Wenige Positivbeispiele, großer Nachholbedarf
WWF bewertet Palmöl-Einkaufspolitik heimischer Unternehmen und fordert mehr Transparenz und Engagement
18.11.2015. Der WWF veröffentlicht die neue WWF Palmöl Scorecard für den österreichischen Markt. Dabei wurden 66 Unternehmen zur ihrer Palmöl-Einkaufspolitik befragt. Positiv zu bewerten waren nur zwölf Unternehmen. Die vom WWF geforderten Zusatzkriterien werden nur von neun Unternehmen mitgetragen. Mehr als ein Drittel der Befragten nutzt laut eigenen Angaben bereits zumindest teilweise zertifiziertes Palmöl. Die Transparenz bleibt aber ernüchternd: Trotz der vermehrten öffentlichen Diskussion des Themas stieg der Anteil der Unternehmen, die keine Auskunft gaben, von 45 Prozent im Jahr 2013 auf 55 Prozent im Jahr 2015.
66 Unternehmen aus dem Konsumgüterbereich stellten sich heuer auf den Prüfstand und ließen ihre Palmöl-Einkaufspolitik vom WWF analysieren und bewerten.
Nur wenige Positivbeispiele – WWF ortet Nachholbedarf
Friederike Klein, Referentin für Nachhaltige Ernährung, WWF Österreich, zeigt auf: „Leider konnten wir heuer nur zwölf Unternehmen positiv bewerten. Dazu zählen die 11er Nahrungsmittel, BiologoN, Kuchen-Peter-Backwaren und die Vereinigte Fettwarenindustrie in der Kategorie Verarbeiter/Händler, gefolgt von Dr. Julius Pompe, Wewalka, Tante Fanny, Gutscher Mühle Traismauer, Wojnar’s, Ulreich, JOMO und Landena Wels. Sie alle verwenden zumindest 100 Prozent ihres Palmöls für Eigenmarken nach physisch zertifizierten Lieferkettenmodellen wie Mass Balance und Segregiert.“ Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen in Österreich nutzen bereits zumindest teilweise zertifiziertes Palmöl. Weitere 16 Unternehmen zeigen sich immerhin transparent, weisen jedoch einen dringenden Nachholbedarf in ihrer Palmöl-Einkaufspolitik auf.
Höhere Standards sind gefordert
„Bis spätestens Ende 2015 sollen Unternehmen zu 100 Prozent, also vollständig, auf physisch zertifiziertes Palmöl umstellen. In der Scorecard 2013 hatten nur acht österreichische Unternehmen dieses Ziel erreicht, aktuell stehen wir bei zwölf“, gibt Klein zu bedenken. Doch der RSPO gilt für den WWF als Mindeststandard. Denn jedes Jahr gehen weltweit etwa 13 Mio. Hektar Wald verloren – und Palmöl ist nach wie vor ein großer Treiber dieser Entwaldung. Daher fordert der WWF Zusatzkriterien wie das Verbot von gefährlichen Pestiziden, Plantagen auf Torfböden oder Flächen mit hohem Kohlenstoffgehalt, aber auch die aktive Unterstützung von Kleinbauern und Lieferanten, die sich an weiterführenden Standards orientieren. Als Vorreiter gelten hier Initiativen wie POIG (Palm Oil Innovators Group) und FONAP (Forum Nachhaltiges Palmöl).
Ergebnisse & Transparenz sind ernüchternd
Seit der letzten WWF Scorecard im Jahr 2013 nahm die Transparenz bei den Unternehmen weiter ab. 55 Prozent der Befragten verweigerten die Auskunft über ihre Palmöl-Einkaufspolitik (im Vergleich zu 45 Prozent im Jahr 2013). Dass Unternehmen – nach Jahren der öffentlichen Diskussion über das Thema – immer noch keine Auskunft über ihre Palmölpolitik geben, stimmt bedenklich. Der WWF fragt daher in den „Palmöl Scorecards“ regelmäßig bei Konsumgüterherstellern ihre Palmöl-Einkaufspolitik ab. Denn der Anbau und die Nutzung von Palmöl steht häufig unter Kritik. Der steigende Konsum hat enorme Folgen für die Umwelt in den Anbauländern wie Indonesien und Malaysien. Nicht zuletzt kostet der unbedachte Palmölkonsum seltenen Tieren und Pflanzen wie z.B. dem Orang-Utan, das Leben. Der WWF fordert einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Kurswechsel. Viele Palmölproduzenten, aber auch Palmölabnehmer lässt das – jedenfalls bisher – noch ungerührt.
Die WWF Palmöl-Scorecard 2015 finden Sie unter www.wwf.at/presse zum Download.