Eine gute Idee! Auf die Festtage folgen Fastentage, Genuss nicht ausgeschlossen!

Alle Jahre wieder, Stefanitag oder war’s Silvester? Auf jeden Fall ich vor dem Fernsteher mit einem halben Kilo Vanillekipferl: Anna Schott (Julia Roberts in „Notting Hill“) gesteht, seit ihrem 19. Geburtstag Diät zu halten. Armes Mädel, denkt man sich, während die letzten Mandelbögen auf der Zunge zergehen. Wie gut, dass uns fast zeitgleich das Versprechen „Frühjahrsfit mit Detox“ anlockt, quasi der Ausweg aus der Gefahrenzone zum freiwilligen „Entgiften“. Eine sinnvolle Sache, auch wenn die Diätgegner spotten. Wo wären wir, würde dem Schlemmen nicht immer wieder mal maßvolles Reduzieren folgen – als Regulativ, das einen Lebensstil nahe legt, der oft aber offenbar nicht oft genug auf Prävention setzt.

Die „Entfernung giftiger Substanzen“ (Detox) hat allemal deutliche positive Auswirkungen auf den Energiehaushalt und die Psyche. Immerhin verzichten wir freiwillig – der Gesundheit zuliebe. Dass dabei Genuss nicht ausgeschlossen ist, darf uns keiner zum Vorwurf machen – so manches Detox-Süppchen ist nämlich ein Hit! Allen Widerholungstätern, Diätabbrechern und Jojo-Effekt-Opfern sei Mut zugesprochen: Detox hat mit Super-Crash-Diäten nichts zu tun (und Notting Hill ist und bleibt ein Film!). Die Detox-Angebote begegnen einem vielmehr als Eintritt zu dauerhaftem Wohlbefinden, Fokus weg von Maßbändern und der BM Index-Diktatur. „Nähren statt hungern“ lautet z.B. der Detox-Ansatz im mehrfach ausgezeichneten Wellness- und Healing-Resort Kamalaya auf Koh Samui, Thailand. Kamalaya-Gründungspartnerin Karina Stewart, Doktorin der TCM weiß: „Aktuelle Erkenntnisse zeigen, dass der Körper viele Nährstoffe braucht, um effektiv entgiften zu können. Es ist also nicht förderlich, dem Körper Nahrung zu versagen und den Entgiftungsprozess damit sogar unangenehm zu gestalten“.

Lustvoll geht man es an! „Saure Zeit adé“ sagt man im Bayerischen Wald bei der Detox-Basenkur im Refugium Lindenwirt, und nach „Leicht-Sinn“ strebt man im Weissenseerhof in Kärnten. Oder Sie entscheiden sich für eines der hervorragenden heimischen Fastenhäuser, eine FX Mayr Kur? Ob Sie in „Daheimistan“ detoxen, in den Bergen oder am Strand ist Geschmacksache. Vom Profi begleitet, fernab des Alltags ist Detox allemal ein Geschenk, aus dem Sie lange Nutzen ziehen. Langfristig möchten Detox-Anbieter ihre Gäste auch mithilfe alltagstauglicher Tipps zu einem gesünderen Lebensstil inspirieren – und zum Wiederkommen natürlich! Die Grundidee: Spezielle Speisen in bestimmter Kombination treiben die Entgiftung voran. Beim Basen-Detox wird auf säurebildende Nahrungsmittel wie Fleisch, Kaffee, Milchprodukte, Zucker und Alkohol verzichtet. Beliebte Detox- Varianten sind Ayurveda-Kuren, TCM-Fasten mit Heiltees und Meridianmassagen, Entgiften in Kombination mit Thalasso.

Der Schlackenstreit. Hinter Detox steckt die Idee, dass nicht falsches Essen und Trinken dick und krank machen, sondern auch Spuren von Chemikalien, etwa von Medikamenten. Diese Stoffe sollen sich als Schlacken im Körper ablagern – Schlacken, die es, sagen viele Experten, gar nicht gibt! Wenn ein Mensch tatsächlich vergiftet sei, helfe ihm auch Detox nicht. Der Physiologe Simon Brookes von der Flinders University im australischen Adelaide sieht die Trendkur skeptisch: „Unsere Nieren, unsere Leber und der Verdauungstrakt entfernen oder neutralisieren Gifte innerhalb weniger Stunden von selbst“, so Brookes. Schädlich seien die Detox-Auszeiten jedoch nicht, mit viel frischem Obst und Gemüse, no Junk-Food, ausreichend Bewegung. Also was jetzt? Ein einfacher Selbstversuch legt die Sache klar: Egal wie Sie es nennen, Schlacken oder „Schleim“ wie in der TCM, beim Fasten bzw. Detoxen scheidet der Körper „etwas“ aus, vieles davon über die Haut. Ja, man sieht es, und man riecht es. „Es“ hinterlässt mit dem Schweiß sichtbare Spuren.

EIN DETOX-TAG

Entgiftungs-Expertin Karina Stewart gibt alltagstaugliche Tipps

  • 7 Uhr: Der Tag beginnt mit warmem Wasser und dem Saft einer halben Zitrone. Bringt den Stoffwechsel in Schwung, stimuliert Nieren und Leber. Leichte (Yoga) Übungen regen die Lymphzirkulation an. Dusche mit Bürsten-Massage.
  • 8 Uhr: Kraft tanken mit Smoothie aus Babyspinat, Gurke, einer Selleriestange, einem halben grünen Apfel, frischen Kräutern, Wasser.
  • Über den Tag verteilt mindestens zwei Liter Wasser trinken, um wasserlösliche Gifte auszuscheiden, und bis zu vier Tassen grünen Tee, der vor freien Radikalen schützt. Mindestens genauso wichtig: Machen Sie lange Spaziergänge. Sauerstoff und Bewegung regen den Stoffwechsel an. So werden Gifte schneller aus dem Blut transportiert.
  • 12 Uhr: Probiotische Power für einen gesunden Darm! Kefir oder Sauerkraut. Milchsäurebakterien stärken das Immunsystem, bringen die Verdauung auf Trab.
  • 12.30 Uhr: Nährstoffreicher grüner Salat mit rotem und gelbem Gemüse. Dazu ein wenig gekochter Quinoa und eine Vinaigrette aus Olivenöl, Zitrone und frischen Kräutern.
  • 15 Uhr: Schwitzkur, 30 Minuten in der Infrarotkabine
  • 18 Uhr: Frühes, leichtes Abendessen. Suppe mit Kräutern, etwas Olivenöl. Grün ist großartig.
  • 20.30 Uhr: Entspannen Sie in der Badewanne mit dem Lieblings-Badeöl, lassen Sie alle Sorgen los.
  • 21.30 Uhr: Licht aus. Wichtige Detox-Prozesse laufen ganz natürlich beim Schlafen ab. Ihr Körper braucht acht bis neun Stunden Schlaf, um sich zu erholen und neue Energie zu tanken.

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