Geträumt hatten die Jägers von einem Feriendomizil in Südfrankreich. Verwirklicht haben sie ihren Traum zwischen Rom und Neapel – mitten in einem Olivenhain, mit Blick zum Mittelmeer und zu den Gipfeln des Aurunci-Gebirges.
Aus Neugier sei er mit seiner Frau Bernadette 2010 erstmals nach Itri gereist, erzählt Hans Jäger. Eine Freundin des Ehepaars hatte in der italienischen Kleinstadt an der alten Römerstraße Via Appia ein Haus gekauft. Sie schwärmte von der aussichtsreichen Lage mit Blick über das Tyrrhenische Meer – dem Teil des Mittelmeers, der Sardinien, Korsika und Sizilien umspült. Kilometerlange Sandstrände und die Küstenmetropolen Sperlonga und Gaeta mit ihren mittelalterlichen Ortskernen sind von Itri aus schnell erreicht. Das klang nach einem idealen Standort für die Jägers. Auch sie suchten ein Haus im Süden, um hin und wieder Großstadtgrau mit mediterraner Macchia einzutauschen, Hektik mit Genuss, Lichtsmog mit Sternenhimmel. Sie glaubten diesen Ort in Südfrankreich zu finden. Doch nach dem ersten Besuch in Itri war Südfrankreich Geschichte und ihre Love-Story mit dem Latium begann.
Dem Ruf gefolgt. Gut 30 Objekte hatte sich das Ehepaar aus München auf der Suche nach einem passenden Domizil angeschaut. Darunter viele renovierungsbedürftige Häuser, auch Rohbauten. Skelette aus Stahlbeton, so nennt sie der Internist Hans Jäger. Tatsächlich sind es graue Relikte eingeschlafener Bauvorhaben in bester Lage; stumme Zeugen der maroden Immobilienbranche Italiens. Doch stumm waren sie nicht für Hans Jäger: „Komm auf mein Grundstück, kauf und bau mich“, hätten zwei solcher Skelette ihm zugerufen, erzählt er lachend. Sie warteten auf einem weitläufigen Grundstück in Hanglage auf ihre Entdeckung. Ihr Standort ähnelte der Gegend rund um Nizza, wo die Berge nah ans Meer reichen. So fanden die Jägers ein Stück Südfrankreich im Latium – und bauten dort ihr Urlaubsrefugium, die Villa Due Pini. Die Villa Capri entstand aus dem zweiten Betonskelett und wurde im Herbst 2016 fertig gestellt. Größer und luxuriöser als die ältere Schwester ist sie – laut Hans Jäger „das Haus für die anderen“.
Die Sicht von der 312 Quadratmeter großen Sonnenterrasse der Villa Capri ist weit, bis zum Vesuv und an schönen Tagen zu den Inseln Ischia und Ventotene reicht sie. Doch die gleichnamige Insel in der Bucht von Neapel ist von dort nicht zu sehen. Ihren Namen verdankt die mediterrane Schönheit vielmehr ihrem Architekten Cherubino Gambardella, der auf Capri geboren wurde. Gemeinsam mit seiner Partnerin Simona Ottieri entwarf er aus dem Stahlbeton-Skelett ein Ferienhaus in mediterran klassizistischem Stil. Umgesetzt wurde es von Bauleiter Gerardo mit Hilfe von Handwerkern aus Neapel und Itri als eine Art moderne Akropolis. Grob behauene Natursteine der Gegend bilden das Fundament. Weiße Säulen und Bambuspergola säumen die 250 Quadratmeter große Villa, die sich über zwei Ebenen erstreckt. Die Einrichtung der Villa ist puristisch. Akzente setzen moderne Möbel, Kunst und immer wieder die Farbe Blau – etwa auf den Wänden oder den Keramikfliesen der Fensterrahmen. Vier Schlafzimmer im Haupthaus werden durch zwei weitere im separaten Pool-Bungalow ergänzt. Sie bieten Platz für zwölf Bewohner. Offene Räume sorgen für viel natürliches Licht. Sie holen die Weite der Küstenregion quasi ins Haus hinein oder nehmen die Bewohner mit hinaus – eine Frage der Perspektive. Wer Ruhe sucht, findet aber auch Rückzugsorte. Ob auf dem pinkfarbenen Sofa im Obergeschoss oder im Schatten einer der vielen gigantischen Bougainvillea-Pflanzen, die in weißen Säulen-Stümpfen rund um Haus und Terrasse gepflanzt sind. Sie blühen eigentlich immer und sprenkeln Fuchsia in die blaue-weiße Optik der Villa.
Zitronen am Haus, Büffel-Mozzarella am Strandimbiss. Die Sonne liefert einen Gutteil der Energie, der Garten deckt den Tisch. 40 Olivenbäume auf dem Anwesen sorgen für natives Öl. Zitronen, groß wie Pampelmusen, reifen fast das ganze Jahr über im Garten, ebenso Feigen. Feriengäste dürfen pflücken, was immer sie für den Eigenbedarf benötigen. Ob für selbstgemachte Limonade oder zum Verfeinern von Fangfrischem aus der Kühltheke von Margarethas und Claudios Fischladen, an dessen Auslage Hans Jäger einfach nicht vorbeispazieren kann. Dort ist nur Weniges Importware. Der Golf von Gaete ist fischreich, auch Muschelbänke werden hier kultiviert. Ein Umstand, den Hans Jäger schätzt. Spaghetti Vongole zählen zu seinen Leibgerichten, Fisch in der Salzkruste ebenfalls. Nicht zu vergessen Büffel-Mozzarella oder Buratta, eine Spezialität der Region, die man hier sogar am Strandimbiss mit Blick auf die Steilküste zum Sundowner genießt.
Ferien im Italien von einst und heute. Während im 10.000-Seelenort Itri das ursprüngliche Italien zum „Caffè“ für einen Euro serviert wird, präsentiert die Küstenstadt Gaeta maritime Vielfalt rund um die Bars der Strände. Weltumsegler, Nachtschwärmer aus Rom und viele Kulturreisende auf den Spuren der Etrusker oder Römer bevölkern die Stadt in den Sommermonaten. Dann mischt sich lokales Kolorit mit globalem. Das war vor zweitausend Jahren nicht anders. Das Latium gilt als Keimzelle des römischen Reiches, und Gaeta war seine Metropole. Vom benachbarten, kleineren Formia starten im Latium von heute die Fähren zu den sechs pontinischen Inseln. Hans Jäger empfiehlt Ponza. Die sichelförmige Insel ist in zwei Stunden erreicht. „Von Bord aus kann man die imposante Steilküste und sogar unser Haus sehen“, schwärmt er. Klassische und die mediterrane Architektur der Moderne findet sich auf den Inseln und entlang der Via Appia auf dem Festland. Kleine Juwele am Wegesrand. Auch die großen touristischen Metropolen sind vom Olivenhain der Jägers aus schnell erreicht. Pompeji im Schatten des Vesuvs liegt zwei Autostunden entfernt, der Küstenort Amalfi gut zweieinhalb. Rom und Neapel sind näher. Hier empfiehlt es sich allerdings den Zug zu nehmen und ist in jeweils einer Stunde schnell und stressfrei im Stadtkern beider Metropolen angelangt.
Der gute Geist… Wo Hans Jägers Wissen endet, verweist er auf die gute Seele des Hauses, Francesco. Ein Mitdreißiger, Typ Eros-Ramazotti mit gekreuzter Umhängetasche über modischer Kleidung. Francesco war der Makler, der den Jägers den Olivenhain mit den beiden Betonskeletten verkaufte. Jetzt führt der junge Familienvater ein Restaurant und hat außerdem ein Auge auf das Anwesen der Jägers. Er kümmert sich um Reparaturen, spricht die Sprache der Einheimischen und kennt deren Befindlichkeiten. Darüber hinaus empfängt er die Feriengäste der Jägers, zeigt ihnen die schönsten Strände der Gegend oder organisiert Boots- und geführte Höhlentouren. Francesco weiß genau, welche Wanderungen zu welcher Jahreszeit am schönsten sind. 15 ausgeschilderte Wanderwege verlaufen rund um Itri. Mit bis zu zwölf Kilometer Länge sind sie alle moderat, die Streckenprofile sind auch für untrainierte Aktivurlauber zu bewältigen. Längst kein Geheimtipp mehr sind die Radrouten entlang der Küstenstraße, die in der Nebensaison dennoch ein wenig befahrenes Terrain sind.
Dolce Vita nach Jägerscher Fasson. Feriengäste können ganzjährig in der Villa Capri einbuchen. Auch die Familie Jäger trifft sich sommers regelmäßig im Feriendomizil nahe Itri: mit Bernadette und Hans, ihren drei Kindern und sieben Enkelkindern sind es drei Generationen. Dann spielt sich das Familienleben auf der großen Terrasse und rund um den Pool ab. Auch an Weihnachten oder Ostern waren die Jägers schon in Itri. Das mediterrane Klima sorgt immer für milde Temperaturen, die sogar ein ganzjähriges Schwimmen im Meer erlauben. Das jedoch sei nur etwas für Hartgesottene, nichts für ihn, so Hans Jäger. Doch das mag man dem mittlerweile 70-Jährigen, der schon an mehreren Schlittenhunderennen im Yukon und in Alaska teilgenommen hat, irgendwie nicht glauben. Wer zeitgleich mit den Jägers an einem der schönsten Logenplätze an der Küste Latiums Ferien macht, kommt sicher in den Genuss einer von Hans Jägers kurzweiligen Reise-Anekdoten. Gesammelt hat er die zunächst als Schiffsarzt bei Kreuzfahrten. In den letzten 30 Jahren ist er als AIDS-Experte der ersten Stunde weltweit unterwegs gewesen. Umso mehr wissen die Jägers jetzt das Dolce Vita in ihrem Refugium vor den Toren Itris zu schätzen, etwas Gemütlichkeit bei einem erfrischenden Glas Pinot Grigio auf der eigenen Terrasse oder bei einem Aperol Spritz zum Büffel-Mozzarella am Strandimbiss.
Weitere Informationen unter www.villacapri-experience.com // www.urlaubsarchitektur.de/de/villa-capri