OKOL – PREIS FÜR DIGITALE KARIKATUR, KRITISCHE ZEICHENKUNST UND SATIRE 

Weltweit arbeiten immer mehr Künstler/innen in digitaler Technik. Auch Karikaturen und Cartoons werden neben den traditionellen Techniken wie Bleistift, Tusche oder Acryl mittels Computer gezeichnet, digital koloriert und zum Teil digital publiziert. Titelseiten für Rolling Stone, Billboard, Time Magazin, The New Yorker und vieler anderer Magazine werden zum Großteil mit digital produzierten Karikaturen gestaltet. Vor allem das Internet und hier die Social-Media-Kanäle dienen zur Distribution der karikaturistischen Statements und erreichen weit über den Print hinaus eine große Anzahl an Leser/innen und Konsument/innen. Der Sokol-Preis für digitale Karikatur, kritische Zeichenkunst und Satire, kurz SOKOL, soll dieser künstlerischen Entwicklung mit einem innovativen und zukunftsorientierten Preis Rechnung tragen und diese Tendenz zusätzlich fördern.

Das Land Niederösterreich vergibt in Zusammenarbeit mit der Erich Sokol Privatstiftung Mödling und dem Karikaturmuseum Krems den SOKOL – Preis für digitale Karikatur, kritische Zeichenkunst und Satire für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der digitalen Zeichenkunst. Das Karikaturmuseum Krems wird in Zusammenarbeit mit den Landessammlungen Niederösterreich als Kompetenz- und Kommunikationszentrum, Netzwerkplattform, Drehscheibe und Präsentationsort fungieren.

Sokol_2018_0201Namensgeber Erich Sokol gilt in der Karikatur und Satire, aber auch in seiner Königsdisziplin, der Portrait-Karikatur, als Wegbereiter einer neuen österreichischen Schule. Seine Arbeiten wurden in renommierten Magazinen weltweit geschätzt. Sokol war bereits als junger Mensch und angehender Künstler ein Visionär und international geprägt, er war schon früh global vernetzt und bewährte sich auch als Vorbild heutiger, jüngerer Generationen. Im Rahmen des Moholy-Nagy-Stipendiums absolvierte er eine Ausbildung am Institute of Design in Chicago, wo er bereits mit neuen Medien, Fotografie und neuen experimentellen Anwendungen (z.B. Speed Graphics) in Berührung kam. Auch in Österreich arbeitete Erich Sokol nicht nur richtungsweisend als politischer Karikaturist, sondern auch crossmedial und spartenübergreifend mit dem damals jungen Medium Fernsehen. Bereits in den Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts zeichnete er für die Corporate Identity des ORF verantwortlich, lange bevor diese Begrifflichkeiten bei uns gut bekannt waren. Sokol setzte neue Maßstäbe in der künstlerischen Umsetzung diverser Trailer und Signations, vor allem in künstlerisch-experimenteller Ausrichtung. Er gilt bis heute als Pionier im Bereich der Neuen Medien, die viele Kreative, Künstler/innen und Mediendesigner/innen geprägt haben.

Der SOKOL – Preis für digitale Karikatur, kritische Zeichenkunst und Satire spiegelt die großartigen Leistungen dieses Künstlers wider und weist auf seine stark medial verschränkte und moderne Arbeitsmethode hin. Darüber hinaus werden durch diesen Preis einerseits das Werk und der Name Erich Sokol international stark transportiert, andererseits wird der aktive Umgang mit digitalen, zukunftsweisenden Medien vom Land Niederösterreich, den Landessammlungen Niederösterreich und dem Karikaturmuseum Krems forciert. Der Begriff der Karikatur wird für alle sichtbar und erlebbar erweitert.

Alle fünf Jahre wird der SOKOL primär über digitale Kanäle und Social Media international ausgeschrieben werden, renommierte Künstler/innen werden auch aktiv seitens des Karikaturmuseum Krems und der Jury verständigt, kooperierende Ausstellungshäuser und Museen als Multiplikatoren institutionalisiert. In erster Linie wird das Portfolio der Künstler/innen bewertet und diskutiert. Die zeichnerische Qualität, der innovative Geist und auch die medial interessante Umsetzung sollen als die wichtigsten Kriterien im Fokus stehen.

Unter der Schirmherrschaft von Annemarie Sokol wählt eine Jury, bestehend aus internationalem Fachpublikum, darunter Karikaturist/innen, Medienexpert/innen, Künstler/innen und Vertreter/innen der Abteilung Kunst und Kultur des Landes Niederösterreich, den Landessammlungen Niederösterreich, der Erich Sokol Privatstiftung sowie des Karikaturmuseum Krems, die Nominierten zur Preisverleihung aus und wählt zu einem späteren Zeitpunkt die Preisträger/innen. Verliehen werden neben dem SOKOL – Preis für digitale Karikatur, kritische Zeichenkunst und Satire als Hauptpreis (EUR 11.000,-) ein Förderpreis (EUR 4.000,-) und zwei Stipendien des AIR – ARTIST IN RESIDENCE. Die Stipendien richten sich an internationale Künstler/innen und umfassen neben einem finanziellen Zuschuss von EUR 1.300,- monatlich (Aufenthalt max. 2 Monate) die kostenlose Unterbringung in einer Atelierwohnung in Krems sowie die persönliche Betreuung vor Ort. Zusätzlich wird ein SOKOL Würdigungspreis (EUR 11.000,-) verliehen, um herausragende Portfolios bzw. herausragende Leistungen und/oder das Lebenswerk internationaler Karikaturist/innen bzw. Cartoonist/innen zu würdigen (dieser Preis ist vom Besuchervotig ausgenommen und wird ausschließlich von der Jury vergeben). Für den Würdigungspreis ist ein Zusammenhang zur digitalen Produktion bzw. Publikation nicht zwingend notwendig.

Die Arbeiten der nominierten Preisträger/innen werden parallel zur Erich Sokol Ausstellung 2018 im Karikaturmuseum Krems in einem eigenen Ausstellungsraum präsentiert. Darüber hinaus wird didaktisch und methodisch aufbereitet, wie digitale Karikatur entsteht und publiziert wird – von den Anfängen bis in die Gegenwart. Die Entwicklung der Corporate Identity des ORF von Erich Sokol dient hierbei als Aufhänger. Im Sinne einer modernen Besucherinteraktion können Museumsbesucher/innen unter den nominierten Preisträger/innen ihre Favoriten wählen, so wird der reale Museumsraum um den digitalen, virtuellen Raum ergänzt. Die Stimmen des Besuchervotings, das direkt in der Ausstellung mittels interaktiven Bildschirmen erfolgt, werden beim Juryentscheid mitberücksichtigt. Im Herbst 2018 werden die Preisträger/innen endgültig beschlossen und die Preise im Rahmen der Erich Sokol Ausstellung in einem festlichen Akt durch Annemarie Sokol übergeben.

Porträt Erich SokolERICH SOKOL BIOGRAFIE 

  • 1933 geboren am 31. März in Wien.
  • 1939-1952 Besuch der Volksschule und des Goethe-Gymnasiums in Wien XIV. Bereits während der Gymnasialzeit besucht er Kurse an der „Künstlerischen Volkshochschule in der Akademie der bildenden Künste“ in Wien. 1952 erster Verkauf einer Zeichnung an das sozialistische Kleine Blatt für 15 Schilling. Matura.
  • 1952-1957 Studium an der Hochschule für Welthandel bis zur ersten Staatsprüfung 1955, parallel große zeichnerische Produktion und weitere Verkaufserfolge mit Bildwitzen und politischen Karikaturen u.a. für Neuer Kurier, Die Presse, Der Stern, Wiener Bilderwoche, Schweizer Illustrierte Zeitung, Arbeiter-Zeitung, Weltpresse, Die Münchner Illustrierte und für den englischen Punch.
  • 1957-1959 Aufenthalt in Amerika. Im Rahmen des Moholy-Nagy-Stipendiums studiert er zwei Semester am „Institute of Design“ des „Illinois Institute of Technology in Chicago“ (Studienlehrgänge „Visual Design“, „Photography“ und „Typographie“). Er verdient seinen Lebensunterhalt primär mit grafischen Arbeiten für das Männermagazin Playboy und The Lion Magazine. Zuerkennung des Preises der „Artist’s Guild of Chicago“ für „Editorial Art“ anlässlich der in der Bibliothek der Stadt stattfindenden Ausstellung „Editorial and Advertising Art“. Arbeit an einem Band satirischer Zeichnungen mit amerikanischen Charakterdarstellungen. Im November Heimkehr nach Wien.
  • 1960-1967 Sein Band „American Natives“ erscheint im Verlag „Harper & Brothers“ in New York, 1961 im Verlag Hamish Hamilton in London. Eintritt in die Redaktion der sozialdemokratischen Wiener Arbeiter-Zeitung als politischer Karikaturist. Er erlangt in Österreich erste Bekanntheit. Seit 1965 freier Mitarbeiter bei der Süddeutschen Zeitung. 1967 Austritt aus der Arbeiter-Zeitung.
  • 1967-1992 Seit Dezember 1967, auf Einladung Gerd Bachers, Chefgrafiker beim ORF. 1968 Beendigung der Mitarbeit bei der Süddeutschen Zeitung. 1971 Verleihung der „Goldenen Kamera“ von „Hör zu“. 1972 Verleihung des Staatspreises für Werbung des Bundesministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie für seine Austrian Airlines- Kampagne. 1973 Debüt als Regisseur einer Fernsehsendung. 1975 Erscheinung von Sokols erstem Titelbild für die Neue Kronen-Zeitung (bis 1996). Gleichzeitig Abbruch der bereits 18 Jahre andauernden Tätigkeit für den Playboy. 1977 Preis der Stadt Wien für angewandte Kunst. 1982 Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien. 1986 Johann Nestroy-Ring. Seit 1987 Art-Direktor für den gesamten Design-Bereich des ORF (Grafik, Ausstattung, Kostüm). 1992 vorzeitige Pensionierung als Art Direktor des ORF.1992 vorzeitige Pensionierung als Art Direktor des ORF im Zuge eines ORF-Relaunch. Er arbeitete für die Magazine trend , profil, Playboy und Die Bühne, sowie für die Tageszeitungen Die Presse und die Krone.
  • 1992-2003 Wiederaufnahme der Arbeit für Playboy. Ende der 1990er Jahre gründet Sokol mit seiner Lebensgefährtin Annemarie Höld-Praschl die Erich Sokol Privatstiftung in Mödling. 1997 Ehrenzeichen für Verdienste um Kunst und Kultur in der Stadt Mödling. Seit 1999 Titelbilder für Die Presse. 2001 Auszeichnung mit dem Olaf-Gulbransson-Preis und Hochzeit mit Annemarie Höld-Praschl. 2002 Ankündigung des Titels Professor (Verleihung posthum zum 70. Geburtstag). Erich Sokol stirbt in der Nacht auf Donnerstag, den 20. Februar 2003 in seinem Haus in Mödling. Seit dem Tod verwaltet seine Witwe Annemarie Sokol sein künstlerisches Schaffen, die Erich Sokol Privatstiftung in Mödling.
  • Bekannte Schöpfungen von Sokol sind die „ÖVP-Tant“ in der Arbeiter-Zeitung, das Senderlogo des ORF, das sogenannte ORF-Auge und die Bruno Kreisky-Karikaturen. Seine Titelseiten für die Kronen-Zeitung, das Wirtschaftsmagazin trend und das Nachrichtenmagazin profil zeichneten sich durch Vielschichtigkeit und hintergründigen Humor aus. Darüber hinaus gestaltete Erich Sokol viele Schallplattencover, unter anderem zu „Der Herr Karl“ von Carl Merz und Helmut Qualtinger, sowie das Logo der bekannten Cateringfirma Do & Co.

AUSSCHREIBUNG. Der Preis wird ab dem Jahr 2017 alle 5 Jahre vor allem über digitale Kanäle und Social Media international ausgeschrieben und im Folgejahr verliehen. Er richtet sich weltweit an Zeichner/innen, die ihre digitalen und traditionell gezeichneten Karikaturen im musealen und wissenschaftlichen Kontext präsentieren möchten. Teilnehmen können Künstler/innen, Studierende und Absolvent/innen einer künstlerischen oder grafischen Ausbildung sowie künstlerisch tätige Personen aus dem In- und Ausland ab der Vollendung des 18. Lebensjahres. Die Wahl des Themas bleibt dem/der Künstler/in überlassen. Einreichfrist: Beginnt am 29.3.2017, und endet am 1.1.2018, 20:00 (MEZ).

 

Fotos: Kariklaturmuseum Krems, Erich-Sokol-Privatstiftung-Mödling