Durch den Wald springen und Mantras singen? Na klar, Waldbaden ist Trend und wohltuend für Körper und Geist. In Japan ist Waldmedizin sogar ein Forschungszweig. Aber auch ein Abstecher nach Tirol in die Olympiaregion bringt uns die Heilkräfte des Waldes näher.

Es riecht nach feuchter Erde, Moos und Harz. Der Wind raschelt durch die Blätter, die Vögel zwitschern und Lichtstrahlen tänzeln im Unterholz. Der Mensch suchte schon immer die Nähe zum Wald: als Spaziergänger, Wanderer, Jogger, Radfahrer, Gassigeher – jeder profitiert in seiner ganz eigenen Geschwindigkeit von der frischen Luft und der beruhigenden Stille des Waldes. Hinzu kommt nun eine neue Spezies: die Waldbader. Was sich nach einem erfrischenden Bad im Wasser anhört, ist vielmehr das sinnliche Erleben des Waldes und seiner Umweltreize: Licht, Farben, Gerüche und Geräusche. „Baden in der Waldluft“ oder „Einatmen der Waldatmosphäre“ – so in etwa lautet die sinngemäße Übersetzung des japanischen „Shinrin Yoku“, bei uns schlicht „Waldbaden“ genannt.

Das Ziel ist, die Natur so passiv wie möglich auf alle Sinne wirken zu lassen, sich achtsam zu bewegen, aufmerksam zu beobachten, ruhig und tief zu atmen und ganz nebenbei das Immunsystem zu stärken. Denn Bäume filtern und reinigen die Luft und erzeugen wertvollen Sauerstoff. Auch, dass frische Waldluft die Stresshormone Cortisol und Adrenalin senkt, ist schon lange bekannt. Viele Waldtherapeuten nutzen diese Wirkung bei Patienten mit Burn-out oder Depressionen. Professor Iwao Uehara von der Universität Tokio etwa lässt Menschen mit Burn-out gefällte Bäume schleppen und nur das essen und trinken, was der Wald so hergibt.

Der Unterschied zu einem normalen Spaziergang im Wald ist, dass man beim Spazierengehen meist schneller unterwegs ist und ein Ziel vor Augen hat. Dadurch bleibt vieles unbemerkt. Bei einem einstündigen Spaziergang legt man etwa vier Kilometer zurück, beim Waldbaden hingegen sind es insgesamt nur ein Zehntel davon. Man bewegt sich langsam, legt hier und da eine Pause ein und beobachtet die Natur aus der Nähe – ohne seine Gedanken auf ein konkretes Ziel zu richten. 

Waldwellness als Krebsvorsorge. Der positive Effekt des Waldbades ist keineswegs Aberglaube, sondern wissenschaftlich belegt. In Japan, wo Waldbaden nicht nur eine Tradition, sondern seit den 1980er Jahren eine anerkannte Heilmethode ist, wird die Erforschung der Waldmedizin sogar staatlich gefördert. Im Zuge dessen wurde 2007 die International Society of Nature and Forest Medicine gegründet. Japanische Wissenschaftler untersuchten in jahrelangen Studien die gesundheitsfördernde Wirkung des Waldes – allen voran Professor Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio. Er ist so etwas wie der internationale Oberwaldbademeister, eine Koryphäe der Waldmedizin, und fand heraus, dass Waldluft einen großen Einfluss auf die menschlichen Abwehrkräfte hat. Wer einen Tag im Wald verbringt, hat Dr. Qing Li zufolge sieben Tage lang deutlich mehr natürliche Killerzellen im Blut. Offiziell veröffentlichte statistische Gesundheitsdaten aus Japan belegen sogar, dass in Waldgebieten lebende Menschen signifikant seltener an Krebs sterben als in unbewaldeten Gebieten.

Wald-Wellness in Seefeld. Aufgrund seiner positiven Effekte auf Stimmung, Stress und das Immunsystem, wird Shinrin Yoku mittlerweile auch in Europa praktiziert – meist jedoch in abgeschwächter Form. Hierzulande wird das japanische Naturheilverfahren nicht als Medizin, sondern vielmehr als entschleunigendes Freizeit- und Wellnesserlebnis angesehen. Tatsächlich gibt es in vielen Regionen Deutschlands und Österreichs zahlreiche Waldbaden-Angebote, die der reizüberfluteten Gesellschaft dabei helfen sollen, die Batterien wieder aufzuladen.

Auch in Seefeld wird Waldbaden groß geschrieben. So beschaulich die kleine Tiroler Gemeinde auf den ersten Blick wirken mag, in Sachen Wald-Wellness gehört sie zu den besten Adressen Österreichs. Dahinter steckt Naturcoach Verena Hiltpolt, die den Shinrin-Yoku-Trend als erste im Tiroler Raum umgesetzt hat. Fernab der städtischen (Umwelt-)Belastung führt sie durch die idyllischen Nadel- und Mischwälder der Olympiaregion und lässt ihre Teilnehmer bewusst die heilsame Waldluft einatmen. Ein Mischwald beruhige den Geist noch mehr als ein Nadelwald“, erklärt sie. Besonders im Sommer spende sein Blätterdach mehr Schatten und erzeuge dadurch ein angenehmeres Klima.

Waldbaden – Alles nur Esoterik? Wer allerdings glaubt, dass es beim Waldbaden nur darum geht, durch den Wald zu laufen und Bäume zu umarmen, liegt falsch. So esoterisch angehaucht ist die japanische Gesundheitsvorsorge definitiv nicht. Deswegen sollte man vorsichtig sein und die zahlreichen Waldbaden-Angebote vom Wildwuchs spiritueller Sinnesreisen abgrenzen. Fest steht auch, dass sich die wohltuende Wirkung und das Gesundheitspotenzial des Waldes auch ganz ohne Kurse erleben und nutzen lassen. Dass der Wald dem Menschen guttut, steht außer Frage. „Biophilia“ nannte das in den 1980er Jahren der Evolutionsbiologe Edward O. Wilson. Er meinte damit unsere Liebe zu allem Lebendigen. Wir seien genetisch dazu bestimmt, die Natur zu lieben. Wer also lieber auf eigene Faust loszieht, sollte dies unbedingt tun – ganz langsam, achtsam und bewusst. 

Reisetipps für Ihren Urlaub in der Olympiaregion Seefeld  

  • Anreise: Seefeld in Tirol befindet sich circa 24 Kilometer nordwestlich von Innsbruck und ist aus allen vier Himmelsrichtungen gut über die Autobahn zu erreichen. Der nächste Flughafen ist in Innsbruck.
  • Unterkunft: Das in sechster Generation familiengeführte Fünf-Sterne-Wellnesshotel Klosterbräu & SPA bietet seinen Gästen nicht nur 500 Jahre alte Klostermauern, sondern 90 exklusive Zimmer und Suiten, acht Restaurants, eine hauseigene Bierbrauerei (prämiert mit dem besten Bier Österreichs 2015) sowie eine gemütliche Pianobar. Seit Sommer 2018 erstrahlen 35 der 90 Zimmer in einem frischen Lifestyle-Look. Highlight des Redesigns ist das LOFT 500, das einen Blick über ganz Seefeld bietet.
  • Essen: Saftige Steaks, Tiroler Tapas und hausgebrautes Bier gibt es im Bräukeller & Grill, dem urigen Gewölbekeller des Hotel Klosterbräus.
  • Wellness: Auf Erholungssuchende wartet der 3.500 Quadratmeter große Wellnessbereich des Hotel Klosterbräus. Das Spiritual SPA-Konzept wurde um ein umfassendes Angebot der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und entsprechende Detox-Ernährungsprogramme erweitert.
  • Auskunft: Weitere Informationen über die Region, Aktivitäten und Veranstaltungen sind auf der Website der Olympiaregion Seefeld zu finden.
TEXT: ANNA KAROLINA STOCK
Fotos: Brunschkopf (c) Stefan Wolf Olympiaregion Seefeld; Bunschkopf Aussichtsplattform (c) Stephan Elsler Olympiaregion Seefeld; Handgeschnitzte Sauna Heisszeit (c) Hotel Klosterbräu & SPA Seefeld; LOFT 500 (c)Hotel Klosterbräu & SPA Seefeld; Meditation am Berg (c) Stephan Elsler Olympiaregion Seefeld; Wald Isar (c) Olympiaregion Seefeld; Waldbaden (c) Anton Hiltpolt Olympiaregion Seefeld