Zum 25-jährigen Jubiläum der Raimundspiele steht 2018 Ferdinand Raimunds Erfolgsstück „Der Verschwender“ auf dem Programm. Das populäre letzte Werk des Dichters weist eine frappierende thematische Relevanz für die heutige Zeit auf. Prinzipalin Andrea Eckert ist künstlerische Leiterin.

„Da ist der allerärmste Mann
dem Andern viel zu reich,
das Schicksal setzt den Hobel an
und hobelt alle gleich.“

(Aus dem Hobellied)

Raimund schrieb das „Original-Zaubermärchen“ in knapp vier Monaten, am 20. Februar 1834 feierte es seine Uraufführung im Theater in der Josefstadt. „Der Verschwender“ war das letzte Stück des Dichters, der Diener Valentin seine erklärte Lieblingsrolle. In ihr stand er im Januar 1836 das letzte Mal auf der Bühne des Theaters in der Josefstadt.

Zum Inhalt des Stückes. Die Hauptfigur, Julius Flottwell, wirft sein Geld mit vollen Händen beim Fenster hinaus. Er ist sich der Verantwortung nicht bewusst, die seine glückliche finanzielle Lage seiner Umwelt gegenüber bedeutet. Im Grunde sind ihm die Menschen egal, er hält sie sich mit seiner Großzügigkeit lediglich vom Leibe. Im Laufe des Stückes nimmt Raimund seinem Verschwender jedoch alles: Reichtum, Haus, Familie und Stolz. Verarmt, gealtert und einsam begegnet der Verschwender Jahre später seinem ehemaligen Diener Valentin. Dieser Mann ist die Verkörperung von Güte, Freundlichkeit und Empathie, er nimmt seinen ehemaligen Herrn mit offenen Armen auf und teilt das Wenige, das er hat. Es ist diese Begegnung, die Julius Flottwell die Augen öffnet und erkennen lässt, worum es im Leben tatsächlich geht. Ferdinand Raimund verankert das Gute in einem Mann aus bescheidenen Verhältnissen. Das wurde in der damaligen Zeit durchaus als revolutionäres politisches Bekenntnis verstanden. Selbstverständlich geht das Stück gut aus. Die wenigen „guten Werke“ des Julius Flottwell werden ihm von der Feenwelt refundiert und begründen seine fortan glückliche Existenz.

„Der Verschwender gehört zu den großen Erfolgsstücken Ferdinand Raimunds. Der Diener Valentin war seine erklärte Lieblingsrolle. Ich freue mich sehr, dem Publikum der Raimundspiele Gutenstein im kommenden Jahr dieses großartige Stück nahezubringen“, so Prinzipalin Andrea Eckert.

Starke Teamarbeit. Wie in den vergangenen beiden Jahren übernimmt Andrea Eckert die künstlerische Leitung, die Regie liegt in den Händen von Veronika Glatzner, Paul und Marie Sturminger zeichnen für Bühne und Kostüm verantwortlich und Michael Kreiner für die musikalische Leitung. „Veronika Glatzner und ihr Team bezauberten nicht nur mich mit ihrer Inszenierung von Minna von Barnhelm bei den Sommerspielen 2017 in Perchtoldsdorf. Mit diesem Team möchte ich den eingeschlagenen Weg fortsetzen, Ferdinand Raimund behutsam in unsere Gegenwart zu transferieren und auch jüngere Publikumsschichten für uns zu gewinnen“, weckt Andrea Eckert Vorfreude auf die Inszenierung.

Das Organisationsteam der Raimundspiele besteht aus einem Gutteil der regionalen Bevölkerung, die mit Leib und Seele ihre Zeit und Energie dem traditionellen Sommertheater widmet. Ob Kartenverkauf, Blumenschmuck, Buffet oder Unterbringung der Künstler – jeder Handgriff und jede Dienstleistung erfolgt durch Ortsansässige. Diese besondere regionale Wertschöpfung ist nur vor Ort spürbar und trägt jedenfalls dazu bei, den Theaterabend zu einem außergewöhnlichen Erlebnis zu machen.

Besetzung. In Gutenstein wird 2018 Martin Bermoser Julius Flottwell spielen, Holger Schober ist sein gütiger Diener Valentin. Elisa Seydel spielt die lebenskluge, resolute Rosa, Dominik Warta den opportunistischen Diener Wolf. Grischka Voss wird als Fee Cheristane ihre schützende Hand über Flottwell halten. Der 2017 für seine fulminante Darstellung des Habakuk Nestroy-nominierte Eduard Wildner gibt den Naturliebhaber Chevalier Dumont; Michael Pogo Kreiner, Raphael Nicholas, Christina Polzer und andere komplettieren das Ensemble. Prinzipalin Andrea Eckert übernimmt die Rolle des Bettlers Azur.

„Berühmte Schauspieler der Vergangenheit werden mit dem Verschwender assoziiert: Alexander Girardi, Paul und Attila Hörbiger, Josef Meinrad, Inge Konradi als Rosa, Christiane Hörbiger als Cheristane. Zum 25-jährigen Jubiläum der Raimundspiele möchte ich erneut die Dimension von Ferdinand Raimund vor Augen führen. Seine Stücke sind große Utopien. Vor dem Hintergrund der idealisierenden Feenwelt handeln sie von der sozialen Realität der zeitgenössischen Wirklichkeit und ermöglichen uns gleichzeitig den Ausblick in eine Sphäre der Freiheit und Liebe“, so die künstlerische Leiterin Prinzipalin Andrea Eckert.

Kartenvorverkauf und Zusatzprogramm: Premiere ist am 11. Juli 2018 im Theaterzelt in Gutenstein, bis zum 5. August finden 14 Vorstellungen statt. Jeden Donnerstag wird während der Festspielzeit ein attraktives Rahmenprogramm geboten:

12.7.2018: „Lassen Sie mich in Ruhe“, Lesung, Erni Mangold liest Elfriede Gerstl und Eigenes

19.7.2018: „Ein Kind“ von Thomas Bernhard, Lesung mit Hermann Beil, begleitet vom Merlin Ensemble

26.7.2018: „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“, Chansonabend mit Andrea Eckert

2.8.2018: „Hurra!“, Konzert mit Ernst Molden & Band

Details, Buchungen, Reservierungen: www.raimundspiele.at, Tickets: ticket@raimundspiele.at, Telefon: 0676 840 023 200 oder 02634 7220 11, Montag – Donnerstag: 9:00 – 16:00 Uhr, Freitag: 9:00 – 12:00 Uhr

FOTOS: Zelt Stimmung nachmittag © Kern Jochi; Titelbild – Raimundspiele © Monika Gilsing / www.raimundspiele.at;  Besetzung 2018: Schober, Seydel, Eckert, Bermoser, Voss, © Joachim Kern