Nicht oder falsch therapiert kann die Reflux Krankheit aber zur schubweisen Verschlechterung bei COPD und Asthma führen.
(Wien, Februar 2019) Heiserkeit, Husten, Asthmaanfälle mit Kurzatmigkeit und akuter, lebensbedrohlicher Atemnot – wie seit langem bekannt, können derlei Beschwerden auch auf gastrointestinalen Reflux zurückgehen. Und zwar egal, ob das bekannte Leitsymptom Sodbrennen wahrgenommen wird oder nicht. Nun weisen auch immer mehr Patientenstudien*) darauf hin, dass unbehandelter oder falsch behandelter, starker Reflux und akute Verschlechterungen bei Asthma oder COPD Hand in Hand gehen.
Schon die Häufigkeit parallel auftretender Erkrankungen spricht Bände: Mehr als die Hälfte der erwachsenen Asthma-Patienten und nahezu jeder dritte COPD-Patient leiden gleichzeitig unter Reflux, manchmal ohne es zu wissen. Daher ist Handlungsbedarf angesagt!
Was Lungenfachärzte exakt hinterfragen sollten. Wichtig ist die genaue Erfassung der Beschwerden: „Wir Lungenfachärzte sollten exakt hinterfragen: Treten neben Asthmasymptomen auch Reflux Beschwerden wie Sodbrennen oder Aufstoßen auf, liegt der Verdacht auf eine Reflux Krankheit klar auf der Hand. Dies gilt auch, wenn sich die Atemprobleme besonders im Liegen, nachts oder nach dem Essen verschlechtern“, erklärt Internist und Lungenfacharzt Ass. Prof. Dr. Ventzislav Petkov, der auch die Lungenambulanz am AKH-Wien leitet: „Oft ist das dominierende Symptom aber auch ein länger als acht Wochen andauernder, trockener Reizhusten, wobei Sodbrennen nur schwach oder gar nicht vorhanden ist.“ Ein Lungenfunktionstest allein schafft da nicht ausreichend Klarheit. Dr. Petkov: „Aufschlussreicher zur Bestätigung oder zum Ausschluss einer Lungenerkrankung sind Bronchoskopie und Laryngoskopie.“
Untersuchen lassen, auch wenn man kein Sodbrennen spürt. Patienten, bei denen weder Bronchoskopie, Laryngoskopie noch Thorax-CT auf eine Lungenerkrankung hinweisen, sollten daher ebenso auf Reflux hin untersucht werden wie jene, die bereits unter einer obstruktiven Lungenerkrankung wie Asthma oder COPD leiden. Denn: „Bestätigt sich die Diagnose Refluxkrankheit, kann durch die passende Behandlung nicht nur das Sodbrennen gut gelindert, sondern auch der schweren, schubweisen Verschlechterung einer bestehenden Lungenerkrankung gegengesteuert werden“, weiß Refluxspezialist Univ.-Doz. Dr. Martin Riegler mit Verweis auf eine über 12 Jahre laufende Studie an 400 Patienten**).
Welche Behandlungen ratsam sind und welche nicht. Der zufolge wurden durch die laparoskopisch durchgeführte Fundoplicatio-OP bei den Betroffenen nicht nur Sodbrennen oder der charakteristische Druck unter dem Brustbein effektiv gelindert, sondern auch die Asthma-Beschwerden. „Ganz wesentlich ist allerdings“, so Reflux-Experte Martin Riegler, „einen chirurgischen Eingriff nur bei jenen Patienten in Erwägung zu ziehen, die wirklich dafür geeignet sind. Ist das Antireflux-Ventil am Ausgang der Speiseröhre noch teilweise intakt, können vier von fünf Betroffene mit disziplinierter vorübergehender Antireflux-Diät und einigen wenigen, langfristigen Ernährungsadaptionen sowie mit regelmäßiger Bewegung sehr gute Erfolge erzielen.“ Denn damit lässt sich übermäßiger Reflux eindämmen, wodurch auch weniger Magensäure bis in die Atemwege gelangen kann. Beide Experten raten allerdings zum äußerst kontrollierten Umgang mit Magensäureblockern, da diese bei Langzeit-Einnahme bestehende Lungenerkrankungen verschlimmern können.
Ob chronische Lungenerkrankung, Reflux oder beides: Wichtig ist die regelmäßige Verlaufskontrolle beim Lungenfacharzt und beim Refluxspezialisten um die Wirksamkeit der Therapien zu überprüfen.
Infoabend mit Ass.-Prof. Dr. Petkov und Univ.-Doz. Dr. Riegler: Vorsicht: Sodbrennen kann Lungenleiden verschlechtern! Zeit: 21. März 2019, 18:00 Uhr, Ort: 1090 Wien, Mariannengasse 10/Vortragsraum Parterre. Eintritt frei. Anmeldung und Sitzplatzreservierung unbedingt erforderlich: 01/336 65 65
Einige Facts….
- Obstruktive Atemwegserkrankungen und die Reflux Krankheit zählen zu den häufigsten internistischen Krankheitsbildern. Zwischen 5 und 10% der Erwachsenen leiden unter Asthma, 22-48% unter verschiedenen Phasen der COPD und jeder Dritte unter unterschiedlichen Symptomen der Reflux Krankheit.
- In etwa 55 bis 83 % der Erwachsenen mit Asthma, 30% mit COPD und 50 bis 63 %(!) der Kinder mit Asthma haben auch einen gastroösophagealen Reflux.
- Eine der gemeinsamen Krankheitsursachen ist bei ca. 20-30% der Patienten der Tabakkonsum. Er schwächt das Antireflux-Ventil zusätzlich und verengt nach und nach die Atemwege.