Auszug aus unserer TOPSTORY im WELLNESS MAGAZIN – Ausgaben Sommer & Herbst 2019
CYBER-TIME! Online-Sein immer und überall: Was das für unsere Kinder und auch für uns Erwachsene bedeutet. Gewaltspiele, Cyberbullying, Genderswapping – wer kennt sich da noch aus? Unser Experte tut es! Eine Story für mehr „Internet-Fitness“ für alle!

„Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser. Kommunikation ist am besten .“
Gr.Insp. DSP Alexander Geyrhofer, Diplom Sozial- und Gewaltpädagoge
Strikte Regeln! Zögern Sie die Erlaubnis für das Handy hinaus, solange es nur irgendwie geht. Bis zur Beendigung des 13. Lebensjahres dürfen Sie den Handyinhalt bei Bedarf kontrollieren, so Geyrhofer. „Meinem Sohn genügte das Wissen allein, dass ich könnte, wenn es denn sein müsste.“ Besonders bei Jungen gilt es, früh auf FOMO-Anzeichen zu achten. (FOMO – fear of missing out, dt.: Angst außen vor zu bleiben). Bei Burschen ist die Befürchtung, nicht an wichtige Informationen zu gelangen und die tollsten Erlebnisse zu versäumen, besonders stark ausgeprägt – je jünger, desto schlimmer das Gefühl, nicht dazuzugehören. Worum es dabei geht? Unter anderem auch um Autonomie. Je intensiver das Phänomen FOMO auftritt, desto mehr haben Jugendliche das Bedürfnis, sich einzuloggen, vor dem Zubettgehen und unmittelbar nach dem Aufstehen. Weil sie wissen „müssen“, was gerade so abgeht. Zurück zu den Regeln: Ab 19 Uhr liegt das Handy auf dem Handyparkplatz. Mit der logischen Konsequenz: Nachts ist das Telefon nicht im Schlafraum. Bei Missbrauch des Handys als „Tatwerkzeug“ ist es auf längere Zeit weg. Tatwerkzeug bedeutet etwa die Teilnahme an Cybermobbing.
Welche Bilder sind unpassend? Sprechen Sie das Thema an. Snapchat beispielsweise ist begehrt, um lustige Bilder mit verzerrten Gesichtern zu verschicken. Machen Sie mit Ihren Kindern solche Fotos, um darüber zu diskutieren. Nehmen Sie solche Fragen als Grundlage des Gesprächs: Was wäre, wenn ein Freund das Foto an andere WhatsApp-Gruppen weiterschickt? Könnte das Folgen haben, wenn jemand, mit dem du dich nicht so gut verstehst, das Bild auch bekommt und dann blöde Kommentare loslässt? Oder dein Bild verändert und weiterschickt? Geyrhofer ergänzt: „Stellen Sie Ihren Kindern gegenüber vor allem klar: Ausziehen vor der Webcam ist ein absolutes No-Go. Und auch das Anfertigen von Nacktbildern mit dem Smartphone. Selbst wenn sie nicht verschickt werden. Für kleinere Kinder gibt es dafür ein gutes Video, „Oben ohne Pelz“, zu finden auf YouTube.
Mobbing im Netz – ein Trauma ohne Ende. Mit den Begriffen Cyber-Mobbing, auch Internet- Mobbing, Cyber-Bullying sowie Cyber-Stalking werden die Formen der Verleumdung, Belästigung, Bedrängung und Nötigung anderer Menschen – über elektronische Kommunikationsmittel als Tatwerkzeuge – bezeichnet. Dazu gehört der Diebstahl von Identitäten, um in fremden Namen zu agieren, mit dem Ziel, diese Personen zu schädigen oder zu verletzen. Bei Mobbing treten sogenannte Leakings auf, so Geyrhofer, „tröpfchenweise Ansätze“. Kinder werden oft zu Opfern, wenn sie an mangelndem Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen leiden und zu Wehrlosigkeit neigen – und genau dieses Verhalten bei Bullying auch an den Tag legen.
„Im virtuellen Raum legt der Effekt von Mobbing oder Cyberbullying noch einmal ordentlich an Dramatik zu“, weiß der Experte. Mobbing im Cyber-Raum hat besonders traumatische Auswirkungen, die Anzahl der Stressoren steigt im Vergleich zum klassischen Mobbing dramatisch an.
Soziale Isolierung droht! Beim Mobbing face to face gibt es „Ruhephasen“. Cyberbullying hingegen bedeutet, 24 Stunden am Tag angreifbar zu sein und auch angegriffen zu werden. Wird man z.B. Opfer einer Smack-Cam-Attacke – dabei werden gewalttätige Angriffe auf Personen mitgefilmt und in den sozialen Medien verbreitet – gesellt sich zur körperlichen auch psychische Gewalt hinzu. „Doxing nennt man das systematische Sammeln von Informationen (personenbezogene Daten) über ein potentielles Opfer im Internet, um diese zu veröffentlichen“, definiert Geyrhofer. „Wie unendlich wichtig es ist, dass Kinder und Jugendliche kompetente Ansprechpartner haben, an die sie sich im Notfall jederzeit wenden können und wie sehr das Leben eines Opfers durch Cyberbullying beeinträchtigt oder gar zerstört wird, zeigt die folgende Auflistung wesentlicher Veränderungen, die damit meist einhergehen: Veröffentlichung peinlicher Fotos oder Videos (oft Fakes) – die Ablehnung von Freundschaftsanfragen ist die Folge. Der systematische Ausschluss aus Gruppen (Facebook, WhatsApp): Das bedeutet nichts anderes als soziale Isolierung.“
Umgang mit Fakes – früh erlernt! Eine gute „Lehrmethode“ ist es, den Kindern früh und immer wieder beizubringen, unterschiedliche Suchmaschinen mit unterschiedlichen Suchbegriffen zu verwenden. So erkennen sie schnell, dass dies immer zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Der Internetcrime-Experte empfiehlt die Plattform www.mimikama.at, ein Verein zur Aufklärung von Internetmissbrauch, „die Suche nach Fake-News über das Portal ist meist von Erfolg gekrönt.Wenn nicht: eine Meldung an die Betreiber schicken.“ Ein einfacher Like auf Facebook zur Mimikama-Seite genügt, und Sie werden laufend über die neuesten Erkenntnisse rund um Hoaxes und Fakes auf dem Smartphone informiert.
Herkunft einer E-Mail checken! Eine einfache Methode ist, den Inhalt der Internetkopfzeile zu kopieren und diesen dann auf der Seite www.gaijin.at auslesen zu lassen. Öffnen Sie dort die Registerkarte »Online-Tools« und gehen Sie zum Bereich »Netzwerk & E-Mail«. Dort den »E-Mail Header Analyzer« aufrufen, die Daten des E-Mail-Headers eingeben. Dann »die Kopfzeile analysieren« drücken. Zusätzlich können Sie die Domain auch über www.whois.com auslesen.

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