Wie beeinflusst Gehen unseren Lebensfluss?
Andrea Latritsch-Karlbauer, Schauspielerin, Autorin und Trainerin, weiht uns ein.
Richten wir unseren Fokus auf das so Nahe, das Banale und doch oft kaum Bemerkte: die Art und Weise unseres Gehens. Sie sagt alles über uns aus, ob wir uns verstellen oder authentisch sind, mutig oder zögerlich, Zugpferde oder Mitläufer. Das Nützliche erschließt sich rasch: Das Analysieren unserer Haltung beim Gehen lässt wertvolle Rückschlüsse zu auf unsere Haltung im Leben! Überspitzt formuliert, erklärt uns Andrea Latritsch-Karlbauer in ihrem Buch „Wer geht gewinnt“, dass unsere Selbstfindung vom Herunterhängen unserer Schultern abhängt, das Erreichen unserer Ziele von der Drehung unserer Füße! Jede Fehl- oder Schonhaltung beschneidet unseren Handlungsspielraum, verursacht Beschwerden. Andererseits bringt uns die Arbeit an einer „guten Haltung“ großen Gewinn!
„Ich mache mich auf den Weg – Schritt für Schritt. Ferse aufsetzen, über den Vorderfuß und die Zehen abrollen, zweites Bein heben und so fort – ein Schritt nach dem anderen – in meinem Rhythmus“, erzählt die Autorin, Sie lässt es sich gut gehen! „Gehen ist nicht nur Gehen“, sagt sie. „Gehen“ ist auch hochgradig in unserem Sprachgebrauch verankert. Wir definieren uns und unser Weltbild über das Wort „Gehen“. Wir machen Rückschritte, treten auf der Stelle. Wie geht es dir?… Geht so! oder vergeht einem alles. Und: Wie die Zeit vergeht. Bewusstes Gehen wiederum ist ein „Zu-sich-Kommen“. Langsames Gehen schafft klare Gedanken und Orientierung und steigert die Konzentration. Ihre Gangdynamik zeigt Ihre Positionierung im Leben. Sind Sie gut verwurzelt, wackelig, unentschlossen, bremsend, vorauseilend?
Wenn Ihr Schwerpunkt zu sehr auf den Fersen liegt, sind Sie entscheidungsfreudig, aber auch unbeweglich. Ein vorsichtiger Bodenkontakt hat die Folge, dass Sie unkonzentriert werden, die Luft anhalten und mit Entscheidungsschwäche kämpfen. Ist der Kopf nach vor gestreckt, ist der Gier-Instinkt geweckt. Schaun’ die Füß’ zu sehr nach innen, sollte man sie gerade richten. Zeigen die Zehen forsch nach außen, geben Sie zwar Ihrer Umgebung die Information scheinbarer Sicherheit, in Wirklichkeit sperren Sie Ihr Becken und somit Ihre persönlichen Ausdrucksmöglichkeiten ein. Die Stimme wird schneidend oder monoton, Sie glauben selbst nicht an sich und Ihre Taten und gehen noch mehr in die Übertreibung. Das sind Ersatzhaltungen und -handlungen.
Info & Service: Vorträge und Workshops von Andrea Latritsch-Karlbauer: http://latritsch-karlbauer.com, Buch: Andrea Latritsch-Karlbauer: Wer geht gewinnt, Goldegg Verlag
Foto: Reinhard Latritsch