Kaum eine andere Dynastie hat so viele skurrile Persönlichkeiten hervorgebracht wie die Habsburger. Eine nicht unbedeutende Rolle spielte bei der Exzentrik einzelner Familienmitglieder eine über Jahrzehnte hinweg angezüchtete genetische Degeneration in Kombination mit einem ebenso lang kultivierten Narzissmus. Und dieser Umstand führte in Laufe der Geschichte zu den wundersamsten Geschichten und witzigsten Anekdoten, die es von dieser Familie zu erzählen gibt – und einige davon hören Sie bei dieser Führung. Einige Leckerbissen vorweg…

Rudolf IV. Wegen einer schon beinahe an Besessenheit grenzender Heiligenverehrung hat der Habsburger seit frühester Jugend an seine spätere Grabeskirche mit Reliquien überhäuft. Dazu zählen der Stein, mit dem der heilige Stephan (Namensgeber des Stephansdoms) gesteinigt wurde, Erde vom Jordanufer, Brot von der Speisung der Fünftausend, Weihrauch der Heiligen Drei Könige, ein Tischtuch vom Letzten Abendmahl und ein Zipfel des Grabtuchs Jesu.

Kaiser Friedrich III. hegte eine fast schon kindliche Vorliebe für ausgefuchste Rätsel. Sein größtes hat er der Menschheit hinterlassen: AEIOU! Mit dieser kryptischen Buchstabenfolge, deren Geheimnis bis heute nicht gelüftet ist, versah der schlitzohrige Monarch neben seinem Wappen alle möglichen Gegenstände in seinem Regentenhaushalt – egal ob es sich dabei um Kleinodien, Tafelgeschirr oder Wäsche handelte.

Maximilian I. Bei den Habsburgern gab es jede Menge ausgeprägte Narzissten, die sich für ein gottgleiches Wesen als Nabel der Welt hielten. Der eitelste Pfau im Haus Habsburg war Maximilian I., der sich, wo er stand und ging, in Szene setzte und sich wie ein lebendes Denkmal zur Schau stellte. Laufend mischte sich der „Showstar“ unters Volk, schüttelte Hände, herzte Kinder und machte Scherze mit den Leuten. Er gab zudem für Frauen und Partys gerne das Geld in vollen Händen aus, weshalb auch eine Pleite die nächste ablöste.

Joseph II. Wie seine Mutter Maria Theresia aß auch Joseph II. gern und galt im Volk als „genusssüchtiger Fresssack“, auch wenn er sich selbst als Gourmet bezeichnete. Der Habsburger pflegte sich bereits am Morgen mit eisgekühltem Bier und fettem Bratenfleisch zu stärken. Es existiert eine Auflistung seiner Verpflegung auf einer Russlandreise im Jahr 1787. Im Tross des Kaisers befanden sich folgende Lebensmittel: 35 Kilo Rindfleisch, ein ganzes Kalb, ein ganzes Lamm, 24 Hühner, drei Gänse, zwei Suppenhühner und zwei Truthähne. Als Beilage wurden 100 Kohlköpfe, Zeller, Zwiebel und Sauerkraut in den Versorgungskutschen mittransportiert. Nur das Bier besorgte man in den Landgasthäusern vor Ort. Die ungesunde Ernährung setzte dem Kaiser ordentlich zu, er litt an Verdauungsproblemen, Gicht und schwindelerregend hohen Zuckerwerten, weshalb er bereits im Alter von 50 Jahren verstarb.

Kaiser Franz Joseph I., der Österreich bis zu seinem Tod fast 68 Jahre lang regierte, verabscheute unnötige Geldausgaben, weshalb er zeit seines Lebens recht spartanisch lebte: Der Monarch schlief in einem Militärbett, stand täglich um 3.30 Uhr morgens auf und wusch sich in einer zusammenfaltbare Gummiwanne. Gekleidet hat sich der Kaiser praktisch – vor allem praktisch gratis. So trug er etwa viele Jahre hindurch im Winter einen Pelzmantel, den ihm Zar Alexander II. geschenkt hatte. Still und heimlich entsorgte Franz Josephs letzter Kammerdiener Eugen Ketterl hin und wieder ein paar gar schäbig gewordene Kleidungsstücke, damit sich der Kaiser damit nicht in der Öffentlichkeit blamierte. Einmal fragte der Monarch nach seiner Lieblingshose, woraufhin Ketterl flunkerte: „Majestät, die haben die Motten zerfressen.“ Franz Joseph erwiderte: „Schrecklich, und nicht einmal die Knöpf ham‘s zruckg‘lassen?“

Erzherzog Otto Franz Joseph, genannt Bolla, ein Neffe von Kaiser Franz Joseph I. und Bruder von Thronfolger Franz Ferdinand, galt als adrettester Habsburger aller Zeiten. Der „schöne Otto“ fühlte sich in seiner Rolle als unverheirateter Schwerenöter pudelwohl und war daher nur schwer zum Heiraten zu bewegen. In ganz Wien tratschte man über die Eklats des Bonvivants und Frauenhelden, der ausgelassen mit Damen zweifelhaften Rufs bis in die frühen Morgenstunden feierte. Während einer seiner Saufgelage im Sacher war der Habsburger von Freunden aus seinem Zimmer ausgesperrt worden und marschierte daraufhin nackt, nur mit einem Säbel und weißen Handschuhen „bekleidet“, durch das Hotel. Dieser Vorfall zog sogar eine polizeiliche Anzeige durch den zufällig dort anwesenden britischen Botschafter nach sich, dessen Gattin beim Anblick des entblätterten Erzherzogs in Ohnmacht fiel. Zur Strafe schickte Kaiser Franz Joseph den lausbübischen Neffen in einen zweimonatigen Arrest in ein oberösterreichisches Kloster. Nach der Entlassung des trinkfesten Habsburgers sollen im Weinkeller große Lücken geklafft haben.

Termine & Anmeldung

  • September: Do, 9., Fr, 17. 9. (je 18 Uhr)
  • Oktober: Mi, 20. 10. (18 Uhr)
  • November: Do, 4.11., Do, 11.11. (je 17 Uhr)
  • Treffpunkt: Hofburg, Schweizerhof, beim Aufgang zur Hofburgkapelle 
  • Route: Schweizerhof – Kleiner Innenhof – Josefsplatz – Stallburg – Michaeler Platz – In der Burg – Heldenplatz
  • Ticket: 25 Euro, Barzahlung vor Ort mit Buchverlosung am Ende der Führung

Verbindliche Reservierung (Absage spätestens zwei Tage vor Termin) – mit Angabe des Datums und der genauen Teilnehmerzahl – unter gabi_hasmann@yahoo.de oder 0676/63 65 199.

Das Buch zur Führung

Habsburgs schräge Vögel
Gabriele Hasmann
Ueberreuter Verlag 2018
Gebundene Ausgabe
Preis: 18,99 Euro
ISBN: 978-3-8000-7702-1

Fotos: Pixabay.com/domeckopol