100 Jahre Bauhaus: Tobias Groß verwandelt das unauffällige Klappwunder K10 von Erich Brendel in ein frisches, farbiges Möbel mit Überraschungen. Für die Kampagne BauhausNowhaus hat der Kölner Gestalter dem K10 so zur Sichtbarkeit verholfen. Daraus entstand ein Produkt – perfekt konstruiert und zeitlos schön- und bereit dafür, sich in modernen Wohnwelten zu entfalten.
Als unauffälliger Kubus scheint sich Erich Brendels Tisch Entdeckungen zu entziehen. Dann aber zaubert er ein Lächeln in die Gesichter der Betrachter: er entfaltet sich, wird ein Schweizer Kreuz und spiegelt seine Inspirationsquelle – die strengen Linien des Direktorenzimmers von Walter Gropius.
Bei seiner Neuinterpretation des K10 nimmt Tobias Groß einen Anlauf: er erlöst Brendels Tisch von seiner Unsichtbarkeit, gestaltet ihn sichtbar, kleiner und farbenfroh. Den konstruktiven Charakter des Tisches behält er dabei im Auge und stellt ihn in den Mittelpunkt. Flächen und Stützen des K10 wurden filigraner gestaltet, so dass sie an Massivität verlieren und ein leichtes, flexibles Möbel entsteht. Und weil ein Tisch heute nicht mehr allein die Idee des „Five o´clock-Tea“ vertreten kann, verkleinert ihn der Kölner Gestalter prozentual auf das Format eines Beistelltisches. Ein fröhliches Augenzwinkern verleiht er dem Möbel auch von außen. Eine neue Zweifarbigkeit macht den Tisch attraktiv für zeitgemäßes Wohnen. In der Fläche arbeitet Tobias Groß mit ruhigen, gedeckten Farben von Oliv über Rot und Blau. Die Profilkanten hebt er durch frische Pastelltöne hervor. Sie verlaufen um den Tisch und geben ihm, je nach Stellung der Tischplatten, ein neues, immer überraschendes Erscheinungsbild.
Auszug aus dem Interview mit Tobias Groß:
Du hast Dich mit Deinem Studio für Gestaltung bei der Neuinterpretation eines Bauhaus-Möbels für den Teetisch von Erich Brendel entschieden. Ein auf den ersten Blick zurückhaltendes Möbel. Warum sprach es Dich an?
Tobias Groß: Wir arbeiten als Gestalter schon lange mit Tecta zusammen. Im Laufe dieser Zusammenarbeit fiel mir dieser ungewöhnliche und zugleich zurückhaltende Teetisch mehr und mehr ins Auge. Er drängt sich nicht auf und bekam in der Kommunikation bisher noch keine große Bühne. Die Begeisterung wuchs, als wir uns näher mit ihm beschäftigten. Brendels Gestaltung ist reduziert und klar wie das Bauhaus. Sie verkörpert Reduktion, Funktionalität, aber auch das Verspielte und den Humor. Dinge, die stark mit dem „Heute“ verbunden sind.
Welcher konstruktive Blick gefiel an diesem Möbel?
Tobias Groß: Es ist ein Tisch, der sich zurücknimmt, aber im nächsten Augenblick extrovertiert, großzügig und raumgreifend erscheinen kann. Durch die Möglichkeit des Ausklappens erhält er eine immer wieder neue Form. Mit einer ausgeklappten Seite verkörpert er das Auskragende und damit den engen Bezug zu Tecta. Mit jeder geöffneten Seite gewinnt er an Dimension. Der Tisch ist ein geniales Möbel, bei dem man die Flächen verdoppeln, verdrei- oder vervierfachen kann.
Was wurde mit der Neuinterpretation verändert?
Tobias Groß: Eigentlich hat man vor dem Bauhaus-Möbel so viel Respekt, dass man gar nichts verändern will. BauhausNowhaus hat uns in die Karten gespielt bei der „erlaubten“ Fragestellung: an welcher Stelle kann man das Möbel noch verbessern? Wir merkten, dass man es noch weiter reduzieren kann. Die Grundform des Kubus haben wir in den Mittelpunkt gestellt, aber das Podest weggenommen, weil es eine Veränderung des Kubus in die Vertikale mit sich brachte. Erich Brendel wollte den Tisch damit auf Höhe bringen, wir brauchten die Höhe aber nicht für die ausdifferenzierte Form.
Für wen könnte sich der K10 heute eigenen?
So wie er sich jetzt zeigt, zum Beispiel für kleinere Wohnungen, in denen man ein flexibles Möbel braucht. Er ist nicht festlegt auf eine bestimmte Aktion und Handlung, sondern ein Möbel, das sich vielseitig präsentiert. Man könnte ihn als Hocker nutzen, wenn man ihn aus der Ecke schiebt. Die meisten Produkte sind auf eine bestimmte Handlung hin durchgestaltet. Das gibt zwar Orientierung beim Kauf, aber mit mehr Flexibilität hat man später den Riesenvorteil, dass das Produkt vielschichtig einsetzbar ist und eine deutlich höhere Nutzbarkeit hat .