Mehr als 700.000 Österreicher nehmen mehr als fünf verschiedene Medikamente täglich. Das kann zu gefährlichen Neben- und Wechselwirkungen führen… Daher: Kopf einschalten, checken & checken lassen!

Auf zum Doc und/oder in die Apotheke – es wird / muss Ihnen geholfen werden! Vor allem mit den „daily cocktails“ der älteren Angehörigen – zeigen wir Verantwortung!

Wenn Patienten zu viele verschiedene Medikamente zu sich nehmen, kann es zu einem Medikamentencocktail kommen, der unvorhergesehene Wechselwirkungen hervorruft. Vor allem bei älteren Patienten müssen oft mehrere Leiden gleichzeitig behandelt werden, weswegen die Zahl der Wirkstoffe deutlich höher ist. Laut aktueller Statistik des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger haben in Österreich in einem Quartal rund 700.000 Menschen mehr als fünf Wirkstoffe verschrieben bekommen. Etwa 158.000 Menschen bekommen sogar mehr als zehn Wirkstoffe.

„Eigentlich sollte niemand mehr als fünf Wirkstoffe bekommen, weil die Wechselwirkungen sonst kaum abschätzbar sind“, sagt Mag.a Petra Gludovatz. Sie ist klinische Pharmazeutin und leitet die Krankenhausapotheke der Vinzenz Gruppe-Krankenhäuser in Wien. Sie setzt sich regelmäßig mit dem Ärzteteam über die individuelle Wirkung von Wirkstoffen auf einzelne Patientinnen und Patienten auseinander.

Wie kommt es aber zu so einem unerfreulichen Medikamenten-Mix? Dazu Oberarzt Dr. Andreas Wehrmann vom Krankenhaus Göttlicher Heiland: „Zum einen ist es das ‚Doctor Shopping‘. Für die zunehmenden Erkrankungen werden verschiedene Ärzte aus unterschiedlichen Fachrichtungen aufgesucht. Verbunden mit einem mangelnden Informationsfluss weiß niemand exakt Bescheid, welche Medikamente schon alle eingenommen werden, es kann sogar zu Doppelverschreibungen des gleichen Wirkstoffes kommen. Außerdem wird Medizin zunehmend spezialisierter, man traut sich nicht in den Fachbereich des anderen einzugreifen.“ Verschlimmert wird diese Situation durch einen falschen Einnahmezeitpunkt. „Oft wird das sedierende Mittel in der Früh genommen, der Patient ist tagsüber benommen und nachts munter und unruhig“, so Wehrmann. Wenigen sei bewusst, dass auch frei verkäufliche Produkte starke Wirkungen verursachen können.

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