Kommt es beim Langzeitfasten zum Muskel- und Proteinabbau? Eine prospektive Studie zur physiologischen Anpassung ans Fasten ist genau dieser Frage auf den Grund gegangen.

16 gesunde, nicht adipöse Männer fasteten zehn Tage nach dem Programm der Buchinger-Wilhelmi-Kliniken. Die Studie beinhaltete die tägliche Aufnahme eines proteinfreien Fastenzusatzes von 200 bis 250 kcal in Form von Säften und Gemüsebrühen. Die Probanden absolvierten außerdem täglich ein dreistündiges moderates Bewegungsprogramm. Der Gewichtsverlust von durchschnittlich 5 kg (± 2 kg) resultierte zu 40 % aus dem Abbau von Fett, zu 25 % aus dem Abbau von Proteinen und zu 35 % aus Wasserverlust. Proteinsparmechanismen setzten nach wenigen Tagen ein und bestanden hauptsächlich in der Nutzung von Ketonkörpern als Brennstoff für das Gehirn.

Kein relevanter Muskelschwund durchs Fasten

In der Studie konnte dokumentiert werden, dass das Fasten weniger Auswirkungen auf die Muskeln hat als lange befürchtet wurde. Nicht nur blieb ein „Muskelschwund“ aus, die Leistungsfähigkeit der Muskulatur der unteren Extremitäten verbesserte sich nach dem Fasten sogar signifikant, und die der übrigen Muskulatur blieb erhalten.

Derzeit werden weitere Studien durchgeführt, um zu evaluieren, in welchem Umfang die verschiedenen stoffwechselaktiven Gewebe – u.a. Leber, Niere, Darmschleimhaut und Muskulatur – am fastenbedingten Proteinabbau beteiligt sind und wie schnell sich diese Proteinstrukturen und Zellen durch Neusynthese und aus Stammzellen regenerieren. Nach dem Fasten, wenn dem Körper wieder Nahrung zugeführt wird, wird der Wiederaufbau der Muskelmasse wieder gefördert.

Welche Parameter verändern sich beim Fasten noch?

Das physische und das emotionale Wohlbefinden verbesserten sich während des Fastens signifikant. Das Hungergefühl nahm ab. Die Leptinwerte sanken. Andere appetitassoziierten Parameter veränderten sich nicht signifikant.

Die Glukosewerte sanken ebenfalls und blieben im unteren Normbereich. Der Insulinspiegel sank ab dem ersten Fastentag, ebenso sanken IGF-1, Cortisol und Gamma-GT. Die Proteinoxidation nahm ab. Der Spiegel der freien Fettsäuren im Blut stieg in den ersten Stunden des Fastens an, gefolgt von ß-Hydroxybuttersäure. Apelin, eine Substanz, die die Mobilisation von Fett aus dem Muskel fördert, nahm massiv zu.

Die Entzündungsparameter sanken vorübergehend, kehrten dann zu den Ausgangswerten zurück und erhöhten sich durch die Zufuhr von Nahrung nach Beendigung des Fastens sogar.

Fazit nach drei Monaten

Der Allgemeinzustand der Probanden war gut. Das Körpergewicht war niedriger als zu Fastenbeginn. Entsprechend geringer war auch die fettfreie Masse. Werte, die sich fastenbedingt vorübergehend erhöht hatten, waren zur Ausgangshöhe zurückgekehrt.

Quelle: Buchinger Wilhelmi // Foto: Pixabay.com/silviarita