in seiner Entwicklung und hält ihn dauerhaft davon ab, sein Leben so zu führen, wie er es sich wünscht. Wenn er zum Verbündeten gemacht wird, werden die Karten völlig neu gemischt!

Dominik Borde: Wer „Ich liebe dich“ sagt, sollte zunächst mal „Ich“ sagen können und wissen, wer damit genau gemeint ist. Die Mechanik hinter deinem inneren Tyrannen zu verstehen, hilft, sich selbst zu erkennen und all das loszulassen, was einen von seinem wahren Potenzial abhält. Wenn du alles glaubst, was du denkst, bist du in jeder Beziehung verloren. Wenn wir lernen, unseren inneren Tyrannen zu managen anstatt uns von ihm managen zu lassen, werden wir zum Gestalter unserer Welt.

Wer ist dieser innere Tyrann nun aber konkret?

Dominik Borde: Der innere Tyrann ist das Ego, er ist das Filtersystem, durch das man die Welt wahrnimmt. Die entsprechenden Muster haben aber sehr wenig mit dem zu tun, was wirklich ist. Das gilt auch für die Art, wie wir uns selbst definieren. Dieses Ego verhindert zum Beispiel eine gute Beziehung, denn Beziehungen werden nicht im Kopf geführt. Wenn jeder nur damit beschäftigt ist, sein Ego zu pflegen, dann ist ein echter Kontakt gar nicht möglich. 

Pamela Obermaier: Wir haben dieses Ego als inneren Tyrannen personifiziert, damit die Leser eine bessere Vorstellung von ihm bekommen. Jeder von uns hat ja schon mal diese Stimme im Kopf gehört, die uns einredet: „Das kannst du nicht, das schaffst du nicht, du bist nicht gut genug.“ Diese Stimme ist oft der Grund, dass wir uns in privater wie auch in beruflicher Hinsicht nicht voll entfalten können. Es gibt neben dieser Variante, in der uns der innere Tyrann selbst abwertet aber auch eine andere Version, nämlich die, in der er uns einflüstert, anderen nicht zu vertrauen, sich „nichts gefallen zu lassen“ oder Ähnliches, wodurch wir uns auch nur selbst im Weg stehen, weil wir Chancen und gute Verbindungen mit Menschen verpassen, wenn wir immer nur aus dieser Angst heraus, reingelegt oder ausgenutzt zu werden, agieren.

Würden Sie uns ein, zwei Beispiele nennen, damit wir uns das besser vorstellen können?

Pamela Obermaier: Viele Menschen verharren aus Existenzängsten oder Selbstzweifeln in einer unbefriedigenden Arbeitssituation, weil sie auf kollektive Glaubenssätze wie „Der Arbeitsmarkt ist so schlecht, da wirst du nichts anderes finden!“ hören oder es aus anderen Gründen nicht wagen, sich zu verändern – weil das Aushalten einer unzumutbaren Situation manchmal einfacher erscheint, als sie zu verlassen und Neuland zu betreten. Wer sich diesbezüglich mit seinem inneren Tyrannen auseinandersetzt, wird entdecken, wie viele alternative Möglichkeit er hat. Meiner Erfahrung nach schöpfen die wenigsten Menschen aus dem Vollen, erwarten somit einerseits weniger vom Leben, als es ihnen zu bieten hätte, geben sich mit weniger zufrieden, als für sie erreichbar wäre, also mit einer unglücklichen Partnerschaft oder einem nicht erfüllenden Job beispielsweise – und andererseits wollen sie aber immer mehr: mehr Geld, ein komfortableres Auto, ein größeres Haus, die immer neuesten technischen Geräte. Das ergibt eine seltsame Schere, die vielleicht nur daher rührt, dass eben in den wesentlichen Lebensgebieten an den falschen Schrauben gedreht wird, weshalb da immer eine gewisse Unzufriedenheit herrscht, die mit Konsum ausgeglichen werden soll.

Dominik Borde: Männer und Frauen, die in ihren Beziehungen immer wieder an den gleichen Themen scheitern und in ihren Beziehungen dauerhaft unglücklich sind, scheitern nicht an den äußeren Umständen oder daran, dass die „guten“ Partner alle vergeben sind, sondern wir alle stehen uns in jeder Beziehung selbst am meisten im Weg. Wir alle scheitern zunächst immer an unserem inneren Wohlstand, dem richtigen Mindset und an ein paar konkreten Veränderungen alltäglicher Gewohnheiten. Der Ausweg aus unglücklichen Beziehungen führt nach innen. Der Zustand ist wichtiger als die Strategie: Nur wenn du innerlich im besten Zustand bist, kannst du in jeder Beziehung dein Bestes geben. Gedanken werden Dinge. Wenn du alles glaubst, was du denkst, bist du in jeder Beziehung verloren.

Worum geht es bei diesem inneren Wohlstand?

Dominik Borde: Wir haben in unserer Gesellschaft die äußeren Umstände so weit wie möglich perfektioniert und trotzdem steigt Zahl depressiver Menschen, weil wir unseren inneren Wohlstand vernachlässigt haben. Obwohl uns in der westlichen Welt der äußere Wohlstand im Vergleich zur restlichen Menschheit aus jeder Ritze rinnt, leidenimmer mehr Menschen an ihren inneren Zuständen und damit an Zivilisationskrankheiten wie Selbstzweifel, Einsamkeit oder leben emotional unterernährt – in Haushalten, in denen beinhart geschwiegen oder laut vorgeworfen wird. Immer mehr Menschen leben von ihrem Ego getrieben und hecheln wie Zombies auf der Suche nach Frischfleisch irgendetwas hinterher. Sie leben in der Hoffnung, dass sich, wenn sie ihr Ziel erreichen, die große Zufriedenheit und Fülle im Leben einstellt: „Wenn ich schlank bin, werde ich glücklich sein“, „Wenn die Kinder aus dem Haus sind …“, „Wenn die Rechnungen bezahlt sind, dann werde ich glücklich sein“, „Wenn ich einen Partner habe, werde ich glücklich sein“, „Wenn mein Partner anders wäre …“

Pamela Obermaier: Damit versäumen sie ihr Leben und die Chance auf wahrhaftiges Glück, denn das ist immer nur im Hier und Jetzt zu finden, aber weder im Grübeln über negative Erlebnisse in der Vergangenheit noch in Sorgen oder Hoffnungen die Zukunft betreffend. Es geht also darum, das zu ändern – und die Voraussetzung dafür ist es, die Komfortzone zu verlassen. Das beginnt etwa schon bei scheinbaren Kleinigkeiten wie einer eiskalten Dusche am Morgen, auf die man eigentlich keine Lust hat, die für mich aber das Sinnbild des Überschreitens der Komfortzonengrenze darstellt. Schwimmen, ohne nass zu werden, ist nicht möglich, richtig? Und so verhält es sich auch mit unserem Leben: Solange wir nicht bereit sind, unsere Einstellung, unser Denken und unser Handeln zu verändern, wird sich auch nichts für uns verändern. Die wichtigste Erkenntnis hierbei: Es sind nicht die anderen, die uns daran hindern, unser Glück zu finden – wir selbst sind unser größer Saboteur. 

Wie kann man sich gegen diesen inneren Tyrannen wehren?

Pamela Obermaier: Zunächst ist es wichtig, Dinge, die man ändern will, anzunehmen. Wenn ich zum Beispiel nicht einschlafen kann, ist es wenig hilfreich, mich dazu zwingen zu wollen, indem ich mir sage: „Ich muss auf der Stelle einschlafen, denn ich muss morgen früh aufstehen, weil ich einen wichtigen Termin habe.“ Ich werde im Gegenteil erst einschlafen können, wenn ich akzeptiere, dass ich jetzt gerade wach bin. Diese Haltung lässt sich auf alle Lebensbereiche übertragen. Ähnlich überwinden wir auch den inneren Tyrannen: Es geht nicht darum, ihn zu vernichten, sondern ihn in seinem Tun zu erkennen und anzuerkennen, um ihn schließlich zum wohlwollenden Gefährten zu machen.

Dominik Borde: Es ist wichtig, Ziele zu haben, doch sie dürfen nicht zum Lebensinhalt werden, weil wir dann unser Glück auf morgen verschieben. Das Ego ist unsere geglaubte Identität. Um uns dessen bewusst zu werden, ist es wichtig, sich darüber zu klar zu werden, dass dieses Ego in unserer Herkunftsfamilie geprägt worden ist. Kinder fragen sich instinktiv: Wer muss ich sein, um den Erwartungen der Eltern zu entsprechen und geliebt zu werden? Welche Spielregeln muss ich beachten? Aber die entsprechenden Muster und Verhaltensweisen sind für das Leben eines Erwachsenen nicht mehr geeignet. Nehmen wir den Satz „Ich bin nicht gut genug“: Das hat uns irgendwann jemand gesagt, und wir glauben es immer noch. Alle Ängste, alle Bewertungen, aller Schmerz in unserem Leben sind das Resultat solcher Denkmuster. Die sind im Übrigen natürlich nicht alle überflüssig, deshalb geht es nicht darum, sie alle hinter sich zu lassen. Was nützlich ist, darf bleiben. 

Was sollten unsere Leser über Ihre Arbeit wissen?

Dominik Borde: Jeder Mensch wird als kontaktfreudiger und zuversichtlicher Entdecker geboren, du beginnst frei wie ein leeres Glas Wasser. Doch nur bei sehr wenigen Menschen überlebt diese positive Grundhaltung unsere Erziehung. Ich helfe Menschen dabei, sich ihren tiefsten Ängsten zu stellen, ihre limitierenden Muster zu erkennen, um all das loszulassen, was sie in der Beziehung zu sich selbst und anderen behindert. Typischerweise begleite ich Paare, die sich und ihre Beziehung weiterentwickeln und verändern wollen, und Einzelpersonen – häufig Selbstständige oder Unternehmer, die auch in ihren privaten Belangen das nächste Level erreichen möchten. https://www.sozialdynamik.at/

Pamela Obermaier: Ich nehme meine Kunden (meist angehende oder junge Unternehmer und unglückliche Angestellte) mental an der Hand, damit es ihnen gelingt, alten Mustern und Glaubenssätzen zu entkommen und in Folge ihre eigenen Fähigkeiten zu erkennen, ihre innere Einstellung wie auch ihren Auftritt nach außen zu optimieren und letztlich Verantwortung für den eigenen Erfolg und das eigene Glück zu übernehmen. Dabei berufe ich mich auf Erkenntnisse und Erfolgsstrategien aus Psychologie, Neurolinguistik und Gehirnforschung und verhelfe u.a. mit meiner Methode „Kommunikation mit Seele“ zu Potenzialentwicklung, mehr Erfolg und Lebensfreude. https://www.pamelaobermaier.com/

Infos zum Buch

Pamela Obermaier, 
Dominik Borde:
Mein innerer Tyrann: Über die Kunst, sich selbst nicht im Weg zu stehen
Goldegg Verlag, Oktober 2020, als Taschenbuch, 19,95 €

Fotos: Verlag; Titelbild: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay; Autorenduo Pamela Obermaier & Dominik Borde (c) Günther Ebenauer