Meningokokken der Art Neisseria meningitidis – die Erreger gefährlicher Hirnhautentzündungen – kommen weltweit in zwölf unterschiedlichen Serotypen vor. Traditionell herrschen in Europa die Serotypen B und C vor. Im so genannten Meningitis-Gürtel im Afrika südlich der Sahara dominierte bis vor wenigen Jahren der Serotyp A, jetzt überwiegt Typ W deutlich. Seit einiger Zeit kommt es in auch in verschiedenen westlichen Ländern – unter anderem in Australien, Tasmanien, aber auch in europäischen Länder wie den Niederlanden und England – zu einem Anstieg der Infektionen, die durch den Serotyp W verursacht werden. „MenW“ zählt zu den Meningokokken-Infektionen, die am häufigsten tödlich verlaufen. Reisende, insbesondere Austauschschüler und -studenten, sollten einen möglichst umfassenden Impfschutz gegen Meningokokken haben, rät das CRM Centrum für Reisemedizin. Das Institut empfiehlt den Immunschutz gegen alle derzeit impfpräventablen Serogruppen A, B, C, W und Y.
In den Niederlanden sind in den ersten fünf Monaten dieses Jahres bereits 57 Personen an Meningitis vom Typ W erkrankt, 11 sind an der Infektion verstorben. Damit liegt die Zahl der durch diesen Erregertyp verursachten Infektionen bereits jetzt über der – ebenfalls schon auffallend hohen – Gesamtzahl im Jahr 2017. Als Reaktion auf diesen Anstieg hat die niederländische Regierung bereits im vergangenen Jahr Reihenimpfungen beschlossen, um Kleinkinder und Grundschüler mit einem Kombinationsimpfstoff gegen die Serotypen ACW und Y zu schützen. „Auch in England, wo sich bereits vor einigen Jahren ein Anstieg dieses Serotyps bemerkbar machte, wurde der Vierfachimpfstoff vor zweieinhalb Jahren in das staatliche Impfprogramm aufgenommen“, sagt Professor Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM. Dort ersetzte er den Einfachimpfstoff gegen Meningokokken vom Typ C. In Deutschland ist weiterhin nur die Impfung gegen Meningokokken vom Typ C im Impfkalender der Ständigen Impfkommission (STIKO) vorgesehen.
Hierzulande treten vor allem Meningokokken des Typs B und C auf. Die Inzidenz ist seit 2003 zurückgegangen. 2017 registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) 123 Fälle, bei mehr als 70 Prozent handelte es sich um Infektionen mit Meningokokken B.
Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion – beim Niesen, Husten und Sprechen – übertragen und können grundsätzlich zwei verschieden Krankheitsbilder verursachen: Die namengebende Hirnhautentzündung (Meningitis) und eine Blutvergiftung (Sepsis), die auch gemeinsam auftreten können. „Beide Krankheiten entwickeln sich extrem rasch und können tödlich verlaufen“, sagt Tomas Jelinek. Daher müsse so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht und eine antibiotische Behandlung eingeleitet werden. Problematisch ist dabei, dass die typischen Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Übelkeit eher unspezifisch sind und einer Grippe oder starken Erkältung ähneln können. „Alarmsignale für eine Meningitis sind Nackensteife, starke Lichtempfindlichkeit und manchmal auch Krampfanfälle“, so Jelinek. Eine Sepsis mache sich dagegen mit Gliederschmerzen, einer schnellen, flachen Atmung und einer blassen fleckigen Haut bemerkbar. Die Flecken werden durch kleine Einblutungen verursacht und lassen sich im Gegensatz zu einem normalen Ausschlag nicht „wegdrücken“.
Meningokokken-Infektionen können in jedem Lebensalter auftreten, sind jedoch in zwei Altersgruppen besonders häufig: Meist sind Kinder im 1. und 2. Lebensjahr sowie 15- bis 19-jährige Jugendliche betroffen. Jenseits des 25. Lebensjahres tritt die Erkrankung eher selten auf, sofern nicht besondere Risikofaktoren vorliegen.
Vor allem jüngere Reisende sollten einen möglichst umfassenden Impfschutz gegen Meningokokken haben, rät das CRM Centrum für Reisemedizin. Das Institut empfiehlt den Immunschutz gegen alle derzeit impfpräventablen Serogruppen A, B, C, W und Y. Wichtig ist dieser vor allem für Reisenden bis zum 25. Lebensjahr, insbesondere wenn sie engen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung haben oder in Gemeinschaftsunterkünften übernachten. Dies betrifft vor allem Austauschschüler und –studenten. Das Risiko, sich mit Meningokokken anzustecken, ist in dieser Gruppe besonders groß.