Man findet sie in kunstvoll gestalteten Bänden, gedruckt auf Seiten aus altem Papier, und ihre Worte nehmen uns mit in fremde und doch vertraute Welten. Die Rede ist von Märchen, jener magischen Welt zwischen zwei Buchdeckeln. Und genau dies haben das Lesen von Märchen und das Kochen gemeinsam: Märchenhafte Weisheiten und Rezepte überdauern den Wandel der Zeit. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben, von Müttern an ihre Töchter und von diesen an die Enkelkinder. Leibspeisen und Lieblingsgerichte kommen nie aus der Mode. Denn wenn der vertraute Duft des Sonntagsbratens durch die Wohnung zieht, kommen die Glücksgefühle von ganz allein.

Wo sonst als in der Küche ist es möglich, in nur einer Mahlzeit durch so viele verschiedene Länder und Landschaften zu reisen? Bei Kerzenschein genießen wir ein orientalisches Menü wie aus 1001 Nacht, eine Pfifferling-Frittata nach einem Waldspaziergang mit Rotkäppchen, ein Makrelensalat in der zauberhaften Unterwasserwelt der kleinen Meerjungfrau oder knusprige Nusstaler mit Erdbeeren als Wunsch des Aschenputtels. „Das Märchen-Kochbuch“ von Alexander Höss-Knakal beinhaltet die schönsten 60 Rezepte, abgestimmt auf die jeweiligen Märchen von Hans Christian Andersen, der Gebrüdern Grimm oder den Geschichten aus 1001 Nacht. Wer nun Lust bekommen hat, die liebsten Märchen der Kindheit kulinarisch zu erleben, ist eingeladen, es sich zuerst auf dem Sofa gemütlich zu machen, um dann die Küche in ein echtes Wunderland zu verwandeln. Diese drei Rezepte verschaffen einen ersten Einblick in die kulinarischen Genüsse des Märchen-Kochbuchs: 

1. Die kleine Meerjungfrau: Gebeizte Forelle mit Roter Bete

Zutaten für 4 Personen

  • 1⁄2 kleine Bio-Orange 
  • 1⁄2 kleine Bio-Zitrone 
  • 1 Bund Dill
  • 1 TL Fenchelsamen
  • 1 TL Wacholderbeeren 
  • 2 EL Zucker
  • 10 g Meersalz
  • 100 g Rote Bete
  • 4 frische Forellenfilets
  • 1 Bio-Zitrone
  • 1 Schälchen Kresse
  • 1 Baguette
  • 2 EL Olivenöl
  • 2 EL Mayonnaise
  • essbare Blüten zum Dekorieren 
  • Meersalz zum Bestreuen

Zubereitung

Die Orangen- und Zitronenhälfte waschen, trocknen und in feine Scheiben schneiden. Den Dill abbrausen, trocken schütteln und grob hacken. Fenchelsamen und Wacholderbeeren in einem Mörser zerstoßen, dann mit Zucker, Meersalz und Dill vermengen. Die Rote Bete am besten mit einem Einweghandschuh schälen und grob reiben, dann unter die Gewürzmischung mengen.

Die Forellenfilets entgräten, nebeneinander in eine große Form legen und die Beize sowie die Orangen- und Zitronenscheiben gleichmäßig darauf verteilen. Alles mit Frischhaltefolie zudecken und die Fischfilets 12 Stunden im Kühlschrank ziehen lassen. Anschließend die Beize abstreifen und die Forelle in feine Scheiben schneiden.

Die Zitrone heiß waschen, trocknen und in Scheiben schneiden. Die Kresse abschneiden, abbrausen und trocken schütteln. Das Baguette in schräge Scheiben schneiden und in einer Pfanne mit Olivenöl auf beiden Seiten knusprig rösten. Die Forellenscheiben darauf verteilen und mit Mayonnaise, Kresse, Zitronenscheiben und Blüten garnieren. Mit Meersalz bestreut servieren.

2. Aladin und die Wunderlampe: Orientalischer Salat mit Feigen

Zutaten für 4 Personen

  • 400 g Couscous
  • 400 ml Gemüsebrühe
  • 1 TL Kreuzkümmelsamen 
  • 1⁄2 TL Korianderkörner
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 Bund Petersilie
  • 3 Zweige Minze
  • 1 Bio-Zitrone
  • 2 Tomaten
  • 3 Frühlingszwiebeln
  • 4 frische Feigen
  • 1 EL Honig
  • 1 kleiner Granatapfel

Zubereitung

Den Couscous in eine Schüssel geben. Die heiße Gemüsebrühe zugießen und den Couscous 15 Minuten zugedeckt quellen lassen. Ist die gesamte Flüssigkeit aufgesogen, den Couscous mit einer Gabel auflockern. Kreuzkümmel und Koriander in einem Mörser fein zerstoßen. Dann die Gewürze in einer Pfanne im Olivenöl kurz anrösten, bis sich das Aroma voll entfaltet hat.

Petersilie und Minze abbrausen und trocken schütteln. Die Blätter abzupfen. Ein paar Petersilien- und Minzblätter zum Garnieren beiseitelegen, den Rest fein schneiden. Die Zitrone heiß waschen, trocknen und von der Schale feine Zesten abschneiden. Die Frucht halbieren und den Saft auspressen.

Die Tomaten waschen, putzen und in kleine Würfel schneiden. Die Frühlingszwiebeln ebenfalls waschen, putzen und in feine Ringe schneiden. Tomaten, Frühlingszwiebeln, Zitronensaft, geschnittene Kräuter, Kreuzkümmel und Koriander unter den Couscous mischen. Den Salat ca. 15 Minuten ziehen lassen.

Die Feigen waschen, putzen und in Scheiben schneiden. Dann in einer Pfanne mit dem Honig leicht erwärmen. Den Granatapfel halbieren und vorsichtig die Kerne auslösen. Den Couscoussalat auf Tellern anrichten und mit Feigen, Granatapfelkernen, Zitronenzesten, Minze und Petersilie garniert servieren.

3. Rotkäppchen: Bratapfel mit Maronen, Honig und Haselnüssen

Zutaten für 4 Personen

  • 4 säuerliche Äpfel
  • 50 g Haselnusskerne 
  • 100 g gegarte Maronen 
  • 2 EL Honig
  • 1 EL weiche Butter
  • 3 EL Preiselbeeren (aus dem Glas)
  • Apfelausstecher 
  • 1 Bio-Orange
  • 1 Bio-Zitrone
  • 250 ml Weißwein 
  • 50 g Honig

Zubereitung

Den Backofen auf 200 °C vorheizen. Die Äpfel waschen, mithilfe eines Apfelausstechers vom Kerngehäuse befreien und in eine kleine Auflaufform setzen.

Die Haselnüsse grob hacken und in einer Pfanne ohne Fett goldgelb rösten. Die Nüsse leicht abkühlen lassen, dann fein hacken und in einer Schüssel mit Maronen, Honig, Butter und Preiselbeeren vermengen. Die Nussmischung in die Mitte der Äpfel füllen.

Die Orange und die Zitrone heiß waschen, trocknen und in Scheiben schneiden. Weißwein und Honig verrühren und zu den Äpfeln gießen. Orangen- und Zitronenscheiben zugeben.

Die Bratäpfel im heißen Ofen (unten) in 30 bis 35 Minuten garen. Anschließend noch warm auf Teller verteilen und servieren.

Über die Autoren

Alexander Höss-Knakal lernte sein Handwerk in renommierten Sternerestaurants. Seit 1997 ist er selbstständig als Food-Stylist und Rezeptautor tätig. Seine Rezepte bestechen durch ausgewählte Zutaten, feine Kombinationen und sind für Augen und Gaumen ein Hochgenuss. Neben seiner Arbeit für Kochbücher und Magazine gibt er sein kulinarisches Wissen in Kochkursen weiter. 

Melina Kutelas startete ihre Karriere als Fashion-Stylistin in London, bis es sie 2014 wieder in ihre Heimatstadt Wien zog. Im Jahr 2015 gründete sie ihren Foodblog und und entdeckte so ihre liebe zur Food Fotografie. Mittlerweile arbeitet sie hauptsächlich als Food- Fotografin und Stylistin.

Infos zum Buch

Das Märchen-Kochbuch – Rezepte und Geschichten
Alexander Höss-Knakal
Hölker Verlag 2021
Hardcover mit bedrucktem Glitzerleinen, 208 Seiten, 20 x 26,5 cm
Preis: 30,90 Euro
ISBN: 978-3-88117-256-1

Fotos: Melina Kutelas, Hölker Verlag